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Fastnacht in Franken Fränkischer Frohsinn

Hinter den Kulissen der Fastnachts-Prunksitzung live aus Veitshöchheim

Von: Dr. Felicia Englmann

Stand: 30.01.2015

Der Elferrat bei Fastnacht in Franken. | Bild: BR/Rudi Ott

Der Brieföffner ist das wichtigste Utensil für die Mitarbeiter des Fastnacht-Verbands Franken. Rund 14.000 Anfragen flattern übers Jahr in Veitshöchheim ein – und alle wollen live dabei sein in den Mainfrankensälen bei der "Fastnacht in Franken", dieses Jahr am Freitag, 6. Februar. Doch es gibt nur rund 600 Sitzplätze. So bleibt den meisten Fans der Kultsendung aus Veitshöchheim der Fernsehsessel zu Hause.

"Das ist kein Nachteil", beteuert der langjährige Regisseur Thomas Meissner. "Am Schirm sieht man die Prunksitzung eh viel besser als von den Plätzen im Saal, denn die Veranstaltung ist für den Fernsehzuschauer gemacht." Fastnachtspräsident Bernhard Schlereth ergänzt: "Die Stimmung im Saal ist wichtig, aber der Fernsehzuschauer sitzt bei uns buchstäblich in der ersten Reihe." Acht Kameras übertragen Büttenreden, Tänze, Sketche, freche Witze und die Reaktionen der Prominenz aus Politik, Kirche und Gesellschaft. Da bleibt dem ein oder anderen Minister schon mal das Lachen im Halse stecken. Jedes Detail ist geplant, jedes Bild genau eingerichtet, jeder Gag überlegt – vier Tage lang wird geprobt, und dann müssen alle am Tag der Livesendung immer noch spontan sein und sich auf Überraschungen einstellen.

"Schau mal, der Beckstein kommt heuer als Claudia Roth mit einer grünen Sonnenblume im Schlepptau": Der Comedian Martin Rassau steht 2014 ein paar Minuten vor Sendungsbeginn im Foyer der Mainfrankenhalle und sieht den früheren bayerischen Ministerpräsidenten mit seiner Frau Marga ankommen. Zusammen mit seinem Bühnenpartner Volker Heißmann schaut er sich die Kostüme der Promis an und entwickelt spontan einen Witz. Das wird er auch dieses Jahr wieder tun – und nicht als Einziger. Im Hintergrund der Sendung werden die spontanen Gags koordiniert. Die Redaktion unter Leitung von Thomas Rex spricht etwa sofort mit den anderen Künstlern ab, was man etwa aus dem Shrek-Kostüm von Finanzminister Markus Söder machen kann. Wer darf den Gag über Karl Valentin alias Wirtschaftsministerin Ilse Aigner machen? Und wenn Bauchredner Sebastian Reich und seine Nilpferddame Amanda (verkleidet als bayerische Königin) den Grünen- Fraktionschef Ludwig Hartmann (verkleidet als König Ludwig) in Hab-Acht- Stellung versetzen, dann ist es gut, wenn die Bildmischung im Ü-Wagen und die Kameraleute im Saal das vorher zumindest ahnen können. Nicht, dass die Fernsehzuschauer etwas verpassen!

Bauchredner Sebastian Reich und seine Nilpferddame Amanda

"Wir halten den Mächtigen im Land den Spiegel vor, ohne beleidigend oder unfair zu sein", erklärt Kathrin Degmair, die Leiterin des BR-Studio Franken, das Erfolgsgeheimnis des Quotenrenners. "Das macht den Erfolg der Sendung aus. Seit vielen Jahren ist die "Fastnacht in Franken" ein Flaggschiff des BR-Programms." Im vergangenen Jahr sahen im Durchschnitt 2,2 Millionen Menschen allein in Bayern die Sendung. Das bedeutet einen Marktanteil von 46 Prozent. Bundesweit sitzen in der Spitze schon mal mehr als 4,5 Millionen Zuschauer vor "Fastnacht in Franken".

Nach der Fastnacht ist für das Team stets vor der Fastnacht. Schon am Tag nach der Livesendung analysiert die Redaktion die Sendung und spricht sich mit dem Fastnacht- Verband ab. Bereits im Frühjahr werden erste Ideen für das Folgejahr entwickelt. Im Sommer besprechen Künstler und Sendungsmacher in einer Klausurtagung neue Ideen, Veränderungen am Konzept und Weiterentwicklungen – und legen natürlich auch fest, was bleiben darf. Nach den Sommerferien geht’s richtig los. Dann entwickelt die Redaktion zusammen mit Regie und Fastnacht-Verband das Grundgerüst für die nächste "Fastnacht in Franken". Danach beginnen die Ausstatter, das Bühnenbild zu ergänzen. Neue Requisiten werden besorgt, Kostüme geschneidert, alte wieder hergerichtet. Die heiße Phase beginnt im Januar. Am Wochenende vor der Fernsehfastnacht zeichnet das Team auf der Bühne in Veitshöchheim schon die Narren-Nachwuchssendung "Wehe wenn wir losgelassen" auf. Hier werden die Fastnachtsstars der Zukunft aufgebaut. Wie die sich schlagen, können die Fernsehzuschauer am Faschingssonntag um 19 Uhr begutachten.

Die Altneihauser Feierwehrkapell’n

In der Probenwoche sind für jeden Punkt auf dem sekundengenau getimten Ablaufplan ein bis zwei Stunden Probenzeit vorgesehen: Michl Müller, die Altneihauser Feierwehrkapell’n und alle anderen spielen ihre Beiträge durch. Donnerstagabend dann: Generalprobe. Am Freitagnachmittag durchsuchen Beamte mit Sprengstoffspürhunden die Halle. Der rote Teppich wird ausgerollt. Kurz nach 18 Uhr treffen die ersten Promis ein. Nur noch ein paar Minuten: "Drei, zwei und ab" – pünktlich um 19 Uhr spielt die Pavel Sandorf Band "Es lebe unsere Fasenacht", die Garden und der Elferrat marschieren ein und es heißt wieder "Fastnacht in Franken – live aus Veitshöchheim".


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