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Brauchtum Das Jennerwein-Lied

Stand: 15.06.2004 | Archiv

"Ein stolzer Schütz in seinen schönsten Jahren,
Er wurde weggeputzt von dieser Erd,
Man fand ihn erst am neunten Tage
bei Tegernsee am Peißenberg.

Auf den Bergen ist die Freiheit,
Auf den Bergen ist es schön,
Doch auf so eine schlechte Weise
Mußte Jennerwein zugrunde gehn!

Auf hartem Stein hat er sein Blut vergossen,
Am Bauche liegend fand man ihn,
Von hinten war er angeschossen,
Zersplittert war sein Unterkinn.

Und es war schrecklich anzusehen;
Als man ihm das Hemd zog aus,
Da dachte jeder bei sich selber:
Jäger, bleib mit'm Selbstmord z'Haus!

Du feiger Jäger, s' ist eine Schande,
Du erwirbst dir wohl kein Ehrenkreuz;
Er fiel mit dir nicht im offnen Kampfe,
Wie es der Schuß von hint' beweist.

Man bracht ihn dann noch auf den Wagen,
Bei finstrer Nacht ging es noch fort,
Begleitet von seinen Kameraden,
Nach Schliersee, seinem Lieblingsort.

Von der Höh ging's langsam runter,
Denn der Weg war schlecht und weit;
Ein Jäger hat es gleich erfunden,
daß er sich hat selbst entleibt.

Und als man ihn dort in den Sarg wollt legen,
Und als man gsagt hat: Ist jetzt alles gut?
O nein! sprach einer von den Herren, o nein!
Auf seiner Brust, da klebt ja frisches Blut!

In Schliersee ruht er, wie ein jeder,
Bis an den großen jüngsten Tag,
Dann zeigt uns Jennerwein den Jäger,
Der ihn von hint' erschossen hat.

Zum Schlusse Dank noch den Vet'ranen,
Da ihr den Trauermarsch so schön gespielt,
Ihr Jäger, tut Euch nun ermahnen,
Daß keiner mehr von hinten zielt.

Am jüngsten Tag da putzt ein jeder
Ja sein Gewissen und sein Gewehr.
Und dann marschiern viel Förster und auch Jäger
Aufs hohe Gamsgebirg, zum Luzifer!"

(Verfasser unbekannt, Entstehungszeit: spätes 19. Jahrhundert)


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