Antennenerdung in den 1920er Jahren „Vergessen Sie nicht, Ihre Antenne zu erden!“
Da es in den Anfangsjahren des Rundfunks noch nicht so viele und leistungsstarke Sender gab, war der Empfang oft schlecht. Ein besserer Empfang war nur mit entsprechend hohen und langen Antennen möglich. Diese mussten aus Sicherheits-gründen regelmäßig geerdet werden.
Anleitung zum Anbringen einer Hochantenne in Zeitschrift „Illustrierte Funkpresse“, 1925 | BR, Historische Archiv
Mutige Bastler spannten waghalsige Konstruktionen über freie Felder oder quer über die Straßen.
Anleitung zum Anbringen einer Hochantenne in Zeitschrift „Illustrierte Funkpresse“,1925 | BR, Historische Archiv
In den Innenhöfen von Neubauten ließen Architekten hohe Empfangs-masten errichten, mit denen einzelne Wohnungen über einen Draht versorgt wurden.
Ortspolizeiliche Vorschriften
Um den Wildwuchs im Anntennenwald zu lichten, erließen Stadtrat, Lokalbaukommission und die Polizeidirektion München im März 1924 „ortspolizeitliche Vorschriften“ betreffend „die Ausführung von Hochantennen für private Funkanlagen“. Die bischöflichen Ordinariate Bayerns beschlossen:
"Die Genehmigung zur Anbringung von Antennen an Kirchen oder Kirchtürmen wird grundsätzlich abgelehnt: das Gotteshaus darf nicht profanen Zwecken dienen, am allerwenigsten solchen, deren nähere Gestaltung sich der kirchlichen Kontrolle entzieht. Zudem könnte die Antenne in Kriegszeiten dem Turm samt der Kirche gefährlich werden."
(Ortspolizeiliche Vorschrift, 1924)
Gefahren durch Blitzschlag
Antennen waren aber weniger durch Krieg als vielmehr durch Blitzschlag gefährdet. Besonders im Sommer war die Gefahr elektromagnetischer Aufladung groß. Aber auch um die Empfangsqualität zu verbessern, wurden die Radiohörerinnen und
-hörer am Programmschluss regelmäßig aufgefordert: „Vergessen Sie nicht, Ihre Antenne zu erden!“