Bayern genießen "Wenn das Gras wächst"
Der Monat Juni ist der Heumond, in dem das in den Frühjahrsmonaten aufgeschossene Gras erstmals gemäht wird. Gras ist nicht nur für die Viecher, sondern auch für uns Menschen essentiell wichtig. Nicht nur, weil es ohne das Grünfutter keine Milch gäbe.
Die Themen von Bayern genießen im Juni
- Oberbayern: Magergras - Die Magerrasenhänge des Altmühltals (Susanne Pfaller)
- Schwaben: Speisegras - Ein Heumenü aus Pfronten im Allgäu (Marianne Bitsch)
- Niederbayern/Oberpfalz: Obergras - Auf den Spuren eines selten gewordenen Kartenspiels (Thomas Muggenthaler)
- Mainfranken: Seegras - Wie man sich bettet, so liegt man (Klaus Rüfer)
- Mittel-/Oberfranken: Technogras - In Erlangen hören sie das Gras besonders gut wachsen (Matthias Rex)
- München: Supergras - Mit Tränen gegossen: Auf was die Superstars spielen (David Herting)
Redaktion und Regie: Gerald Huber
Oberbayern
Magergras - Die Magerrasenhänge des Altmühltals
Grundfutter. So heißt das Gras in der Landwirtschaft. Es ist halt die ursprüngliche, ehrliche Nahrung aller Weidetiere. Der besondere Charme der Weidetierhaltung liegt von Haus aus darin, dass Kühe, Schafe oder dergleichen für Menschen ungenießbares Gras in Milch und Fleisch umwandeln und damit keine direkten Nahrungskonkurrenten für unsereins sind. Das ist auch der Grund, warum die von der Natur am spärlichsten bedachten Gegenden zumeist von reinen Hirtengesellschaften bewohnt sind. Kühe und zuletzt auch Schafe und Geißen sind selbst dort noch produktiv, wo an Ackerbau nicht mehr zu denken ist, weil der Boden zu schlecht, zu steinig, zu trocken ist.
Kontakt
Informationszentrum Naturpark Altmühltal
Notre Dame 1
85072 Eichstätt
Tel: 08421 – 9876 – 0
info@naturpark-altmuehltal.de
Andererseits finden gerade die heutigen Städter und Urlauber Weiden mit ihrer Artenvielfalt wesentlich attraktiver als eintönige Ackerflächen, weswegen gerade die einstmals ärmsten Gegenden, beispielsweise in Bayern, heute den größten Touristenzulauf haben: Die Bergregionen Oberbayerns und die Mittelgebirgsregionen. Überall dort halt, wo bis heute noch Vieh geweidet wird. Eine ganz besonders arme Gegend, die man früher manchmal den „Steinacker Gottes“ genannt hat, war der schwäbische, fränkische und bayerische Jura zu beiden Seiten des Altmühltals. Die dortige Hänge sind mit sogenanntem Magerrasen bewachsen, der nur eine ganz besondere Form von Weidewirtschaft zulässt …
Wandertipp
Der Altmühltal-Panoramaweg führt entlang der Altmühl, sonniger Wacholderheiden und wildromantischer Felsenlandschaften – von Gunzenhausen nach Kelheim. Zu entdecken gibt es entlang der 200 Kilometer langen Strecke historische Städte, einmalige Burgen und Schlösser sowie Zeugnisse aus römischer und keltischer Geschichte. Auf der Strecke wechseln sich Wälder und Magerrasen ab.
Weitere Informationen finden sich auf den Internetseiten des Naturpark Altmühltal.Dort finden sich detaillierte Karten und Tipps für Ausflüge per Rad oder per Pedes. Im Informationszentrum Naturpark Altmühltal kann auch den gebundenen Wanderführer "Altmühltal Panoramaweg" bestellen.
Schwaben
Speisegras - Ein Heumenü aus Pfronten im Allgäu
Wissen Sie, was schuld daran ist, dass frisches Heu so gut riecht? So würzig, dass man süchtig danach werden kann? Der Stoff heißt Cumarin. Er ist übrigens auch in manchen Zimtarten und im Waldmeister drin, der wiederum die Maibowle so verführerisch gut macht. Cumarin hat einen vanilleähnlichen Geschmack und wurde seit Anfang des 20. Jahrhunderts als Aromastoff und Vanilleersatz eingesetzt – bis man gespannt hat: Isoliertes Cumarin in größeren Mengen genossen kann gesundheitsschädlich sein. Aber so groß sind die Heumengen im allgemeinen ja nicht, die wir zu uns nehmen, dass man Angst um seine Gesundheit haben müsste. Nicht einmal, wenn man zu den Allgäuer Heuwirten geht. Gell, da spitzen Sie?
Im Allgäu kann man nämlich nicht nur trefflich im Heu schlafen oder Baden, nein man kann ganze Menüs mit Heu genießen, was wegen des wohlschmeckenden Cumarins auch gar nicht so abwegig ist. Zu den Allgäuer Heuwirten gehört Alfred Endres im Traditionsgasthof Rose in Mittelberg, einem 1000 Meter hoch gelegenen Ortsteil der Oberallgäuer Gemeinde Oy-Mittelberg. Der Gasthof Rose ist bei Einheimischen bekannt als "dr hindr wirt", also der hintere Wirt. Der Chef steht schon in dritter Generation am Herd und kocht traditionsbewusst bodenständig und dabei leicht und fein. Er ist Mitglied der "Landzunge", d.h. er verwendet möglichst viele heimische Produkte. Und da ghört im Allgäu – so ausgefallen wie natürlich – das Heu dazu.
Wandertipp
Die "Steinmeile" führt vom Kurhaus in Oy nach Mittelberg und weiter auf den aussichtsreichen Mittelberger Rücken und informiert anhand grosser Steinbrocken über die vielfältigen Gesteine, die in den Allgäuer Bergen zu finden sind. Gut 150 Höhenmeter, Nachmittagsspaziergang, Einkehr in Oy und Mittelberg.
Wer weiter wandern will, läuft ohne grössere Höhenunterschiede von der malerisch über dem Ort gelegenen Mittelberger Kirche über den langgestreckten Mittelberger Rücken zum 1150 m hohen Horn und weiter nach Oberelleg (oberhalb von Wertach), auf Rundweg zurück nach Mittelberg oder über Faistenoy nach Oy. Reine Gehzeit dreieinhalb bis vier Stunden. Mit Panoramablick auf den Rottachsee, den Grüntensee und die Gipfel der Allgäuer, Tiroler und Ammergauer Berge, von Neuschwanstein bis zur Zugspitze, vom Grünten bis zum Säuling. Einkehr: in Oy, Mittelberg, Oberelleg. Ganzjährig möglich, auch wenn in höheren Lagen noch Schnee liegt, und sehr zu empfehlen.
Niederbayern und Oberpfalz
Obergras - Auf den Spuren eines selten gewordenen Kartenspiels
Gras kann man nicht nur auf der Wiese oder in getrockneter Form auf Allgäuer Tellern genießen – Gras gehört zusammen mit Eicheln, Herzen und Schelln zu einem Genussmittel ganz besonderer Art. Weil wir hier die Zeit für Bayern sind, können wir es uns erlauben , bei vorauszusetzen, dass Sie wissen, was Gras ist. Genau: Das, wozu man jenseits des Weißwurschtäquators Blatt, Laub oder Grün zu sagen pflegt. haben Sie gewusst, dass die Spielkarten vermutlich bei uns im bayerischen Raum entstanden sind.
Das war zu Beginn des Spätmittelalters und da haben sich schon recht früh auch die Kartenfarben herauskristallisiert, die heute als die Farben des sogenannten bayerischen Spiels gelten, sie in Wirklichkeit aber im gesamten Mitteleuropa verbreitet sind. Die französischen Farben, wo das Gras "Pique" heißt, die französischen Karten sind dagegen eindeutig jünger. Das ändert aber nix daran, dass das bayerische Spiel auf dem Rückzug zu sein scheint – und damit auch die schönen alten bayerischen Spiele. Watten und Schafkopf ist ja noch allgemein bekannt. Wer aber kann noch einen rechten Tarock oder einen Wallach; Wem ist überhaupt das Grasoberln noch ein Begriff?
Buch mit traditionellen bayerischen Spielen
Eine Zusammenstellung bayerischer Kartenspiele hat der Bayerische Trachten-Verband veröffentlicht, es heißt "Vom Alten zum Zwangzer".
Mainfranken
Seegras - Wie man sich bettet, so liegt man
Heu und Stroh werden oft in einem Atemzug genannt – nicht ganz zu Unrecht, handelt es sich doch bei beidem um nichts anderes als um getrocknete Formen von Gräsern. Beim Heu ist die Sache klar: Es besteht aus Wiesengräsern, zu denen sich im Lauf der Wachstumsperiode auch noch eine Reihe Wiesenblumen gesellt haben können. Das Stroh dagegen ist der trockene Bestandteil von Zuchtgräsern, der nach dem Ausdreschen der Körner, also von Weizen, Roggen, Hafer und dergleichen übrigbleibt.
Das Stroh, in den fränkischen, schwäbischen und bairischen Mundarten oft auch "Strah" genannt, ist abgeleitet vom Wort "streuen": Es wurde und wird manchmal heute noch eingestreut im Stall. In früheren Zeiten haben nicht nur die Viecher drauf geschlafen, sondern selbstverständlich auch die Menschen – auf Strohsäcken. mangels ausreichendem Ackerbau das Stroh eher knapp war, da hat man sich aber auch schon einmal anders beholfen. Und da kommt wieder das Gras ins Spiel.
Diesmal aber nicht das von der klassischen Wiese, sondern ein ganz spezielles aus dem Wald: Das Seegras. ein Gras, das zwar nicht aus dem Wasser kommt, aber das Wasser schon gern hat. In den Auwäldern am Main wurde es bis vor wenigen Jahrzehnten noch regelmäßig genutzt.
Freizeittipp
Mehr zu Seegras und zu anderen Heilkräutern erfahren Sie im Naturpark Spessart
Ober- und Mittelfranken
Technogras - In Erlangen hören sie das Gras besonders gut wachsen
Gras – woher das Wort kommt, dadrüber sind sich die Sprachwissenschaftler uneins.
Rasenblog
Wissenswertes rund um den Rollrasen finden Sie im Rasenblog von Horst Schwab.
Die einen sagen, es hängt mit einer uralten Wurzel "gra" zusammen, die soviel heißt wie verschlingen, fressen – altgriechisch "grastis" heißt das Grünfutter. Die anderen sagen, es hat mit der Wurzel "gro" zu tun, was soviel heißt wie "wachsen" – wir kenne alle das englische "to grow". Einerlei. Gras ist jedenfalls was ganz Fundamentales. Die Lebensgrundlage für die meisten Tiere und letztlich auch für uns Menschen.
Rasenpflege: vom Mähen bis zum Aerifizieren
Mähen
Wie oft Sie mähen sollten, hängt davon ab, was Sie erreichen wollen. Ein gleichförmig dichter englischer Rasen lässt sich nur durch mehrmaliges Mähen in der Woche erreichen. Auf der anderen Seite werden Blumenwiesen nur zwei Mal im Jahr gemäht - auf etwa sechs bis acht Zentimeter Höhe. In der Regel sagt man jedoch, dass der Rasen bei uns jeweils von sechs bis acht Zentimeter Höhe auf drei bis vier Zentimeter gekürzt werden sollte, damit die Gräser angeregt werden, Seitentriebe und eine entsprechend schöne Grasnarbe zu bilden. Es gilt folgende Faustregel: Etwa die Hälfte der Blattmasse sollte beim Mähen stehen bleiben.
Düngen
Sieht man von Blumenwiesen und extensivem Rasen einmal ab, sollten alle Rasenflächen regelmäßig gedüngt werden. Mineralischer Dünger ist dabei vorteilhaft, beim englischen Rasen unverzichtbar. Damit nicht überschüssige Nährstoffe ausgeschwemmt werden und ins Grundwasser gelangen, sollten Sie alle vier bis fünf Jahre eine Bodenprobe machen, um den Nährstoffgehalt festzustellen. Gedüngt wird nur nach dem Mähen, am besten im Früh- und im Spätsommer bei bedecktem Himmel, ohne Wind und nicht gerade in einer Hitzeperiode. Nach dem Düngen wird beregnet.
Bewässern
Zierrasen ist auch in diesem Punkt am anspruchsvollsten: Er braucht in etwa - abhängig vom lokalen Klima und der Bodenbeschaffenheit - zusätzlich zu den natürlichen Niederschlägen 50 bis 300 Liter Wasser pro Quadratmeter und Jahr. Blumenwiesen dagegen brauchen gar kein zusätzliches Wasser, denn hier kann durch den Bewuchs nur wenig Wasser vom Boden verdunsten. Grundsätzlich gilt: Besser seltener, aber dafür durchdringend gießen. Das heißt: in Trockenperioden einmal pro Woche mit zehn bis 20 Liter pro Quadratmeter. Häufiger ist gar nicht gut, denn der Rasen sollte immer wieder abtrocknen.
Vertikutieren
Mit dem Vertikutierer können wir unseren Rasen von Moosen befreien. Das gleichmäßige, ein bis zwei Millimeter tiefe Anritzen der Oberfläche sorgt außerdem für besseren Wasser- und Gasaustausch. Vor dem Vertikutieren wird gemäht. Vertikutiert wird die gesamte Grasfläche: von links nach rechts und von unten nach oben. Junger Rasen wird einmal pro Jahr, ältere Grasflächen am besten zweimal, im Frühling und im Spätsommer, entmoost. Größere Kahlflächen werden nachgesät. Danach wird gedüngt. Zusätzlich kann man feinen, gewaschenen Sand in den Boden einarbeiten, damit die Nährstoffe besser an die Graswurzeln kommen und Moos nicht mehr so leichtes Spiel hat.
Aerifizieren
Ist der Boden unterhalb des Rasens verdichtet, sollte aerifiziert werden. Das heißt, der Boden wird bis in 20 Zentimeter Tiefe gelöchert oder geschlitzt. Das Löchern kann mit einer speziellen Maschine erfolgen, die kleine Erdzylinder ausstanzt, oder per Hand mit einer Grabgabel. In beiden Fällen werden die Löcher anschließend mit Sand gefüllt. Das Schlitzen des Bodens mit Hilfe eines speziellen Gerätes ähnelt dem Vertikutieren, geht aber deutlich tiefer. Auch hier werden die Risse im Boden mit Sand gefüllt.
Nun – auch wenn sie in vielerlei Hinsicht das Gras wachsen hören –, die Forscher des Fraunhofer Institutes für integrierte Schaltungen in Erlangen beschäftigen sich nicht direkt mit Gras – Grundlagenforschung aber treiben sie aus Prinzip. Und so kommt es, dass das, was in Erlangen entwickelt wird, schließlich regelmäßig seinen Weg in die ganze Welt findet und zwischen San Francisco und Wladiwostok genauso häufig ist wie Gras …
Das Gras wachsen hören
Frank Zappa. Mozart. Kiss. - So abwechslungsreich klingt der Arbeitsalltag von Matthias Rose. Der musikbegeisterte Ingenieur arbeitet bei Fraunhofer. Im Institut für integrierte Schaltungen. Kurz: IIS. Manche sagen die 150 Mitarbeiter in der Abteilung Audio und Multimedia hören das Gras wachsen. Mag sein. Auf jeden Fall hören sie immer genau hin. Sie entwickeln Verfahren zur Komprimierung von Geräuschen, Sprache und Musik. Hier arbeitet eine bunte Mischung aus Kreativen, Naturwissenschaftlern, Elektroingenieuren und Physikern nebeneinander. Ihre wohl bekannteste Erfindung: Der MP3 Codec. Diese intelligente Software hat die Musikbranche revolutioniert. Aber: MP3 ist fast schon ein alter Hut. Die Anfänge des Codecs liegen immerhin schon 30 Jahre zurück. Das Nachfolgeverfahren AAC, das steht für Advanced Audio Coding, setzt sich immer mehr durch. Töne und Musik zu archivieren und reproduzierbar zu machen hat schon früh den Forschergeist geweckt. Bei aller Perfektion: Musikgenuss kommt hinter den dicken Türen des Schalllabors nicht auf. Testhören ist harte Arbeit. Inmitten des schallentkoppelten Raums, vollgestopft mit Lautsprechern und Computern, sitzen die Testhörer und beurteilen, ob die Arbeit an den neuen Komprimierungsverfahren gelungen ist. Kein Computer der Welt kann den Menschen hier ersetzen.
München
Supergras - Mit Tränen gegossen: Auf was die Superstars spielen
Rasen – auch so ein Wort für Gras. Zumindest heutzutage. In früheren Zeiten war der rasen zumindest in Süddeutschland völlig unbekannt. Hier hat man Wasen gesagt. Sie kennen vielleicht den Cannstatter Wasen. Ein Stuttgarter Volksfest, so ähnlich wie die Münchner Wiesn – aber bloß so ähnlich. Wasen bedeutet nicht nur das Gras an der Oberfläche, sondern die ganze durchwurzelte Bodenschicht, egal ob auf einer Wiese oder im Moor. In Norddeutschland haben sie dazu Torf gesagt, das kommt aus dem Slawischen trawa und das wiederum bedeutet Gras.
Der berühmte englische Rasen heißt in seiner britischen Heimat demzufolge turf. Den Torf aus dem Moor hat man in holzarmen Gegenden früher auch bei uns verheizt. Aber im Allgäu hat man Brennwasen dazu gesagt. Der Scharfrichter und der Abdecker hat bei uns früher auch Wasenmeister geheißen, weil er die Überreste von Hingerichteten und von Tieren einfach auf unter dem Gras verscharrt hat.
Heutzutage gibt es andere, die den Wasen oder Rasen beruflich nutzen und dabei eine Menge Geld verdienen: Die Fußballspieler. Und egal ob Juventus Turin, Bayer Leverkusen, der FC Augsburg oder der FC Ingolstadt – sie alle nutzen einen Rollrasen aus Oberbayern.
Mehr Bayern genießen im Fernsehen
Bleibt uns noch der Hinweis auf unsere Kollegen vom Fernsehen. In der Sendung "Zwischen Spessart und Karwendel" geht’s auch ums Gras.