Strom, Proteste und viel Müll Wie blicken Sie auf 70 Jahre Atomkraft zurück?
Wie sinnvoll und sicher ist die Nutzung der Kernenergie? Viele Jahrzehnte lang wurde über diese Frage diskutiert. Die Anti-Atom-Bewegung hat lange dafür gekämpft, die deutschen Kernkraftwerke vom Netz zu nehmen. War das notwendig? Und wo könnte ein Endlager für den Atommüll entstehen? Darum ging es im Tagesgespräch!
70 Jahre Atomkraft – das Tagesgespräch schaut zurück auf den 27. Juni 1954: In In Obninsk, einem Ort in der Sowjetunion, etwa 100 Kilometer südwestlich von Moskau, geht das weltweit erste Kernkraftwerk in Betrieb.
In der jungen Bundesrepublik Deutschland hat man damals ebenfalls hohe Erwartungen an die Atomenergie: Konrad Adenauer (CDU) gründet im Oktober 1955 ein Bundesministerium für Atomfragen; zuständiger Minister wird Franz Josef Strauß (CSU). In den 60er Jahren folgen Bau und Inbetriebnahme der ersten Kraftwerke in Gundremmingen, Lingen und Obrigheim. Die sozialliberale Regierung setzt in den 70ern den Ausbau weiter fort.
Auch die Anti-Atom-Bewegung nimmt Fahrt auf. Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im April 1986 steht die Kernenergie mehr und mehr in der Kritik. In Bayern gibt es heftige Auseinandersetzungen um die Wiederaufbereitungsanlage (WAA) in Wackersdorf.
- Zur Dokumentation: Atom-Streit in Wackersdorf - Die Geschichte einer Eskalation
Zur Jahrtausendwende will die Koalition von SPD und Grünen unter Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) den Einstieg in den Ausstieg. Union und FDP verlängern 2010 die Laufzeiten der Kernkraftwerke wieder.
Dann passiert im März 2011 die Atomkatastrophe im japanischen Fukushima. Es folgt eine erneute Wende in der deutschen Energiepolitik: "In Fukushima haben wir zur Kenntnis nehmen müssen, dass selbst in einem Hochtechnologieland wie Japan die Risiken der Kernenergie nicht sicher beherrscht werden können", sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einer Regierungserklärung.
Nach und nach gehen alle Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz, die letzten drei am 15. April 2023 – am Ende waren sie wegen der Energiekrise noch vorübergehend im Streckbetrieb.
- Zur Dokumentation: Deutschland schaltet ab - Der Atomausstieg und die Folgen
Ihr Fazit zur Nutzung der Atomkraft?
Und heute? Das Tagesgespräch hat die Anruferinnen und Anrufer gefragt: Welche Bilanz ziehen Sie nach 70 Jahren Atomkraft? Sind Sie froh, dass heute keines mehr in Deutschland in Betrieb ist oder war der Ausstieg Ihrer Meinung nach zu voreilig? Sind die Risiken höher als der Nutzen? Was haben die Anti-Atom-Proteste bewirkt? Waren Sie selbst dabei? Und welche Perspektive haben Sie auf die Suche nach einem Standort für ein Atommüll-Endlager? Das waren die zentralen Fragen im Tagesgespräch.
Zu Gast im Tagesgespräch bei Christine Krueger war Dr. Jan-Henrik Meyer vom Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie. Er forscht zum Umwelt- und Energierecht und auch zu den Beziehungen von Gesellschaft und Atomkraft in Europa.
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