Bergmode Trends Mit Leggins auf den Berg
Bergsteigermode ist im Alltag angekommen: Funktionsjacken in der Innenstadt, mückendichte Hosen im Garten. Ein Modestatement in jeder Lebenslage: Weder in der Fußgängerzone noch auf dem Berg ist High-Tech-Kleidung sinnvoll.
Eisige Temperaturen, Regen und Wind – Werbung und Outdoorausstatter legen nahe, dass sich Bergsportler nur mit Funktionskleidung vor diesen Naturgewalten schützen können. Doch seit der 68er-Generation haben Gruppen von Bergsteigern eine neue Freiheit entdeckt.
Weiße Jeans, selbst gebatikt. Das war in den 70er Jahren Trend - auch auf dem Berg. Andreas Dick wollte damit den traditionellen Bergsport provozieren. "Auf einem 2.500 Meter hohen Berg reicht eine bequeme Jeans vollkommen aus. Nur wenn´s höher geht, würde ich wasserabweisende Hosen tragen", sagt der staatlich geprüfte Berg- und Skiführer aus München.
Es geht aber auch ganz ohne Funktionskleidung: Der erfahrene Bergsteiger Bernd Kullmann bezwang 1978 den Mount Everest in Jeans. Ein Statement gegen Outdoorkleidung. "Früher haben wir Bergsportler noch die Modetrends gesetzt, heute werden sie von den Ausrüstern vorgeschrieben", kritisiert Dick.
Protestbewegung in Jeans und Leggins
Sich von den Eltern abkapseln und gegen Politik rebellieren. "Das war eine Freiheitsbewegung, auch in unserem Sport", sagt der 48-Jährige. „Wir wollten weg von den Kampf-und-Sieg- Bergsteigern hin zum spielerischen Sport mit Zielbewusstsein."
Dieses Gefühl wurde in den 80er Jahren mit bunten Leggins und Jeans ausgelebt. Von den traditionell gekleideten Bergsteigern wurden die so genannten Freiheitskletterer belächelt. "Wir haben durch die Mode ein Statement gesetzt."
Zu allem politischen Engagement waren Jeans und Leggins auch einfach praktisch und bequem. "Leggins sind total funktional, da spürt man die Umrisse des Körpers. Das verringert die Absturzgefahr." Darüber hinaus sind Jeans und Leggins preisgünstiger als Funktionsmode im Outdoorgeschäft. "Trotzdem darf die Mode nicht auf Kosten der Gesundheit gehen", sagt der Bergführer. Bei Schnee und Eis und ab 4.000 Meter Höhe greift auch Dick zur Funktionskleidung.
Naturstoffe oder Kunstfasern – für Andreas Dick eine Frage des eigenen Geschmacks. Britische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Bergsteiger schon 1924 gut ausgerüstet waren. Schichten aus Wolle, Seide und Flanell waren bei der Expedition von George Mallory und Andrew Irvine auf dem Mount Everest genauso ausreichend wie das heutige GoreTex. Das zeigt die Kleidung Mallorys, die 1999 am Mount Everest gefunden wurde. Er ist vermutlich durch einen Sturz ums Leben gekommen.