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Zwei bayerische Komiker von Welt

Von: Ernst Eisenbichler

Stand: 07.06.2011 | Archiv

Vor Karl Valentin und Liesl Karlstadt ist nichts sicher. Mit der unerbittlichen Schärfe ihres Witzes durchbohren sie sämtliche Kategorien der Wirklichkeit. Mit absurder Komik und Logik-zertrümmernder Sprachakrobatik demontieren sie alle Regeln der Kunst. Bürgerlicher Wertekosmos und Lachmuskeln werden gleichermaßen erschüttert. In ihrer Destruktivität scheuen sie dabei auch vor Radikalität nicht zurück.

Und doch ist ihre Komik fast immer auch tragisch. Zeitgenössische Künstler wie Bert Brecht, Kurt Tucholsky oder Lion Feuchtwanger haben das Talent von Karl Valentin früh gewürdigt. Aber in der Breitenwirkung haften ihm und seiner Partnerin Liesl Karlstadt bis heute der Ruch eines bayerischen Volkswitzes an.

Ihre wahre Bedeutung als Komiker-Genies auf einem Niveau von Charlie Chaplin oder Laurel & Hardy wird häufig immer noch verkannt. Dabei stehen Valentin und Karlstadt für vieles - nur nicht für weiß-blaue Weißwurstgaudi.

Karl Valentin (undatierte Aufnahme) | Bild: picture-alliance/dpa zum Artikel Karl Valentin Komiker aus der Au

Am 4. Juni 1882 geboren, im Münchener Arbeiterstadtteil Au aufgewachsen, als Kind schon Asthma zugezogen, Gesellenprüfung als Schreiner und später eines der größten Komikergenies - der Lebensweg des Valentin Ludwig Fey. [mehr]


Karl Valentin um 1905 | Bild: picture-alliance/dpa zum Artikel Karl Valentin Kein Glück am Anfang

Vom Schreiner zum Komiker - ein Start mit Hindernissen. Valentin erfand seinen Namen und konstruierte einen wundersamen Musikapparat. Ab 1908 ging es dann mit der Karriere langsam aufwärts. [mehr]


Weiß Ferdl (Aufnahme von 1948) | Bild: picture-alliance/dpa zum Artikel Karl Valentin Kein Volkssänger

Valentin war Komiker zu einer Zeit, als München die Hochburg der Volkssänger war. Er selbst wäre mit dieser Bezeichnung allerdings nur sehr unzureichend beschrieben. [mehr]


Karl Valentin vor dem Schild "Eingang zum Panoptikum" | Bild: SZ Photo / Scherl zum Artikel Karl Valentin Kein Unternehmerglück

Im Münchner Kabarett "Frankfurter Hof" begegnete Valentin Liesl Karlstadt. Als Duett kamen beide schließlich ganz groß heraus. Pech hatte Valentin allerdings als Unternehmer: Sein Theater und sein Panoptikum-Projekt scheiterten. [mehr]


Karl Valentin (undatierte Aufnahme) | Bild: picture-alliance/dpa zum Artikel Karl Valentin Kein Widerstandskämpfer

"Gut, dass Hitler nicht Kräuter heißt, sonst müsste man ihn mit 'Heil Kräuter' grüßen!" Valentin streute während der Nazi-Zeit durchaus Provokationen ins Bühnenprogramm ein. Ein Autor, der gegen ein Regime anschrieb, war er jedoch nicht. [mehr]


Karl Valentin (Aufnahme von 1946 oder 1947) | Bild: Valentin-Erben / RA Fette zum Artikel Karl Valentin Kein Glück am Ende

Valentins letzte Jahre waren ein einziges Trauerspiel. Fast vergessen verarmte er in seinem Planegger "Exil". Nach seinem letzten Auftritt 1948 holte er sich eine Lungenentzündung, an deren Folge er am 9. Februar starb. [mehr]

Liesl Karlstadt (undatierte Aufnahme) | Bild: SZ Photo zum Artikel Liesl Karlstadt Von der Soubrette zur Komikerin

Armut war eine prägende Kindheitserfahrung für Elisabeth Wellano. Ihre heimliche Liebe gehörte dem Theater - und als Liesl Karlstadt machte sie an der Seite von Karl Valentin tatsächlich Karriere als Komikerin. [mehr]


Liesl Karlstadt, im Hintergrund: der Alte Peter in München | Bild: SZ Photo / Scherl zum Artikel Liesl Karlstadt Erste Engagements

Karlstadt stand zunächst als jugendliche Soubrette auf der Bühne. Aber schon bald erweiterte sie ihr Spektrum von Couplet-Singen, Bauernkomödien bis hin zur dramatischen "Kameliendame". [mehr]


Karl Valentin und Liesl Karlstadt in "Der verhexte Schweinwerfer" | Bild: SZ Photo / Scherl zum Artikel Liesl Karlstadt Partnerin von Valentin

1911 kam es zu einer historischen Begegnung in der Garderobe einer Münchner Wirtshausbühne: Karlstadt traf Valentin, der ihr sofort riet: "Sie müssen sich aufs Komische verlegen." Der Beginn einer Zusammarbeit bis Valentins Tod. [mehr]


zum Artikel Liesl Karlstadt Schwere Krise

Mit Valentin kamen die großen Erfolge für Karlstadt, aber auch die Schattenseiten an der Seite eines egozentrischen Hypochonders. Ihr Verhältnis war mit der Zeit so belastet, dass Karlstadt 1935 sogar einen Selbstmordversuch unternahm. [mehr]


Theo Lingen und Liesl Karstadt in der Filmkomödie "Um eine Nasenlänge" (1949) | Bild: picture-alliance/dpa zum Artikel Liesl Karlstadt "Lebenslänglich komisch"

Ab 1943 stand Liesl Karlstadt wieder als Schauspielerin auf der Bühne. Ab Ende der 40er-Jahre wurde sich auch im Rundfunk populär: erst als "Frau Brumml", später als "Mutter Brandl". [mehr]


Liesl Karlstadt (undatierte Aufnahme) | Bild: picture-alliance/dpa zum Artikel Liesl Karlstadt Ihr Anteil am Erfolg

Der eigentliche Genius, der hinter den meisten Arbeiten steckte, war zweifellos Valentin. Ebenso unumstritten ist aber Karlstadts Kongenialität auf der Bühne. Sie war das Komplementärstück, ohne das Valentins Figuren nicht funktioniert hätten. [mehr]


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