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Regionalkrimis Schöner Morden mit Bergblick

In den Alpen wird gerne gemordet – zumindest in Heimatkrimis. Autorin Nicola Förg schickt die Kommissarinnen Mangold und Reindl auf Verbrecherjagd. Im Interview spricht sie über Berge, Demut und die trottelige Krimi-Konkurrenz.

Von: Christine Richter und Maria Steber

Stand: 26.06.2012 | Archiv

Krimi-Autorin Nicola Förg | Bild: Benedikt Angermeier/ifp

BR.de: Frau Förg, würden Sie sich als Bayerin einen Ostfrieslandkrimi kaufen?

Nicola Förg: Also ich mache das ab und zu mal, merke dann aber relativ schnell, dass mir der Humor und das Handeln des Kommissars unverständlich sind. Wenn man die Mentalität der Menschen und die Pappenheimer nicht kennt, versteht man den Witz des Krimis teilweise nicht so richtig.

BR.de: Und wie ist die Mentalität in den Bergen? Was unterscheidet die zum Beispiel von Ostfriesland?

Nicola Förg: Wenn man über Generationen in Regionen lebt, wo es eng ist und wo Licht und Schatten sehr dicht beieinander liegen, kommt natürlich ein ganz eigener Menschenschlag dabei heraus. Landschaften prägen Menschen. Und Berge sind natürlich schon ein Stück weit gewaltig und "gewalttätig".

BR.de: Die Enge der Berge ist ein wiederkehrendes Motiv in ihren Romanen. Wie wirkt sich diese Enge auf die Menschen aus?

Nicola Förg: Ich lebe seit einiger Zeit sehr dörflich. Das hat Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist mit Sicherheit ein gewisses Aufgehobensein und die Hilfsbereitschaft. Es gibt klare Strukturen, die auffangen. Auf der anderen Seite aber herrscht noch Enge in den Köpfen. Und man wundert sich, dass auch heute noch ein sehr großer sozialer Druck herrscht: "Das macht man nicht." – "Das geht nicht wegen der Nachbarn."

Nicola Förg liest aus ihrem Buch | Bild: Benedikt Angermeier/ifp zum Audio Lesung Nicola Förg liest aus "Tod auf der Piste"

In diesem Roman, erschienen im Piper-Verlag, hinterlassen die Berge einen mächtigen Eindruck. [mehr]

BR.de: Wie gehen sie damit in Ihren Romanen um?

Nicola Förg: Ich sehe da ein ganz großes Problem in der Literatur. Nämlich, dass wir Bayern uns selber zum Deppen machen. Die meisten Regionalkrimis sind pures Kabarett und Slapstick. In der Realität würden alle Ermittler, die darin vorkommen, bei der Polizei nie eine Anstellung finden. Die meisten Hauptkommissare in Bayern haben studiert und haben eine profunde Ausbildung. Ich sehe das schon ein bisschen mit Schrecken, dass, wenn man einen Regionalkrimi schreibt, der Kommissar auf jeden Fall ein Volltrottel sein muss. Mir geht das eigentlich ein bisschen zu weit. Lauter Trottel sind wir Bayern ja wirklich nicht.

BR.de: Gehen Sie wie Ihre Kommissarin Irmi Mangold auch öfter mal zur Entspannung auf den Berg?

Nicola Förg: Ich bin Allgäuerin und hatte immer Berge vor der Nase. Mir kommen auch Wohnsituationen, wo ich keinen Berg sehe, ausgesprochen merkwürdig vor. Wenn ich von Reisen aus Norddeutschland komme und sehe dann zum ersten Mal die Allgäuer Berge, dann geht einem doch das Herz auf. Das geht meiner Kommissarin auch so. Im Wandern liegt ja auch etwas Meditatives. Man kann einfach mal runterkommen.

BR.de: In "Mord im Bergwald" beschreiben Sie Berge als etwas, das entweder Mut oder Demut erfordert. Was meinen Sie damit?

Nicola Förg: Ich glaube auf jeden Fall, dass Berge etwas Spirituelles haben. Das sind einfach sehr kraftvolle Landschaften. Ich bin sehr, sehr skeptisch, wenn ich mir diese exzessiven Himalaya-Besteigungen anschaue. Es gibt einfach Orte, da muss der Mensch nicht noch darauf herumtappen. Ich glaube schon, dass man einen gewissen Respekt der Natur gegenüber haben sollte. Wir glauben, alles ist technisch beherrschbar, aber so ist es nicht.

Zur Person

Für Nicola Förg ist das Leben doch ein Ponyhof. Mit ihrem Lebensgefährten, acht Ponys, acht Katzen und fünf Kaninchen lebt die Journalistin und Schriftstellerin auf besagtem Ponyhof im Voralpenland. Ein Leben in der Stadt kann sich die 49-Jährige gebürtige Kemptenerin beim besten Willen nicht mehr vorstellen.

BR.de: Das merkt man in den Bergen vermutlich mehr als dort, wo es flach ist.

Nicola Förg: Ein Gewitter im Hochgebirge ist wahrscheinlich um ein Mehrfaches bedrohlicher als in der Rheinischen Tiefebene. Nehme ich jetzt mal an (lacht).

BR.de: Ihre Romane sind konkret in den Bergen angesiedelt, die Berge sind bei Ihnen ein wichtiges Element. Warum "Tod auf der Piste", Sie könnten Ihre Opfer ja auch in irgendeinem Waldstück ermorden lassen?

Nicola Förg: Man bewegt sich natürlich immer am liebsten auf einem Terrain, bei dem man sich auf sicherem Boden bewegt. Und ich kenne mich einfach mit Bergen aus, weil ich seit Jahrzehnten Skisportjournalistin bin. Und für einen Krimi ist das einfach auch "charmant", wenn da einer auf der Kandahar-Piste liegt. Das ist dann doch bedeutsamer und geheimnisvoller als wenn er in einem x-beliebigen Wald liegt.

BR.de: Wie erklären Sie sich den Trend zum Regionalkrimi?

Nicola Förg: Die Welt wird immer unübersichtlicher, die Leute wollen sich auf irgendetwas zurückziehen, wo sie sich auskennen, wo sie sich zu Hause fühlen. Der eigene Garten, wo man die eigenen Tomaten hat, die eigenen Erdbeeren, den eigenen Hund… Bücher, in denen man Orte wieder findet und Menschen, die man zu kennen scheint.


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