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Ab nach draußen Efeu ist im Oktober die "letzte Tankstelle" für Insekten

Auch im Oktober suchen die Insekten Nahrung – doch die wird immer knapper. Eine Ausnahme ist da der Efeu, der gerade im Herbst blüht und Nektar bietet – zum Glück für Schmetterlinge, Käfer und Co. Auch unser Gartenexperte Andreas Modery ist von der Kletterpflanze begeistert!

Von: Andreas Modery

Stand: 15.10.2024 13:15 Uhr

Efeu: Im Herbst Tankstelle für Insekten und Schmetterlinge | Bild: Andreas Modery

Praktisch alles, was sechs Beine hat – also unsere Insekten – kommt im Herbst bei ihm vorbei um nochmals Nektar zu tanken! Die Rede ist vom Klettermax unter den Pflanzen – dem Efeu. Er kann bis zu 200 Jahre alt werden und problemlos über 20 Meter in die Höhe wachsen.

Im Ranking um die beliebteste Herbstpflanze "schiebt" er sich still und heimlich auf Platz 1! Der Grund: Er verwöhnt unsere Insekten erst dann, wenn die anderen Nahrungsquellen "versiegt" sind und nicht mehr zur Verfügung stehen!

Alle lieben Efeublüten: vom Admiral bis zur Wespe

Die Blüten des Efeus sind so, dass alle Insekten daran naschen können, von den Ameisen bis zu den Schmetterlingen.

Seine in einer Halbkugel angeordneten, unscheinbar gelbgrünen Blüten sind völlig offen, so dass Besucher aller Art einen offen gedeckten Tisch vorfinden. Praktisch alles, was sechs Beine hat, kommt – wie schon gesagt – jetzt im Herbst hier vorbei, von Ameisen über Fliegen, Schwebfliegen aller Art, Wespen, Bienen und Faltern. Selbst Marienkäfer weichen nun mangels Blattläusen gerne auf energiereichen Blütennektar aus.

Ein Falter-Nahrungs-Paradies im Herbst

Ein Admiral

Grundsätzlich kann man an Efeu aber fast alle Falter finden, die noch spät im Jahr unterwegs sind, also etwa Tagpfauenauge und Kleiner Fuchs, die beide als erwachsene Falter überwintern, oder auch der Distelfalter, der ähnlich wie ein Teil der Admirale als Wanderfalter jetzt wieder Richtung Süden fliegt. Unter den "wandernden" Schmetterlingen, die bald Richtung Süden abwandern, stärkt sich insbesondere der schwarz-rot-weiße Admiral an den Efeublüten als auch am Fallobst.

Delikatesse für gefiederte Freunde

Auch nach dem Verblühen ist der Efeu eine wichtige Nahrungsquelle. Die im Winter blauschwarz heranreifenden Früchte werden vor allem von Staren, Amseln und anderen Drosseln gerne gefressen. Bis Efeu zur Blüte kommt, dauert es allerdings acht bis zehn Jahre.

Bonjour tristesse

Trotz der hohen Beliebtheitswerte gehört der Efeu nicht gerade zu den Pflanzen, die Freude und Lebenslust verkörpern! Mit seiner intensiv dunkelgrünen Blattfarbe wächst er an schattigen Plätzchen, nicht nur im Wald an den Bäumen, sondern auch an Friedhofsmauern und auf Gräbern.

Übrigens: Die Verbindung Grabbewuchs und Todessymbol beruht auf einem modernen Missverständnis! Denn lange Zeit galt der Efeu ursprünglich wegen seiner immergrünen Blätter als Symbol des ewigen Lebens und der, den Tod überwindenden, ewigen Treue. In der Nibelungensage wird von Tristan und Isolde berichtet, dass sich die unglücklich Liebenden im Tod schließlich in Form zweier zusammenwachsender Efeupflanzen vereint haben.

Götter mit Efeukränzen: Lasst uns feiern!

Doch das Image war nicht immer so düster: Zur Zeit der alten Griechen und Römer verkörperte der Efeu immer die Einladung zu einer wilden Orgie! It's Party-Time! Ob Dionysos oder Bacchus – im Altertum galt Efeu durchweg als Symbol der fröhlich feiernden Götter und ihrer Gelage. Ebenso oft wie mit Weinlaub stellte man die "Feiernden" mit Efeukränzen dar.

Hustensaft aus Efeublättern und Früchten

Es steht fest: Aus Efeublättern und Früchten kann man keine Drinks oder Cocktails herstellen – aber dafür einen schnell wirkenden Hustensaft. Der aus den Blättern gewonnene Wirkstoff setzt in den Atemwegsorganen schleimlösende Stoffe frei, die die Bronchien erweitern und den Husten lindern.

Vermehrung mit Efeu-Stecklingen

Efeu lässt sich mit Stecklingen einfach vermehren. Doch Achtung: Stecklinge aus Blütentrieben entwickeln niemals Kletterwurzeln, sie eigenen sich nur als Bodendecker.

Efeu ist übrigens "lichtscheu", das heißt, die Triebe wachsen zur vom Licht abgewandten Seite. Deshalb gedeiht er im Halbschatten und Schatten besser und mag keine Sonne!


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