Mit Holz und Haaren Bürsten- und Pinsel aus Bechhofen
Bechhofen und das Pinselmacherhandwerk verbindet eine langjährige Tradition, die Ende des 18. Jahrhunderts begann. In dem Markt im Landkreis Ansbach gibt es das einzigartige Pinsel- und Bürstenmuseum, bis heute werden hier die beste Qualität hergestellt.
Im Deutschen Pinsel- und Bürstenmuseum gibt es 2.500 Exponate, erzählt Hans Zahn und schließt das Museum auf. Zahn ist Pinselmachermeister in dritter Generation. Seinen Betrieb hat er an den Sohn weitergegeben, die vierte Generation. Begonnen hat in Bechhofen alles vor 250 Jahren, als sich ein Schreinergeselle niederließ, der sein Holzwissen nutzte, um Pinsel und Bürsten herzustellen.
"Also der wichtigste Rohstoff für die Bürstenherstellung ist Holz. Holz war der wichtigste Bestandteil der Bürsten und deswegen waren die Zentren der Bürstenherstellung in Deutschland natürlich in der Nähe von großen Wäldern im Schwarzwald oder im Erzgebirge. Die Bürstenmacher haben am Anfang selber ihr Holz bearbeitet, entweder geschnitzt oder gehobelt. Bechhofen ist das Zentrum der Pinselherstellung. Also wir machen einen Unterschied zwischen Pinsel und Bürste. Pinsel ist, wenn er eine Quaste hat, Bürste ist, wenn es mehrere Bündel hat wie zum Beispiel eine Kleiderbürste, da kann man sich’s am Besten vorstellen."
Hans Zahn
Die einzige deutsche Berufsfachschule für Bürsten- und Pinselmacher ist in Bechhofen, und die Absolventen sind gefragte Fachkräfte. Der Markt ist meist leergefegt. Rund 2.000 Menschen arbeiten in den Bechhofner Betrieben oder in Heimarbeit, denn Frankens Handwerk lässt sich nicht so einfach abbürsten. Billigprodukte "Made in Billiglohnländern" scheren die fränkische Qualität einen feuchten Kehricht.
"Also Wegwerfpinsel heißt's immer: Man kauft ihn im Baumarkt, geht heim und schmeißt ihn weg. Das ist auch das Beste, was man mit dem Produkt machen kann. Wenn man einen gescheiten Pinsel hat oder einen Besen, dann hat man auch länger eine Freude dran. Also ein Rasierpinsel, der kann 20 Jahre gut und gern halten und ein guter Stubenbesen aus Rosshaar, der hält ein Hausfrauenleben oder ein Hausmannleben lang."
Meister Hans Zahn
Sprichwörtliche Besen und Pinsel
Die Kratzbürste, der "Alte Besen", der Einfaltspinsel, der Bauchpinsler, der Mann im Mond, der auf den Mond verbannt wurde, weil er sonntags Bürsten band, der eiserne Besen, der ausgefegt,der neue Besen, der gut kehrt, der alte, der weiß, wo der Dreck liegt: In Alltag und Sprache sind Bürste, Pinsel und Besen überall.
Qualitätsbürsten und -Pinsel sind mit der Hand gemacht
Wirklich gute Bürsten und Pinsel sind zum größten Teil Handarbeit. Die für sie verwendeten Hölzer werden in Feinarbeit zu Handschmeichlern. Wer täglich einen so gefertigten Rasierpinsel in die Hand nimmt, wird das trotz des Preises schätzen. Stil ist eben nicht nur das Ende des Besens. Und auch gute Borsten kosten: Feines Rotmarderhaar entspricht dem Goldpreis. Besonders gefragt sind Bechhofner Pinsel aber in der Malerei bei Künstlerpinseln und beim Kochen, Backen und in der Küche. Wer will schon ein Pinselhaar in der Suppe?
"Bei uns wird auf die Qualität geachtet, und bei uns werden die auch extra ausgeputzt nennt man das, also da werden die losen Haare, die nicht verklebt worden sind, entfernt. UInd normalerweise hat man das bei unserem Pinsel dann nicht, dass man etwas anstreicht, und dann die Haare oder die Borsten noch in seinem Bild oder an seiner Wand oder seinem Fenster hängen hat. Oder dann haben wir auch eine kleine Nische, das sind die Vergolder und die Porzellanmaler: Die können das gar nicht haben, wenn sich der Pinsel auflöst. Also wir kriegen zum Beispiel von den Vergoldern die Pinsel auch zugeschickt: Die wollen, dass wir die wieder reparieren. Also das sind dann eingearbeitete Pinsel, die sie gern haben. Ud die bestehen schon auf Qualität. Also bei uns kann man zwölf Stück bestellen, man kann aber auch tausend bestellen oder zehntausend. Wir fertigen aber auch wenn es eine Sonderanfertigung ist auch einen oder fünf oder sechs Pinsel."
Pinsel- und Bürstenmacherin Melanie Maurer
Pinsel aus Bechhofen sind echte Feger. Das Haar prüfen, das Haar abteilen, auf Form bringen, verkleben, trocknen – bis zum Versand sind rund 15 Handarbeitsschritte nötig und Konzentration bis zur letzten Arbeitsminute. Doch selbst nach dem Kehraus am Feierabend gibt’s in Franken - zumindest vor dem Besen - noch lange kein Entkommen, denn da sind noch die kleinen Besenwirtschaften, die nur an wenigen Tagen oder Wochen im Jahr Selbstgekeltertes oder – gebrautes ausschenken. Der Besen vor dem Haus zeigt, dass geöffnet ist. Bürstenbinder willkommen! Denn die stehen im sprichwörtlichen Ruf trinkfest zu sein
"Also ursprünglich haben die Leute angenommen, dass - weil’s so ne staubige Arbeit war und das in Scheunen gemacht wurde, das Besen- und Reißigbinden und so weiter - dass es das verursacht hat, dass die Leute sehr viel trinken mussten … Heute nimmt man an, dass es woanders herkommt. Die Bürstenmacher haben ja ihre Bürsten selber vertrieben, sei es als Hausierer oder Wanderverkäufer … und da haben sie dann ja auch noch wirklich Geld in der Tasche gehabt und dann haben sie halt am Abend vielleicht a Seidla mehr getrunken als die Einheimischen. Und deswegen denk ich, dass es daher kommt, der kann trinken – saufen wie der Bürstenbinder."
Hans Zahn.