Themen - Geschichte


46

17. Jahrhundert Schweden und Türken in der Stadt

Stand: 26.11.2007 | Archiv

Krieg und Pest: Schwedenbedrohung und schwarzer Tod

Nach den Teilungen in Einzelherzogtümer wird Altbayern 1505 wiedervereinigt. München avanciert endgültig zum wichtigsten Zentralort der Wittelsbacher Herzöge - verliert aber zunehmend seinen Charakter als Bürgerstadt. Herzog Albrecht V. (1550-1579) gibt den bayerischen Lorenzo di Medici und poliert die Schauseite des Hoflebens auf. Pomp, Verschwendungssucht und Repräsentation nach außen kennzeichnen seine Regierung.

Antiquarium der Münchner Residenz

Er sammelt Kunst in großem Stil, holt Architekten, Maler und Musiker aus dem Ausland, unter anderen den italienschen Komponisten Orlando di Lasso. Und er baut die Residenz aus, die auf die Dauer immer mehr zu einer Stadt in der Stadt wird. Bürgerhäuser, die seinen Projekten im Weg stehen, lässt er kurzerhand abreißen.

Gustav Adolf und die Pest

Schwedenkönig Gustav Adolf (1594-1632)

Schwere Zeiten durchleben die Münchner während des Dreißigjährigen Krieges. 1632 steht der personifizierte Schrecken der damaligen Zeit, Schwedenkönig Gustav Adolf, vor den Toren. In der Stadt geht die blanke Angst vor Morden, Plünderungen und Brandstiftungen um - Bauern außerhalb der Stadtmauern können ein Lied davon singen.

Zeugnis des Wittelsbacher Machtanspruchs: die Mariensäule

Doch Gustav Adolf, für den München ein "goldener Sattel auf einem mageren Pferd" ist, verschont die Stadt weitgehend - gegen Zahlung der immensen Summe von 300.000 Reichstalern. Nicht verschont bleibt München dagegen zwei Jahre später von der Pest: 1634/35 rafft die Seuche 7.000 von 23.000 Einwohnern dahin, also fast ein Drittel.

Stinkreich neben bettelarm

Maximilian I. hatte 1623 die Kurfürstenwürde für Bayern erworben. Während der Stadtrat zum machtlosen Vollzugsorgan verkümmert, treten die Wittelsbacher immer mehr als absolutistische Regenten auf - mit entsprechendem Hang zur Repräsentation. Maximilians Enkel, Max II. Emanuel (1679-1726), orientiert sich an seinem Vorbild, dem französischen "Sonnenkönig" Ludwig XIV., und lässt die Schlösser Nymphenburg und Schleißheim ausbauen. Der Hof zieht die Aristokratie wie ein Magnet an, in der Innenstadt entstehen mehrere riesige Adelspalais. München - immer noch in den Stadtmauern von Ludwig dem Bayern - wird nun enger und höher. Es kommt zu Verhältnissen, die auch so mancher heutiger Münchner kennt: Stinkreiche leben neben Bettelarmen. Davon ziehen so viele durch die Straßen, dass 1790 das erste Armenhaus Münchens eröffnet wird.

Türkische Zwangsarbeiter in München

Viel Personal

Der Hofstaat

Im Jahr 1600 hat München 16.000 Einwohner - der Hof beschäftigt 6.000 bis 7.000 Personen. 1781 umfasst der Hofstaat immer noch 5.000 Personen bei 35.000 Einwohnern.

Max Emanuel, der laut dem Historiker Richard Bauer "für die Stadt München selbst nichts geleistet", aber einen immensen Schuldenberg hinterlassen hat, erwirbt sich jedoch internationales Ansehen als "Kriegsfürst". 1683 hilft er den Habsburgern, Wien vor dem Ansturm des Großwesirs von Konstantinopel zu retten.

1688 kehrt Max Emanuel zurück - gefeiert als "Türkensieger", obwohl bei dem Unternehmen 30.000 bayerische Soldaten umkamen. Im Schlepptau führt das Heer türkische Kriegsgefangene mit sich, die jahrelang zu Bau- und Rodungsfron herangezogen werden. Bereits knapp 300 Jahre vor den ersten Gastarbeitern begegnet man in München Türken - als Zwangsarbeiter. Die Schwabinger Türkenstraße erinnert noch heute daran.

Die Mauern fallen

Kurfürst Max III. Joseph (1745-1777) bricht mit dem Absolutismus. Nach dem Tod des "Vielgeliebten" erlischt die altbayerische Linie der Wittelsbacher. Man muss sich nolens volens mit dem Pfälzer Zweig behelfen: Karl Theodor (1777-1799) wechselt von Mannheim an die Isar. Die skeptischen Münchner sind vom Import-Kurfürsten wenig begeistert, er wird rasch zum "Ungeliebten".

Reichsgraf von Rumford, Architekt des Englischen Gartens

Ungeliebt sind auch seine Maßnahmen, obwohl sie zum Teil Zeugnis eines Wohltäters sind. So lässt er unter anderem unter der Regie des Amerikaners Benjamin Thompson (später Graf von Rumford) 1789 in den Isarniederungen einen großen Park anlegen: den Englischen Garten. Nur: Die Bevölkerung hat fürs Spazierengehen rein gar nichts übrig. 

Der aufgeklärte Fürst Karl Theodor handelt nicht ohne Eigennutz: "Die Harmonisierung der gesellschaftlichen Konflikte war vor dem Hintergrund der revolutionären Entwicklungen in Paris" auch Motiv für die Anlage von Volksgärten gewesen, schreibt der Kunstgeschichtler Norbert Huse.

Halbrondell anstelle von Befestigungsanlagen: Karlsplatz

Karl Theodor verfügt über eine weitere einschneidende Maßnahme der Stadtgeschichte. Er lässt in den 1790er-Jahren die Festungsanlagen schleifen und öffnet so den Stadtraum. Karl Theodor beendet das Mittelalter in München.


46