Unternehmen - Der BR


4

BR-Magazin-Tipp: Bayern "Grübel! Ächz!" – Die Comic-Texterin

Erika Fuchs hat Donald Duck und Gefährten Deutsch beigebracht und damit die Alltagssprache verändert

Stand: 15.01.2016

Ein Aufsteller der Comicfigur "Daniel Düsentrieb" im Erika-Fuchs-Haus in Schwarzenbach an der Saale | Bild: picture-alliance/dpa

Entenhausen – für die einen Ort der verlorenen Kindheit, für die anderen Vision unserer Zukunft. Klar ist, dass Erika Fuchs unser Bild von Entenhausen geprägt hat. Aus purem Zufall bekam die promovierte Kunsthistorikerin 1951 die Aufgabe, erstmals eine Ausgabe von „Micky Maus“ ins Deutsche zu übertragen – um dann fast 40 Jahre lang die Sprechblasen von Disneys Entenhausenern auf höchst sprachartistische Weise zu füllen. Erika Fuchs verpasste Dagobert, Daisy, Donald und seinen Neffen jeweils eine spezielle, charakteristische Sprache, legte ihnen Goethe- und Schillerzitate in die Schnäbel und erfand die "Grübel! Ächz!"-Lautmalereien. Ihre Devise: Ein populäres Medium verdient eine sorgfältige Übersetzung, um das Interesse am Faszinosum Sprache zu wecken. Ihre korrekten Konjunktive und Genitive führten die deutsche Schmutzund Schund-Kampagne gegen Comics ad absurdum.

Ihre subversive (Um-)Deutung der Entenhausener Gesellschaft, z.B. die Rollen von Eltern und Kindern auf den Kopf zu stellen, half Generationen aufmüpfiger Jugendlicher durchs Leben. Ihre Sprachschöpfungen sind allgegenwärtig. Der Bild- und Sprachkosmos von Entenhausen ist dem vergleichbar, was Umberto Ecco das "offene Kunstwerk" genannt hat. Jede Mode, jede Verrücktheit unserer Zeit tauchte irgendwann einmal auch in Entenhausen auf. Obwohl Erika Fuchs immer nur übersetzt hat, hat sie die Alltagssprache wohl mehr verändert als etwa Ilse Aichinger. Das Feature von Markus Metz und Georg Seeßlen würdigt die Verdienste der Grande Dame der deutschen Comics, die 2005 im Alter von 98 Jahren in München starb.


4