"Furiosa: A Mad Max Saga" Warum Furiosa auf das Lastenfahrrad gehört
Der neue Blockbuster "Furiosa: A Mad Max Saga" kann nicht mit dem Vorgänger "Fury Road" mithalten. Er zeigt uns aber erstmals politische Strukturen. Und dass Furiosa eigentlich mit dem Lastenfahrrad durch das Ödland rasen müsste. Eine Kritik.
Mindestens 20 Meter lang und bis an die Zähne bewaffnet. Das ist der War Rig, ein überdimensionaler Kriegs-LKW im neuen Mad-Max Film "Furiosa: A Mad Max Saga". Der War Rig hat Greifarme rechts und links, mit denen die Besatzung angreifende Autos durch die Luft schleudern kann. Direkt über der Fahrerkabine ist eine Mini-Gun befestigt mit nahezu unendlich viel Munition. Flammenwerfer hat die Besatzung auch dabei – und ganz hinten haben sie einen Propeller befestigt, an dem mittelalterliche Morgensterne hängen. Wenn der angeworfen wird, und sich die Morgensterne schnell drehen, werden Verfolger hinter dem War Rig in Stücke gerissen. Und sie wird oft angeworfen im neuen Action-Spektakel von George Miller. Von ihr, der War-Rig-Fahrerin und Hauptheldin des Films: Furiosa.
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FURIOSA: A MAD MAX SAGA – Trailer #1 Deutsch German (2024)
Furiosa, der dunkelste aller Engel
Die Geschichte ist schnell erzählt, denn wie auch schon in Fury Road geht es eher um die Bilder. Und die Details in dieser verrückten Welt, dem postapokalyptischen Australien und seinem endlosen Ödland. Kleine Kritik: Sie gelingen nicht ganz so gut wie im Vorgänger-Film. Nur 30 Zeilen Dialog musste Hauptdarstellerin Anya Taylor-Joy auswendig lernen. Viel zu Reden ist auch nicht in der Wüstenlandschaft, in der nichts mehr wächst nach Klimakrise und nuklearen Katastrophen. "Furiosa: A Mad Max Saga" erzählt die Vorgeschichte der heimlichen Hauptheldin des Vorgängers "Fury Road". Als Kind wird diese Furiosa, gespielt von Anya Taylor-Joy, vom Biker-Warlord Dementus entführt, verkörpert von Chris Hemsworth. In zweieinhalb Stunden Film versucht sie nun, sich an ihm zu rächen.
Die politische Struktur des Wastelands
Viel wichtiger als die Rache-Story ist allerdings das übergeordnete Thema des Films. Denn in "Furiosa: A Mad Max Saga" zeigt uns George Miller zum ersten Mal die politische Struktur des postapokalyptischen Australiens: Es herrscht ein endloser Krieg um die wenigen übrig gebliebenen Rohstoffe. Da ist ein Warlord, der mit einer Wasserpumpe das gesamte Grundwasser des Landes beherrscht und damit Handel treibt. Und da ist ein anderer Warlord, der in Gastown das gesamte Öl kontrolliert und damit die Macht über das Benzin hat.
Mittendrin ist Furiosa. Sie ist von Warlord eins dazu verdammt, Wasser zu Warlord zwei zu bringen. Im Tausch gegen Benzin, das dann von Warlord zwei zu Warlord eins zurückgebracht wird. Dafür braucht sie ihren War Rig. Denn unterwegs wird sie immer wieder von Banditen angegriffen.
Eine Parabel auf Kapitalismus und Ausbeutung
Es ist das fleischgewordene Muskelmann-Patriarchat, dass diese postapokalyptische Welt beherrscht. Einige wenige, die über sehr viele Rohstoffe und sehr viel Wohlstand verfügen, auf der einen Seite. Sehr viele Menschen, die in so großer Not leben, dass sie jederzeit dazu bereit sind, sich gegenseitig umzubringen, nur für ein paar Tropfen Wasser und Benzin. In einer Zeit, in der wir von Sommer zu Sommer neue Temperaturrekorde haben und die Gefahr eines Atomkriegs wieder näher rückt, könnte die Warnung aus „Furiosa: A Mad Max Saga“ aktueller kaum sein. Die Botschaft: Wenn wir nichts ändern, ist diese Welt unsere Zukunft. Im Interview mit dem New Yorker sagt Regisseur George Miller: "Wir spüren doch, dass das in der Geschichte immer schon so gewesen ist. Es hat immer schon die Dominanz regiert." Miller erzählt, er habe eine Hierarchie zeigen wollen, in der die Mächtigen alle Ressourcen kontrollieren und versuchen zu verhindern, dass die Menschen ganz Unten an sie herankommen.
War Rig oder Lastenfahrrad?
Auch wenn es heute noch kein ausgetrocknetes Wasteland gibt: Die Ressourcen werden knapper. Schon jetzt leben 3,6 Milliarden Menschen in Gebieten, die von Wasserknappheit bedroht sind. Müssten wir uns in solchen Zeiten nicht Gedanken machen, wie wir Ressourcen gerechter verteilen? Wie wir ein gutes Leben für alle ermöglichen? Und liegt die Zukunft der Fortbewegung wirklich im War Rig oder nicht doch im Lastenfahrrad?
Im neuen Mad Max sind sie gefangen in der alten Welt. Die Menschen streiten um fossile Energien wie Deutsche um den Benzinpreis an der Tankstelle. Und sie laufen lieber einigen wenigen Anführern hinterher, wie viele heute den Trumps, Putins, Ergodans oder Elon Musks. Kaum jemand denkt darüber nach, wie das System gerechter werden könnte. Aber klar: Ohne Verbrennungsmotoren gäbe es auch keine rasanten Verfolgungsjagden! Elektroautos würden ständig nur an der Ladesäule hängen. Und an ein Lastenfahrrad kann man keine Morgensterne hängen.
Furiosa als anti-autoritäre Hoffnung
Nur die Hauptfigur, Furiosa, die will eigentlich überhaupt nicht auch auf’s Gas treten und hat auch keinen Bock darauf, sich von mächtigen Warlords herumkommandieren zu lassen. Auch wenn uns „Furiosa: A Mad Max Saga“ nicht zeigt, wie die bessere Welt aussehen könnte, ist da also noch ein bisschen anti-autoritäre Hoffnung inmitten der Warlords und Motorräder. Aber auch die Erkenntnis, dass uns der nächste Mad-Max-Film eine Heldin zeigen muss, die nicht mehr auf dem War Rig, sondern auf dem Lastenfahrrad durch das Wasteland rast.