Torsun Burkhardt gestorben „Adieu!“
Torsun Burkhardt von der Band Egotronic ist tot. Er prägte den Electropunk in Deutschland und verknüpfte Hedonismus mit Gesellschaftskritik. So reagieren Familie, Weggefährten und Fans auf seinen Tod mit nur 49 Jahren.
„Adieu!“, so lautete die letzte Nachricht von Torsun Burkhardt in den sozialen Medien. Der Sänger und Bassist der Electropunk-Band Egotronic ist am Samstag nach einer Krebserkrankung gestorben. Seiner Ehefrau Selina trug er auf, diese finalen Worte zu posten, wenn es so weit ist. Dazu ein Bild, das ihn lachend auf den Stufen vor einer Wohnungstür zeigt mit einer dieser Spaßbrillen: knallgelb und mit Gläsern in Herzform.
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„Friedlich im Schlaf gestorben“
„Torsun ist gestern Nachmittag friedlich im Schlaf gestorben“, schreibt seine Frau zu dem Bild auf Instagram. Auf seinen Tod mit nur 49 Jahren habe sie sich trotz der langen Zeit der Krankheit nicht vorbereiten können. „Wir sind traurig und schockiert, aber auch irgendwie froh, denn er hatte genug vom Krebs und auch wenn wir nicht so weit sind, er war es allemal.“
Sein Tod am Samstag, den 30. Dezember, kam auch für seine Fans nicht überraschend. Torsun Burkhardt hatte seit vergangenem Frühjahr offen über „die Dreckskrankheit“ gesprochen – er hatte Speiseröhrenkrebs mit Metastasen in der Leber. Nicht mehr heilbar. „Ich bin ganz froh, dass ich die Krankheit öffentlich gemacht habe“, sagte er in einem taz-Interview im Mai. Denn dadurch habe er Nachrichten bekommen, die Leute normalerweise erst schrieben, wenn man tot sei: „Es hat mich teilweise sehr gerührt, was die Leute mir geschrieben haben, was die Musik, die ich mache, ihnen bedeutet.“
Ein weiterer Schwung solcher Dankesbotschaften findet sich nun in den sozialen Medien. Fans erzählen, seine Musik habe sie politisiert, bei Liebeskummer oder auf dem Dorf gerettet. Und sie erzählen von Konzerten, die sie nicht vergessen werden. Kirsten Achtelik, selbst von Burstkrebs betroffen, hatte Burkhardt für die taz interviewt. Auf X bedankte sie sich nun dafür – und für „Raven gegen Deutschland“. Ein Song der Electropunk-Band Egotronic, deren Sänger und Bassist Torsun Burkhardt war.
Egotronic gehörte zu den Erben von DAF
Der Songtitel benennt zugleich auch den roten Faden im Werk von Torsun Burkhardt, der Hedonismus mit Gesellschaftskritik verband. Seine Band Egotronic stand für politische deutsche Texte und gehörte zu den Erben von DAF, der Deutsch-Amerikanischen Freundschaft. „In seinem Electropunk ist der Geist von Görl und Delgado-López zu hören“, so Zündfunk-Musikjournalist Ralf Summer.
Mehrere Fans und Weggefährten verabschieden sich nun in den sozialen Medien von Torsun Burkhardt mit dem hebräischen Trinkspruch „L’Chaim!“ – „Auf das Leben!“. Nicht nur weil der Musiker das Leben feierte, sondern auch weil er sich unermüdlich gegen Antisemitismus einsetzte. Er war Mitbegründer der Initiative Artists Against Antisemitism. Nicht nur die Amadeu-Antonio-Stiftung erinnert zum Abschied an seine klaren Worte gegen Antisemitismus, auch in der Linken.
„Last Christmas“
Zuletzt hob Burkhardt die Band Torsun & The Stereotronics aus der Taufe. Ein erstes und zugleich letztes Album erschien im Mai. Vor wenigen Tagen postete er noch ein Weihnachtsvideo mit dem bewusst doppeldeutigen Untertitel „Last Christmas“. Er sollte Recht behalten.
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