Die drei Mitglieder der ostbayerischen Band Baby You Know kannten sich vom Gymnasium in Mallersdorf-Pfaffenberg. Das ist die Schule, an der ein paar Jahre später Hubert Aiwangers Bruder sein rechtsextremes Auschwitz-Pamphlet verteilt hat. In Niederbayern kennt man das Gymnasium aber auch für einen anderen Politiker: Erhard Grundl, er ist heute Kulturpolitischer Sprecher Der Grünen und Mitglied des Bundestages. Früher war Grundl Gitarrist und Sänger von Baby You Know. Für die Band ging es so richtig los, als die Violinistin und Sängerin Karin Bäumler dazu stieß. Was für eine aufregende Zeit, erzählt sie: "Ich war in den frühen 20ern, hatte gerade angefangen zu studieren und konnte zwei meiner Freunde, Kerstin und Erhard überreden, mit mir eine Land-WG zu gründen. Dadurch wurde unser Haus zum Mittelpunkt, der Kassettenrekorder lief am Tisch und wir nahmen auf."

Der Name war von John Cale inspiriert

Baby You Know war eine Provinz-Band, die aber schnell internationale Fans fand. Als sie ein Konzert der australischen Indie-Darlings The Go-Betweens besuchten, wurden sie von deren Bassisten Robert Vickers gefragt, wie denn ihre Band heiße. Erhard Grundl musste den Namen Baby You Know erst bei den anderen "durchkämpfen", aber da Vickers den Namen cool fand, ging das.

Baby You Know konnten auch mal nach Joy Division oder nach New Order klingen. Produziert hat das Debüt in Landshut ihr erster Plattenlabel-Boss Peter „Upstart“ Wacha. Heute bekannt als Betreiber des Rote Sonne-Clubs München und Booker des Puch Open Airs.

Baby You Know standen für Indie-Folk. Das verstärkte sich, als Robert Forster von den Go-Betweens mit Karin Bäumler zusammenkam, mit in die Land-WG einzog und das zweite Album aufnahm. “Wir probten 4, 5 Tage Abends nach der Uni, sind alle ins Probenzimmer. Es war damals im Speicher einer Kneipe in Regensburg, die hieß „Banane“. Da war ganz viel Gerümpel drin und eine kleine Bühne. Das hat der Band sehr gut getan: „Clear Water“ ist als Album ein Schmuckstück geworden", blickt Karin Bäumler zurück.

Ein Kennenlernen mit dem Fan Townes Van Zandt

Townes Van Zandt

Ein besonderes Lied auf „Clear Water“ ist „I Love You, Still“. Geschrieben von Robert Forster. Als sich seine Go-Betweens auflösten, schrieben es Karin und er fertig und so landete es bei Baby You Know. Und die Band in der Folge live bei den Berlin Independent Days. Dort zeigte sich ein zweiter Fan - ausgerechnet der Musiker, nach dessen Lied ihre erste Platte „To Live Is To Fly“ benannt ist: Townes Van Zandt. Townes ist leider längst verstorben, er war Pionier des sogenannten „Alternative Country“. Karin Bäumler erinnert sich: “Ich weiß noch so gut: wir kamen von der Bühne runter und wir betraten das Backstage-Zimmer, und da wartete Townes Van Zandt auf uns, wow! Es war ein tolles Erlebnis, ihn kennenzulernen. Er hatte eine Geige dabei und wollte, dass ich sie für ihn stimme, das habe ich dann gemacht. Dann zog er eine Silbermünze aus der Hosentasche, schenkte sie mir und diese Münze wurde mein Schatz, über viele Jahrzehnte. Townes war wirklich unser Superhero!“

1997 war die Band Geschichte

Wir könnten jetzt erzählen, dass das dritte Album „Last Night At The Kino Bar“ dann von unserem Ex-Zündfunk-Kollegen Karl Bruckmaier produziert wurde und Thomas Meinecke darauf Lap-Steel-Guitar spielte. Dass sich um ihr nächstes Label Veracity eine tolle Americana-Szene bildete und Platten von Lorette Velvette, Michael Hurley und auch Townes Van Zandt rausbrachte. Aber schon 1997, ausgerechnet bzw. verdientermaßen nach einem Konzert in der Country-Hochburg Memphis, lösten sich Baby You Know auf.

Robert Forster

Karin Bäumler-Forster lebt heute in Australien, wo sie weiterhin Musik mit Robert macht, ihr Sohn Louis spielte mit Dad schon auf dem Puch Open Air. Der Rest von Baby You Know lebt(e) in den USA, Portugal, auf einem Bauernhof in Frankreich oder einem Boot auf dem Mittelmeer. Beziehungsweise in Berlin, wo Grundl für die Grünen im Bundestag sitzt und mit Zitaten von St. Vincent bis Lana Del Rey die Popkultur ins Hohe Haus holt. Auftreten werden sie vermutlich nicht mehr, auch wenn ihre ersten beiden Alben erstmals im Stream erhältlich sind.

"Zeitlos und gut"

Das schreibt Robert Forster zu dieser bewegten Band-History: "Keine deutsche Band klang wie sie: Baby You Know haben Rock, Folk und Singer/Songwriter-Country zu etwas Einzigartigem verbunden. Sie kamen aus der Provinz, weit weg von den Hot Spots der Musik. Was vermutlich der Grund ist, warum ihre ersten Alben so zeitlos und gut klingen.“

Eine der ersten deutschen Indie-Folk-Bands knistert nun auch auf Deinem Handy. Und bringt so ein fast vergessenes, analoges Pop-Kapitel aus dem Southpark zurück in die ewig-digitale Erinnerung.