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Gescheiterte Experimente Klinsmann, van Gaal und zu viel "Mia san mia"

Beim FC Bayern sehnte man sich nach Konstanz. Nachdem das eigentlich langfristig angelegte Projekt mit dem Trainer-Novizen Jürgen Klinsmann gescheitert war, sollte es mit dem Niederländer Louis van Gaal wieder eine nachhaltige Zusammenarbeit geben. Auch die ging daneben.

Stand: 09.04.2018 | Archiv

Louis van Gaal | Bild: picture-alliance/dpa

Für schier ungläubige Blicke sorgten die Münchner Verantwortlichen Anfang 2008 bei der Vorstellung des Nachfolgers von Ottmar Hitzfeld: Jürgen Klinsmann, der bisher nur als Nationaltrainer, aber nicht als Vereinscoach Erfahrungen gesammelt hatte, sollte eine neue Ära einläuten.

Jung, modern, frisch - dafür stand "Klinsi" mit seinem Namen, und genau das wollte der FC Bayern verkörpern. Die Zusammenarbeit sollte bewusst langfristig ausgelegt sein, da waren sich Verantwortliche und der Neue einig, der sogar seine Familie überredete, das geliebte Strandhaus in Kalifornien hinter sich zu lassen und nach München zu ziehen. Am Ende blieb die Verpflichtung des WM-Stars von 1990 ein großes Missverständnis.

Klinsmann: Buddhas und Lernkurse

Klinsmann sah sich gerne als "Projektleiter" mit dem Auftrag, den Traditionsverein zu modernisieren und neu aufzustellen. Dabei setzte er auf einen großen Trainerstab und Maßnahmen, die nicht immer auf uneingeschränkte Zustimmung stießen (ganztägige Anwesenheit der Profis im mit Buddha-Figuren ausgestatteten Trainingszentrum, Sprachkurse für die Spieler etc.). Doch Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge räumten ihm die notwendige Zeit auch unter dem immer größer werdenden Druck des Boulevards nicht ein. Sie forderten schnell zählbare Erfolge - für Klinsmann zu schnell.

Zum Verzweifeln: Jürgen Klinsmann

Dessen zu Beginn seiner Trainertätigkeit geäußerter Anspruch, er wolle jeden Spieler jeden Tag ein bisschen besser machen, kehrte sich wie ein Bumerang gegen ihn, spätestens dann, als zur unbefriedigenden Tabellensituation (Platz zwei in der Liga!) auch desolate Leistungen auf dem Platz hinzu kamen: eine 2:5-Heimpleite zum Wiesn-Auftakt (!) gegen Werder Bremen, ein 1:5-Debakel beim späteren Meister VfL Wolfsburg, die 0:4-Schmach in Nou Camp gegen den FC Barcelona. Selten wurde der FC Bayern München in einer einzigen Saison so häufig und derart verprügelt.

Heynckes rettet Champions-League-Quali

Schneller Abgang: Jürgen Klinsmann

Die Bayern-Bosse zogen die Reißleine, fünf Spieltage vor dem Saisonende musste Klinsmann gehen, um zumindest das Minimalziel Champions-League-Qualifikation zu retten, wie es hieß. So sprang Ex-Coach Jupp Heynckes als "Feuerwehrmann" ein und sicherte dem Klub zumindest Tabellenplatz zwei und den erneuten Sprung in die Königsklasse.

Neue Ära mit van Gaal geht nur eine Saison gut

Fast schon demonstrativ wollten die Bayern-Bosse nach dem Klinsmann-Debakel einen "Fußballlehrer" - im Gegensatz zum Trainer-Novizen Klinsmann - verpflichten. Sie fanden ihn im Niederländer Louis van Gaal, der gemeinsam mit dem damaligen Noch-Manager Uli Hoeneß und dem neuen Sportdirektor Christian Nerlinger den Kader nach seinen Vorstellungen umkrempelte. Spieler, die die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen konnten, mussten gehen. Dabei machte van Gaal auch vor großen Namen wie Lucio und Luca Toni nicht Halt. Im Gegenzug nahmen die Münchner erneut richtig Geld in die Hand, um die Mannschaft zu verstärken. Allein Neuzugang Arjen Robben kostete 25 Millionen Euro.

"Mia san mia" - Die Sucht nach Erfolgen

Nach holprigem Start kamen die Bayern in der ersten Saison noch rechtzeitig in die Spur. Der 22. Meistertitel und der erneute Pokalsieg sorgten für Partystimmung auf dem Münchner Marienplatz. In der Champions-League verloren die Münchner unglücklich im Finale 0:2 gegen Inter Mailand. Dennoch eine fast perfekte Auftaktsaison für Louis van Gaal, der das bayerische "Mia san mia" inhaliert zu haben schien.

"Das bayerische Lebensgefühl passt mir wie ein warmer Mantel. Mir san mir! Wir sind wir! Und ich bin ich: Selbstbewusst, arrogant, dominant und ehrlich, arbeitssam, innovativ, aber auch warm und familiär."

Ex-Bayern-Trainer Louis van Gaal bei seinem Amtsantritt

Van Gaal nach dem Champions-League-Aus

Doch die Ehe begann schon im zweiten Jahr zu bröckeln. Geplagt von Verletzungen und ausgepowerten WM-Teilnehmern fand der FCB nicht in die Spur. Der eigenwillige Trainer, der keine Hilfe annehmen wollte, geriet mehr und mehr in die Kritik. Nach verspielter Meisterschaft, DFB-Pokal-Aus gegen Schalke 04 und Champions-League-Aus gegen Inter Mailand sahen die Bayern-Verantwortlichen das Minimal-Saisonziel - das Erreichen eines Champions-League-Platzes - gefährdet: Louis van Gaal musste nach dem 29. Spieltag und einem 1:1 in Nürnberg gehen.

Sein Assistent Andries Joncker übernahm bis zum Saisonende und rettete den Münchnern immerhin Platz drei. Von da an sollte es wieder konventionell zugehen beim Rekordmeister: Jupp Heynckes setzt sich zum dritten Mal auf den Trainerstuhl - die Bayern versuchten es wieder mit Harmonie. Doch auch in der Saison 2011/12 gab es keinen Titel für die Bayern. Platz zwei in der Meisterschaft, Platz zwei im Pokal und - ganz bitter - die Finalniederlage in der Champions League vor eigenem Publikum.


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