Kultur - Musik


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Konstantin Wecker Ein Leben für die Musik

Die erste Macht, mit der es der am 1. Juni 1947 in München geborene Konstantin Alexander Wecker zu tun bekam, war die Macht der Musik.

Stand: 14.09.2011 | Archiv

Konstantin Wecker | Bild: Thomas Karsten

Der Vater, ein Opernsänger ist das große Vorbild des Knaben, der im Alter von fünf Jahren die ersten Klavierstunden erhält. Die Gewalt der Worte, erfährt Wecker durch seine Mutter, die als glühende Goethe-Verehrerin dem jungen Konstantin in allen Lebenslagen Gedichte des großen Dichters vorspricht. Die Freiheit tritt mehr in Form eines Verlangens, als dritte Macht in das Leben des heranwachsenden Knaben ein. Im Alter von 12 unternimmt er erste Ausreiß-Versuche von Zuhause. Der erste Ausbruch endet am Augsburger Hauptbahnhof. Einige Jahre später bricht er mit einem Freund, ohne die Eltern zu fragen, nach Italien auf.

Einmal Toskana und zurück nach Giesing

Während Weckers Studentenzeit, in den wilden Tagen um das Jahr 1968 herum, treffen die drei Mächte zusammen. Als Autor von Theatermusik unterstützt er das Theaterkollektiv "Rote Rübe" wo die Freiheit des Geistes groß geschrieben wurde. Ab Mitte der 70-er Jahre wird Wecker durch seine Ballade "Willy" berühmt. Nach ausgedehnten Tourneen durch Europa verlegt Wecker 1980 seinen Wohnsitz in die Toskana, um eine künstlerische Pause zu machen. Doch schon bald scheint das Heimweh groß zu sein und die Konzerte Weckers in Deutschland werden wieder häufiger. Im Oktober 1984 eröffnet Wecker in München die Musikkneipe "Kaffee Giesing" das schnell zu einer bekannten Bühne für Jazzmusiker und Liedermacher wird.

Absturz und Wiedergeburt

Konstantin Wecker wurde 1995 wegen Kokain-Besitzes angeklagt.

Doch Wecker hatte in seinem Leben mit ganz anderen Mächten zu tun. Die Macht der Drogen über den Liedermacher wurde im Jahr 1995 schlagartig deutlich. Als Drogenfahnder Ende des Jahres die verwahrloste Wohnung des schwer Crack- und Kokainabhängigen Konstantin Wecker in Grünwald öffnen, begrüßt der Musiker die Beamten mit den Worten: "Kommt rein, Jungs, ihr habt mir das Leben gerettet." In einem Interview gibt er zu, seit über 15 Jahren Kokain konsumiert zu haben. Die Droge war zum zentralen Lebensinhalt geworden. Wecker soll in dieser Zeit sogar wochenlang die Körperpflege vernachlässigt haben, da er unter der Dusche kein Crack rauchen konnte.

"Dem Tod näher als dem Leben"

Der Musiker kommt nach seiner Festnahme wegen Besitz von Kokain in großen Mengen gegen eine Kaution von 300.000 DM wieder auf freien Fuß. Vor Gericht wird er schließlich zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Im Jahr 2000 wird die Strafe nach einem Berufungsverfahren zur Bewährung ausgesetzt. Während des langjährigen Drogenprozesses versucht Wecker wieder auf die Beine zu kommen. Er gibt Konzerte, vertont Brecht-Gedichte und schreibt Kindermusicals. Seinen ersten Auftritt hat er nur wenige Wochen nachdem er gegen Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen wird. Ein Musik-Kritiker schreibt über den Abend: "Es war die schwere Wiedergeburt eines Künstlers, der dem Tod näher war als dem Leben und diesen Zustand nun zu verändern gedenkt."

Der Kraftprotz ist zurück

Heute ist Konstantin Wecker wieder der alte Kraftprotz am Klavier, der nicht nur einfach spielt, sondern mit dem Instrument und dem Mikrofon verschmolzen zu sein scheint. Er haut, wie in alten Tagen, in die Tasten, bis das Hemd völlig durchnässt am Körper klebt. Sein Publikum will er nicht einfach unterhalten. Er nimmt die Konzertgäste regelrecht in den Schwitzkasten.


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