Serien-Adaption "Fargo" Staffel 5 findet mit fantastischen Frauenfiguren zu alter Stärke
Vor zehn Jahren startete die Anthologieserie "Fargo", basierend auf dem preisgekrönten Film der Coen-Brüder. Warum sich der Wiedereinstieg bei der aktuellen Staffel der Serien-Adaption lohnt.
2019, Schulaula, Planung des jährliches Herbstfestes. Was harmlos klingt, ist in Wahrheit eine Massenschlägerei. Dazu läuft "I’ve Seen All Good People" von den englischen Progressive-Rock-Granden Yes. So geht’s los in der 5. Staffel von Fargo.
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YesSongs #2: YES - I've Seen All Good People
Mittendrin im Getümmel sitzen Dorothy Lyon und ihre etwa zehn Jahre alte Tochter Scottie. Ihrem Namen alle Ehre machend, versucht Dorothy Lyon in dem Durcheinander ihre Tochter wie eine Löwenmutter zu beschützen. So schockt sie mit ihrem Taser, den sie vorsorglich zur Selbstverteidung bei sich trägt, erst den Mathelehrer und zu ihrem Unglück leider auch unabsichtlich einen Polizisten. Ein dummer Zufall, der dazu führt, dass Dorothy, gespielt von Juno Temple, im Handumdrehen von ihrer schlimmen Vergangenheit eingeholt wird.
Cowboy sucht Frau
Denn Dorothy Lyon wird gejagt vom unbarmherzigen Sheriff Roy Tillman. Dorothys erstem Ehemann, dem sie nach jahrelangen Misshandlungen entkommen konnte. Seitdem versteckt sie sich vor ihm, mit Hilfe einer neuen Identität. Doch durch die Erfassung ihrer Fingerabdrücke nach der Massenschlägerei kommt Roy ihr nun bald wieder auf die Spur. Und er, der fanatisch bibeltreue - an einen Sektenführer erinnernde Cowboy - besteht darauf, dass Dorothy ihren Eheschwur einhält.
Um Dorothy, die eigentlich Nadine heißt, zurück auf ihren angestammten Platz an seiner Seite zu holen, schickt Sheriff Roy seine brutalsten Handlanger. Die allerdings haben kein leichtes Spiel, Dorothy gefangen zu nehmen und auszuliefern.
Erinnert an "Kevin - Allein zu Haus"
Es macht unfassbar Spaß, ihr dabei zuzuschauen, wie sie innerhalb kürzester Zeit von unschuldig auf wehrhaft umschaltet, von ahnungslos auf gerissen und wieder zurück. Die Art, wie sie sich gegen diejenigen wehrt, die sie ihrer hart erkämpften Freiheit und Selbstbestimmtheit berauben wollen, erinnert dabei immer wieder an den Weihnachtsfilmklassiker "Kevin - Allein zu Haus". So benutzt sie einfache Haushaltsgegenstände wie Eiswürfel, Glühbirnen oder Schmierseife, um sich die Kidnapper vom Hals zu halten.
Bemerkenswert ist dabei, dass sie im Laufe der Staffel mehrmals Hilfe ablehnt und die Dinge lieber selbst in die Hand nimmt. Auch als ihre ungeliebte Schwiegermutter Lorraine sie mit Geld aus der Familie komplimentieren will, bleibt sie resolut. Auch Schwiegermutter Lorraine Lyon gehört zu den fantastischen Frauenfiguren der Serie. Sie besitzt das größte Inkassounternehmen im Land, was ihr nicht nur Geld und Macht, sondern auch den Spitznamen "Königin der Schulden" eingebracht hat. Stets gut über ihre Kontrahenten informiert, macht sie nicht nur dem Justizminister Ansagen, was er zu tun hat, sondern zwingt auch zwei Bänkern ausnahmslos ihre Forderungen auf.
Männer in dieser Staffel: Möchtegerns
Die Männer hingegen kommen als unselbstständige Muttersöhnchen, treudoofe Ehemänner, untreue Traumtänzer oder vom Pech verfolgte Möchtegerngangster daher, die sich am Morgen auch mal selbst sagen müssen, dass sie zu den Siegern gehören.
"Fargo" findet zu dem zurück, was die Serie in den ersten Staffeln ausgemacht hat. Trotz aller Brutalität herrscht hier ein witziger, oft schwarz-humoriger Grundton vor. Dazu ist die Serie auch eine grandiose Charakter- und Gesellschaftsstudie über den Mittleren Westen und gibt nicht zuletzt einen Einblick, wie es um das amerikanische Machtgefälle der Post-Trump-Ära bestellt ist.
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