Kultur - Film und Serie


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Tilda Swinton Wie David Bowie ohne Wimperntusche

Oft muss die Anerkennung von Tilda Swintons schauspielerischer Leistung hinter Lobgesängen auf ihr Aussehen zurücktreten. Androgyn und außerweltlich heißt es da immer. Swinton glaubt, das liege daran, dass sie aussehe wie David Bowie und keine Mascara benutze.

Stand: 06.11.2010 | Archiv

Manche Künstler sind bekennende Spätzünder und garen ihr Talent lieber auf kleiner Flamme ordentlich durch, als sich vorschnell mit Halbrohem sehen zu lassen. Tilda Swinton ist eine von den Begabungen, die sich Zeit lassen. Zwar steht sie schon seit 25 Jahren vor der Kamera, aber erst seit zehn Jahren auch für große Hollywood-Produktionen: Sie war schon 40, als sie mit Leonardo DiCaprio in "The Beach" spielte.

Handverlesene Engagements

Die gebürtige Schottin wählt sorgfältig aus, welchen Rollen sie ihr Gesicht gibt, das mit der hellen Haut und den klaren Zügen zu einer unverwechselbaren Marke geworden ist - und zu einer Art Gütesiegel für Filme, denn bis heute ist Swinton nie in zweifelhaften oder gar schlechten Produktionen aufgetreten. Seit sie mit Haut und Haaren dem Kino verfallen ist, steckt die Cineastin viel von ihrer Zeit in Liebhaberprojekte. Elf Jahre Planung und Vorbereitung stecken allein in "I Am Love", der 2010 in den deutschen Kinos lief.

Von wegen Adel verpflichtet

Tilda Swinton und ihr Freund Sandro Kopp 2009 beim Teddy-Award | Bild: picture-alliance/dpa

Swinton mit androgyner Frisur und ausnahmsweise Lippenstift (rechts: Sandro Kopp)

Swinton, die 1960 in eine der ältesten Familien Schottlands geboren wurde, wuchs völlig frei von künstlerischen Einflüssen auf. Ihre drei Brüder gingen zur Jagd und taten, was Adlige so tun. Swinton wusste schon früh, dass das nicht ihre Welt war. Spätestens während ihrer Internatszeit, die sie hasste, wurde ihr klar, dass sie schreiben wollte. Nach der Schule studierte sie unter anderem Englische Literatur in Cambridge, hörte aber auf zu schreiben und ging nach ihrem Abschluss nach London, wo sie den Regisseur Derek Jarman kennenlernte. Ab diesem Zeitpunkt spielte sie bis zu seinem Tod in all seinen Filmen mit.

In Zukunft immer mit der Ruhe

Heute sagt sie, dass sie in all den Jahren produktiver war als sie beabsichtigt hatte. Sie drehte mit Christoph Schlingensief, den Coen-Brüdern und Jim Jarmusch, stand mit Tom Cruise, George Clooney und Meryl Streep vor der Kamera, bekam einen Oscar für ihre Rolle in "Michael Clayton", ist Mutter von Zwillingen im Teenager-Alter und will jetzt das Tempo ein wenig drosseln. Was nicht heißt, dass ihre Fans in Zukunft auf David Bowie ohne Wimperntusche verzichten müssen.

Filmografie:

1986 Egomania - Insel ohne Hoffnung

1991 Edward II

1992 Orlando

1998 Love Is The Devil

2000 The Beach

2001 Trügerische Stille

2001 Vanilla Sky

2003 The Statement - Am Ende einer Flucht

2005 Broken Flowers

2007 Michael Clayton

2008 Julia

2008 Burn After Reading

2009 The Limits of Control

2009 I Am Love


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