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Komödienstadel "Am Sonntag hod’s ma gfoin"

Der "Komödienstadel" ist Kult. Seit 1959 halten sich Macher und Zuschauer die Treue. Die Stadelstars Corinna Binzer, Johanna Bittenbinder und Dieter Fischer über ihre besondere Beziehung zum Fernsehformat Volkstheater

Von: Olga-Louise Dommel

Stand: 18.11.2016

Die drei Schwestern führen ihren Männern den Tanz der kleinen Schwänne auf. Von links: Traudl  (Johanna Bittenbinder), Vroni (Corinna Binzer) und Wilma (Heide Ackermann). | Bild: BR/Ralf Wilschewski

Was war denn das für ein Geräusch? Von links: Franz (Dieter Fischer), Andreas (Andras Bittl) und Vroni (Corinna Binzer)

"Mit dem Hauffa auf Tournee gehen, des stell i mir lustig vor." Dieter Fischer sitzt in der Garderobe im Festspielhaus Füssen und schmunzelt. In knapp zwei Stunden muss er auf die Bühne: "Göttinnen weißblau", die neueste Komödienstadelproduktion, wird aufgezeichnet. Seit einer Woche probt das Ensemble schon in Füssen und eine Art Klassenfahrtstimmung macht sich breit. "Mir treffn uns ins der Regel um hoibe neine zum Frühstück und des is ein Event, eine Riesengaudi. Morgen wird wahrscheinlich der Hotelchef ofanga, dass er sagt 'Jetzt misst’s amoi a Ruah gem, wir ham andere Gäst aa no.' Da geht’s in der Friah scho zua, des is sehr lustig. Der Waggi Hübner is Spezialist für Kalauer und dann sagn mir immer, er muss sich woanders hinsetzen, weil die in der Friah no ned erträglich san." Die letzten Tage haben das Ensemble zusammengeschweißt. Wenn hinter den Kulissen die Stimmung schon so gut ist, kann auf der Bühne eigentlich nichts mehr schiefgehen. Bisher wurde der "Komödienstadel" im Fernsehstudio in München Unterföhring aufgezeichnet, vor geladenen Gästen. Jetzt, vor zahlendem Publikum, in einem öffentlichen Theater ist die Nervosität natürlich groß. Am Vortag war die Premiere und im Frühjahr 2018 geht es dann, passend zum neuen Konzept, endlich auf Tournee durch Bayern.

Männer ohne Nerven

Wieder einmal versucht Traudl (Johanna Bittenbinder) sich in das Privatleben ihres Sohnes Andreas (Andreas Bittl) einzumischen.

"Es war ein Superpublikum gestern," schwärmen Johanna Bittenbinder und Corinna Binzer. "Die Pointe war noch gar ned gspuit, da hat des Publikum scho gwusst, jetzt passiert glei was Lustigs. Die ham des grocha! Und dann is abganga, des Publikum, und des war echt schee, des war wirklich richtig schee." Was natürlich auch am Stück von Cornelia Willinger liegt. In "Göttinnen weißblau" geht es um die drei Schwestern Traudl, Wilma und Vroni (Johanna Bittenbinder, Heide Ackermann und Corinna Binzer), für die es im Leben nichts Wichtigeres gibt, als ihren Berggasthof "Schwanenwirt". Für die Männer im Haus (Dieter Fischer, Winfried Hübner, Andreas Bittl) bleibt da wenig Zeit. Zu wenig, finden sie. Und so hecken die Betrübten einen gemeinen Racheplan für die große Silvesterfeier aus, bei dem nicht nur eine Toilette explodiert … "Es is schon ein sehr gelungenes und freches Stück", meint Johanna Bittenbinder. "Mir hat’s sehr großen Spaß gmacht, des zum spuin," sagt Corinna Binzer. "Es gibt die Frauenlacher und die Männerlacher und des passt ganz guad, weil’s ja um Beziehungen geht."

"Dialekt geht sofort ins Herz"

Die meisten Stadelschauspieler haben schon in ihrer Jugend den "Komödienstadel" im Fernsehen gesehen. Unvergessen die Auftritte von Michl Lang, Ludwig Schmid-Wildy, Erni Singerl oder Gustl Bayrhammer. Dass sie selbst mal bei einer Produktion mitspielen würden, hätten sie sich nicht träumen lassen. "I bin bei meiner Omi aufgwachsn und der 'Komödienstadel', des war bei uns wirklich Familienfernsehen," erzählt Corinna Binzer. "I hob des immer total schee gfundn, dass meine Großeltern so vui glacht ham." Auch Johanna Bittenbinder kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus: "Ich bin mit diesen Volksschauspielern aufgwachsn. Da geht einem das Herz auf. Und dass ma da ein Teil davon sein darf, is einfach was Schönes. Ich finde, es is eine Auszeichnung, wenn man für die Leute spielt." Verfechter der Hochkultur rümpfen ja gern mal die Nase über das Volkstheater. Aber der Dialekt hat eben auch seine Stärken. "Dialekt geht sofort ins Herz," findet Heide Ackermann. Und auch die tiefe Verbundenheit von Machern und Zuschauern, die den "Komödienstadel" auszeichnet, dürfte in der modernen Medienlandschaft sonst kaum zu finden sein.

Franz (Dieter Fischer, rechts) versucht, Edi (Winfried Hübner) aufzuheitern.

"I hob an Stadl gspuit und drei, vier Monate später is die Aufzeichnung glaffa. I geh spaziern bei mir im Landkreis, hoit a Bauer o mit einem Riesenteil von Güllefass und sogt: 'Am Sonntag hod’s ma gfoin.' Mehr hod a eigentlich ned gsagt. Und dann sog i: Ziel erreicht", erzählt Dieter Fischer. Sonntag ist Stadeltag in BR Fernsehen. Und wie man in Füssen am Publikum sieht, sitzen wohl auch heute noch Erwachsene, Kinder, junge Leute und Großeltern zuhause vor den TV-Geräten.


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