Rocko Schamoni kennt man als Musiker, Autor, Gründer des Golden Pudelclubs in Hamburg und vor allem als kongenialen Telefonstreichemacher bei Studio-Braun. Jetzt kommt eine Rolle auf diese bemerkenswerte Liste: Showmaster. „Rocko Schamoni Supershow“ heißt seine neue Sendung und ist eine Mischung aus Talk, Reportage und Mockumentary, bei dem nie ganz klar ist, was echt ist und was gespielt. Wir haben mit dem Showmaster über sein neues Projekt geredet.

Zündfunk: Was ist denn so super an deiner Show?

Rocko Schamoni: Die Behauptung, dass das eine super Show sei, stammt von meinem Tourmanager Gerion Klug. Der hat gesagt, meine Show müsste Supershow heißen, damit mehr Leute in die Show kommen.

Die Ausgangslage ist in gewisser Weise selbstironisch. Deine Karriere ist am Ende. Was hat dich kaputt gemacht?

Corona. Das war bei uns allen so. Wir sind alle in so ein bodenloses Loch gefallen. Ich habe auch davor schon viele Miseren erlebt und viele Tiefpunkte in meiner Karriere, aber das war nicht zu unterbieten. Das war der größte Tiefpunkt meiner Karriere und dann habe ich gedacht, das könnte man doch direkt mal emotional ausbeuten.

Dein irrer Manager hat eine Idee: Andere Stars sollen dir helfen, wieder auf die Beine zu kommen. Wie genau?

Indem diese Stars eingeladen werden, mit mir einen Tag in ihrer Heimatstadt zu verbringen, um mir dort über ihre Karriere zu berichten. Und am Abend trete ich dann in dieser Heimatstadt mit meiner unendlichen Never Ending Tour auf.

Also wie Johnny Cash! Wo verschlägt es dich denn da so hin?

Zum Beispiel Neustrelitz, wo Charly Hübner herkommt. Und am Abend der Show lade ich Charly dazu ein, mit mir in Neustrelitz aufzutreten, damit die Halle, die durch Corona stark geschwächt ist, endlich mal wieder ausverkauft ist. Aber wir sehen nur diesen Nachmittag, den wir gemeinsam verbringen, und nicht die Show am Abend. Das ist der Clou dieser Serie. Wir sehen immer nur die Vorbereitung zur Show und dann gehen wir am Ende auf die Bühne. Aber was im Saal passiert, brauchen wir gar nicht mehr.

Man glaubt es nicht, aber sogar Töpfern und Pandabären spielen eine Rolle in der Super Show. Und was hat Linda Zervakis damit am Hut?

Linda Zervakis kommt aus einer Familie, in der Kunst klein geschrieben wurde und sie hätte gerne viel mehr Kunst in ihrer Jugend gemacht. Darüber berichtet sie in der Show, wie aufgrund der sozialen Bedingungen, unter denen sie aufgewachsen ist, ihre Eltern sich einfach nicht leisten konnten, sie zum Flötenunterricht zu schicken. Und wir reden dabei, während ich Linda die erste Keramik-Töpferstunde ihres Lebens gebe. Das hat ziemlich Spaß gebracht, weil Linda keine geborene Töpferin, aber auch nicht unbegabt ist. Und wir haben dann so einen kleinen Aschenbecher gemeinsam modelliert und über die Kunstwerdung von uns beiden geredet.

Klaas Heufer-Umlauf spielt ja auch eine Rolle und wir erfahren, dass er Blumfeld-Fan der ersten Stunde war. Das hätte ich nicht gedacht!

Blumfeld, Tocotronic und Die Sterne! Er war richtig Hamburger Schüler gewesen - das habe ich auch so nicht geahnt, dass er da so deep eingecheckt ist auf unseren Kram. Wobei, 'unser Kram' ist jetzt leider überspitzt formuliert, ich war ja nur eine Randerscheinung davon. Aber trotzdem hat mich das auch gefreut, denn es ist ja nicht die allerschlechteste Schule, in die man im Pop-poetisch gegangen sein könnte.

Jetzt würden wir dir auch gern helfen, dass deine Karriere wieder in Schwung kommt. Wir hier im Zündfunk werden auch schon steinalte 50 und du darfst ein Lied für uns schreiben, das dann natürlich auf Powerrotation kommt. Was müsste da so rein in einem Lied übers Radio und den Zündfunk? Töpfern und Pandabären sind natürlich willkommen!

Dieses Lied gibt es schon und das könnt ihr auch gerne spielen, wenn ihr die Traute dazu habt. Das Lied heißt „Das bin nicht ich“ und ist von meinem letzten Album. Es handelt davon, wie es ist, wenn man diese magische Grenze von über 50 übertritt und sich auf einmal im Spiegel nicht mehr wiedererkennen kann, aber trotzdem spürt.

Was macht ihr denn gegen so eine Altersdepression, die heftigst einsetzt?

Ehrlich gesagt habe ich das Gegenteil erlebt. Das ist keine Altersdepression, das ist einfach nur eine Erkenntnis, dass die alten Schalen fallen und langweilig sind. Ich will gar nicht mehr in den alten Formen verweilen und freue mich, dass ich bald neue Formen annehme. Also erst mal zu Erde und Staub werde und dann von Würmern gefressen werde, das wird spannend werden! Auch die seelische Verwandlung im Alter ist zu meinem Vorteil. Die Depressionen, die ich mit 20 und 30 hatte, sind zu großen Teilen merkwürdigerweise mit dem Niedergang meiner, meiner körperlichen Anwesenheit nahezu verschwunden.

Die Rocko Schamoni Supershow ist seit 15.03.2024 in der ARD Mediathek zu sehen.