Bayern 1919 Der kurze Frühling der Räterepublik
Nach Eisners Ermordung im Februar 1919 radikalisierte sich die politische Lage in Bayern. Im April wurden schließlich kurz hintereinander zwei Räterepubliken ausgerufen - die erste dominiert von Literaten, Pazifisten und Anarchisten, die zweite von Kommunisten.
Die Hoffnung, die mancher Gegner der Revolution gehabt haben mag, dass sie nach Eisners Tod erledigt sei, erfüllte sich jedoch - zunächst - nicht. Im Gegenteil: Es kam zu einer Art zweiten Revolution - mit einem neugebildeten "Zentralrat der Bayerischen Republik" unter der Führung von Ernst Niekisch. Der linke SPD-Politiker, nun quasi Regierungschef in Bayern, berief zum 25. Februar den bayerischen Rätekongress ein.
So mancher Revolutionär spekulierte damit, dass nun endlich die Räterepublik ausgerufen wird. Vergeblich - noch. Einen entsprechenden Antrag des Anarchisten Erich Mühsam lehnte der Kongress ab.
Johannes Hoffmann wird Ministerpräsident
In den ersten Wochen nach Eisners Ermordung am 21. Februar war Bayern durch ein Machtvakuum geprägt - und immer noch vom Kampf zwischen Parlamentarismus und Rätesystem. Eine vom Kongress am 1. März gebildete Regierung unter Martin Segitz lehnten die Landtags-Abgeordneten ab.
Erst am 17. März traten sie zusammen und wählten Johannes Hoffmann, bereits Kultusminister im Kabinett Eisner, zum neuen Ministerpräsidenten. Der protestantische SPD-Politiker aus der Pfalz war damit der erste demokratisch gewählte Regierungschef in Bayern.
Signal aus Ungarn
Die Regierung des dezidierten Rätegegners Hoffmann wurde jedoch wiederum nicht von den radikalen Kräften anerkannt. Schon vier Tage später schöpften diese neue Hoffnung - gewissermaßen auf einen dritten Frühling der Revolution: Am 21. März rief Béla Kun in Ungarn eine Räterepublik aus. Träume einer sozialistischen Achse Russland-Ungarn-Österreich-Bayern kamen auf.