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Die Vorgeschichte Hunger, Kriegsmüdigkeit, Monarchieverdruss

Vier Jahre Krieg, Mangel an Nahrungsmitteln und an Vertrauen in die Monarchie: Auch die bayerische Bevölkerung begann 1918 aufzubegehren. In München wurde die Stimmung immer explosiver.

Stand: 24.11.2008 | Archiv

Französische Soldaten klettern während der Schlacht um Verdun zu einem Angriff aus ihren Schützengräben | Bild: picture-alliance/dpa

Das aus heutiger Sicht kaum mehr verständliche Kriegs-Hurra von 1914 bei einem Teil der Deutschen verstummte spätestens im Hungerwinter 1916/17. Auch im agrarisch geprägten Bayern war die Regierung nicht mehr in der Lage, die Bevölkerung ausreichend mit Lebensmitteln zu versorgen.

Von den Rationierungen hatte man bald genug - ebenso von der steigenden Zahl der Todesanzeigen. Von den insgesamt 910.000 bayerischen Soldaten, die in den Ersten Weltkrieg gezogen waren, wurden mehr als 435.000 verwundet. 178.000 fanden den Tod.

Deutsche kriegsgefangene Soldaten 1918 an der Westfront

"Seit der Somme-Schlacht wird so einheitlich gestorben, generationenweise, bald kommen wir dran", erinnert sich der Historiker Hermann Heimpel. Die Kriegsmüdigkeit der Bevölkerung war nicht mehr zu übersehen. Die Frauen in der Heimat machten ihrer Wut Luft und veranstalteten im Sommer 1918 mehrere Hungerdemonstrationen auf dem Münchner Marienplatz.

Gespaltene Opposition

Auch die politische Unzufriedenheit war gewachsen. Die SPD - 1914 noch Kriegsunterstützerpartei und fern jeglicher revolutionärer Bestrebung - wollte nach Ablösung der Monarchie den parlamentarischen Weg gehen. Ihr seit 1918 führender Kopf in Bayern, Erhard Auer, versprach der königlichen Regierung, die Arbeiter bei eventuellen Unruhen im Griff zu haben. Er war ein vehementer Gegner von Kurt Eisner, der Leitfigur der Münchner USPD. Die Unabhängigen Soziademokraten waren dezidierte Kriegsgegner und wollten mehrheitlich ein Rätesystem einführen, das sich jedoch in konservativen Ohren nach "Bolschewismus" anhörte.

Theresienwiese: Großdemo im Januar 1918

In München lag eine explosive Stimmung in der Luft. Schon im Januar 1918 war es reichsweit zu großangelegten Arbeitsniederlegungen und Protesten gegen die deutsche Kriegspolitik gekommen. In München rief Eisner die Munitionsarbeiter zu Streiks auf. Am 31. Januar demonstrierten 8.000 Kriegsgegner auf der Theresienwiese. Eisner wurde an diesem Tag verhaftet und musste bis Oktober im Gefängnis bleiben.

Mitinitiatoren der "Dolchstoßlegende": Hindenburg und Ludendorff

Die Kritik der Demonstranten zielte auf die Oberste Heeresleitung (OHL) im Deutschen Reich unter der Führung von Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg und dessen Stellvertreter Erich Ludendorff. Sie standen einer Art Militärdiktatur vor. Kaiser Wilhelm II. war faktisch längst entmachtet.

Wittelsbacher Dämmerung

"Kanonenfutter für Berlin" - der letzte bayerische König: Ludwig III. (1912 - 1918)

Die Kritik zielte aber auch auf den bayerischen König Ludwig III. Angesichts der hohen Kriegsverluste warf man ihm vor, "Kanonenfutter für Berlin" geliefert zu haben. Dabei kramte man auch wieder die alten Ressentiments gegen die Vormachtstellung von Preußen heraus: Ludwig III. betrachtete man als dessen Parteigänger, ein schlimmes Zeugnis für einen bayerischen Herrscher. Das Ansehen des Hauses Wittelsbach sank innerhalb kurzer Zeit rapide. Gut acht Monate später sollte die Dynastie, die Bayern 738 Jahre regiert hatte, ruhmlos abtreten.


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