Vom Wilderer zum Volkshelden
"Ein stolzer Schütz in seinen schönsten Jahren / Er wurde weggeputzt von dieser Erd."
Beginn eines Volksliedes aus dem 19. Jahrhundert
Mit dem "stolzen Schütz" war Georg Jennerwein gemeint. In den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts kannte ihn aber jeder unter dem Namen "Girgl von Schliers" in der Region zwischen Schliersee und Tegernsee. Seine bevorzugte Beschäftigung war es, ohne Jagdschein Rehe, Gemsen und Hirsche abzuschießen. Das war illegal, deshalb galt er als Wilderer und deshalb musste er jung sterben. Auf dem Peißenberg südlich des Schliersees erschoss man ihn hinterrücks.
BR-Film
2003 hat das Bayerische Fernsehen gemeinsam mit dem ORF den Film "Jennerwein" unter der Regie von Hans-Günther Bücking produziert. In der Titelrolle: Fritz Karl. Der Streifen stellt erstmals die harte soziale Realität und die Armut des Milieus um die "Männer der Wildnis" in den Vordergrund.
Jennerweins Freund und späterer Mörder Pföderl wird von Christoph Waltz gespielt, der 2010 für die Rolle des SS-Standartenführers Hans Landa in Quentin Tarantinos Film "Inglourious Basterds" einen Oscar als "Bester Nebendarsteller" erhielt.
Das Lied verwandelt einen Gesetzesbrecher in einen Volkshelden. Jennerwein war nicht der einzige Wilderer, der erst zum tragischen und dann bewunderten Heroen aufstieg. Auch "Räuber Kneißl" oder "Bayerischer Hiasl" stehen im Who is who der bayerischen Volksmythologie, Jennerwein ist aber sicherlich die populärste dieser Figuren. Da sie es wagten, gegen die Obrigkeit aufzubegehren, verzieh man ihnen die kriminellen Taten und machte sie durch Erzählungen und Theaterstücke zu romantischen Legenden.