Sender Wendelstein Vom Himmel hoch da send’ ich her ...
Mit seiner herausragenden Reichweite spielt der Sender Wendelstein für die TV- und Radioversorgung in Südbayern eine wichtige Rolle. Das BR-Magazin war zu Besuch beim höchsten TV-Arbeitsort Deutschlands.
"Wir arbeiten, wohnen und wir leben hier", sagt Michael Kaunzinger und zeigt stolz auf die Büroräume mit der fantastischen Aussicht auf Berge und Täler. Zusammen mit neun weiteren Kolleginnen und Kollegen des Bayerischen Rundfunks hat er das Glück, hoch oben am Wendelstein zu arbeiten – sicherlich der höchstgelegene Arbeitsplatz im deutschen TV.
Schon bei der Anreise ist der Wendelstein nicht zu übersehen: Der Berg erhebt sich mit seinen 1.838 Metern über die atemberaubende Landschaft. Beim genaueren Hinschauen aus der Ferne entdeckt man sogar auf dem Gipfel den weiß-rot gestreiften Sendeturm des Bayerischen Rundfunks. Auf dem markanten Berg des Mangfallgebirges in den Bayerischen Alpen nahm der BR 1950 seine erste UKW-Sendestation in Betrieb. 1964 entstand der heutige, 63 Meter hohe Antennenmast – eine Stahlrohrkonstruktion auf einem Betonsockel. Knapp 100 Meter unterhalb des Gipfels schmiegt sich an den Felsen das Stationsgebäude der Sendeanlage für die Radio-, Fernsehprogramme und Livestreams des BR sowie die Digitalprogramme. Antennenmast und Stationsgebäude sind durch einen 210 Meter langen Kabelkanal verbunden, der zum Teil auch oberirdisch in der idyllischen Landschaft verläuft.
Dienst rund um die Uhr
Michael Kaunzinger, Leiter der Sendeanlage, reist mit dem Zug aus München an und fährt mit der Seilbahn zu seinem Arbeitsplatz hinauf. Ob der Schönheit der Region und der Höhe seines Arbeitsplatzes ist er pragmatisch: "Ich sehe das nicht mehr so sehr, weil ich seit 25 Jahren hier arbeite. Für mich ist es einfach Arbeit." Dort sind Techniker mit einem Drei-Personen-Schichtbetrieb rund um die Uhr beschäftigt, Woche für Woche, das ganze Jahr lang. Jeder Mitarbeiter hat abwechselnd sieben Tage Schichtdienst und danach sieben Tage frei. "Weil wir so hoch sind, haben wir eine Riesenreichweite – fast bis zur Donau. Deshalb muss der Sender rund um die Uhr besetzt sein. Beim Programmausfall wäre ein großer Teil der bayerischen Bevölkerung betroffen", sagt der gelernte Radio- und Fernsehtechniker.
Mehr als 80 Standorte aus Bayern und die BR-Auslandsstudios werden hier nachts und am Wochenende überwacht und kontrolliert. "Egal in welcher Sendeanlage ein Alarm ist, kann man sich per Computer hineinklicken", erklärt er. Dort oben geht es meist ruhig zu. "Außer man wird nachts von einer Hupe im Schlafzimmer geweckt. Beim letzten Mal war es 2.11 Uhr", erklärt Veronika Astner, Sendetechnikerin des BR, die auch an diesem Tag Dienst hat und unzählige Bildschirme im Kontrollraum der Sendestation überwacht. Es gab eine Störung, die das System automatisch behoben hat. Große Aufregung gab es hingegen eines Abends im April 2013: Wegen eines Schwelbrandes fiel dort für mehrere Stunden die Radio- und TV-Übertragung aus. Das Feuer brach im höher gelegenen Sendemast aus. Die örtliche Feuerwehr konnte das Feuer zwar schnell löschen, musste aber erst einmal mit der Wendelstein-Bahn hinauffahren. Bis in die frühen Morgenstunden haben die Techniker an der Wiederherstellung der Sendefähigkeit gearbeitet.
Modernste Technik und viel Fachwissen
"Sowas ist eine Ausnahme", versichert Kaunzinger, der wie alle anderen Kolleginnen und Kollegen regelmäßig eine Kletterausbildung und einen Mastrettungskurs absolvieren muss, und verweist auf das technische Equipment, das sich in den hinteren Räumen befindet. Mehrere Server beziehungsweise technisch modernste Geräte, die blinken, surren und lärmen, säumen jeweils links und rechts zwei Räume. Diese sind klimatisiert, damit die Sendergestelle plus "Peripherien" trotz Hitze und Kälte einwandfrei funktionieren. Jedes einzeln, fast zwei Meter hohe Gerät steht für einen Radio- oder TV-Sender des BR. Das erfordert viel Fachwissen von den Mitarbeitern: "Wir müssen uns ständig weiterbilden und das Wissen wird immer spezieller", sagt Kaunzinger. Und im Mittelpunkt dessen steht der Sendemast auf dem Gipfel, der zum Erkennungszeichen des Wendelsteins geworden ist. Um dorthin zu gelangen, geht es durch einen kleinen Tunnel an der legendären Zahnradbahn vorbei, die auch im Kultfilm "Wer früher stirbt, ist länger tot" zu sehen ist, dann zu einem langen Tunnel, an dessen Ende man mit einem Lift zum Turm hinauffährt. Oben angekommen staunt man über die spektakuläre Aussicht vom Betonsockel des Sendemastes, die vielen Richtfunkspiegel, die Sternwarte der Ludwig-Maximilians-Universität München und die vielen Besucher auf dem Berg. Wenn letztere abgezogen sind, dann erobern Füchse, Gämse und Dohlen das Revier rund um die Sendestation. Es wird ganz still. Nur der Wind pfeift einem um die Ohren. Und Michael Kaunzinger stellt fest: "Ich bin einfach glücklich mit meiner Arbeit hier oben."