Porträt Ewig Meister Eder
"Ich mag keine Wapperl am Arsch", sagte Gustl Bayrhammer kurz vor seinem Tod. Und doch blieb die Rolle des Meister Eder als Etikett an ihm haften wie dessen berühmter Kobold am Leimtopf. Am 12. Februar wäre der Volksschauspieler 100 Jahre alt geworden.
Für Adolf Gustav Rupprecht Maximilian Bayrhammer, den alle Welt nur Gustl rief, hatte es nie ein anderes Ziel gegeben als die Bühne. Sein Vater Max, selbst Hof- und Staatsschauspieler zwischen Frankfurt und Sankt Petersburg, war skeptisch. Und so absolvierte der Sohn eine Ausbildung an der Münchner Kaufmannsschule, studierte den Markt und die Finanzen, bevor er seine von Rauch und Schnupftabak belegte Stimme über die Bühnen der Provinztheater poltern ließ.
Durch Therese Giehse an die Kammerspiele
Gut 20 Jahre tingelte Bayrhammer durchs Land, trat in Augsburg, Karlsruhe, Tübingen und Salzburg auf. 1966, mit 44 Jahren, begeisterte er bei einem Gastspiel am Münchner Volkstheater Therese Giehse für sein Handwerk. Sie war es, die ihm den Weg an die Münchner Kammerspiele ebnete. Plötzlich hatte Bayrhammer alles, wonach er sich gesehnt hatte: Er war zurück in der Heimat, interpretierte Shaw, Shakespeare, Schiller und avancierte zum Liebling auf den besten Bühnen der Stadt.
Im BR-Komödienstadel gab der gebürtige Kraillinger den Bürgermeister und die Hallodris. Mehr als siebenhundert Mal erlebte ihn das Publikum zudem im Residenztheater als gutmütigen Himmelspförtner Petrus im Stück "Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben".
Wider das "Seppl-Image"
Große Erfolge feierte Bayrhammer als kultig-grantelnder "Lodenkriminaler" Veigl, dem ersten bayerischen Tatort-Kommissar. Dass er nach 15 Folgen ausstieg und auch den Komödienstadel rasch hinter sich ließ, lag an zunehmend flachen Drehbüchern. Für "volksdümmlichen Bayern-Kitsch" und das "Seppl-Image" eines "bayerischen Hausdeppen", wie er es nannte, war er zu ehrlich und zu anspruchsvoll.
Bayrhammer empfand sich als "g'standenen Bayern". Dessen Grundprinzip des Leben-und-leben-lassens kehrte er immer dann nach außen, wenn Zuwanderer oder die Natur bedroht wurden. Wegen dessen Asylpolitik watschte er etwa den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Max Streibl öffentlich ab. Bayrhammers Grant begann bei Intoleranz stärker zu knurren als Tatort-Dackel Oswald.
Der Eder für die Enkel
Als weit weniger einfältig empfand der Schauspieler die Rolle des Schreinermeisters Franz Eder - auch wenn es ihn grämte, darauf festgelegt zu werden. Bayrhammer mimte ihn in 54 Folgen mit besonderer Hingabe, da auch seine drei Enkel zusahen. Wegen einer überwältigenden Flut von Bitten und Klagen des Publikums an den Bayerischen Rundfunk fand sich "Meister Eder und sein Pumuckl" nach fünfjähriger Pause ab 1988 mit neuen Episoden wieder im Programm.
Eigentlich hatte Bayrhammer damals beschlossen, wegen eines ersten Infarkts kürzer zu treten. Der Vorsatz hielt nicht lange; schnell hatten Bühne und Zuschauer ihren Gustl wieder. Am 24. April 1993 erlag er im Alter von 71 Jahren einer weiteren Herzattacke in seinem Haus in Krailling.
Rollen und Filme
Theater
- Sosias in Heinrich von Kleists "Amphitryon" (58 Auftritte)
- Pettkoff in George Bernard Shaws "Helden" (63)
- Nr. 10 in "Die zwölf Geschworenen" von Reginald Rose / Horst Budjuhn (63)
- Bürgermeister in "Magdalena" von Ludwig Thoma (67)
- Katterloher in Franz Xaver Kroetz' "Globales Interesse" (72)
- Titelrolle des "Wittiber" von Ludwig Thoma (86)
- Petrus in "Der Brandner Kaspar und das ewig` Leben" von Franz von Kobell (mehr als 700)
Fernsehen
- "Königlich Bayerisches Amtsgericht" (ab 1967)
- "Witwen" von Thoma (1969)
- "BR-Tatort" als Kommissar Veigl (1971)
- "Spannagl & Sohn" als Jacob (1975)
- "Der Bürgermeister" (1979)
- "Meister Eder und sein Pumuckl" (1982)
- "Weißblaue Geschichten" (1991)
- "Franz Xaver Brunnmayr" (1984)
- "Wieviel Liebe braucht der Mensch?" (1988)
- "Das Waldhaus" (1988)
- "Stein und Bein" (1991)