Wolfgang Buhl Freigeist und Förderer Frankens
Wolfgang Buhl arbeitete 27 Jahre lang für das Studio Nürnberg, wie es bis 1990 hieß, zwölf Jahre hatte er die Leitung. Der Journalist gab dem Studio ein unverwechselbares Profil, baute die Wortredaktion auf und begründete langjährige Reihen wie die „Gespräche aus dem Studio Nürnberg“.
Wolfgang Buhl kam am 15. April 1925 in Reinsdorf bei Zwickau zur Welt und besuchte die Schule in Zwickau. Im Januar 1943, mitten im Abitur, wurde er eingezogen. Nach Krieg und englischer Kriegsgefangenschaft holte er das Abitur nach und studierte Germanistik, Theaterwissenschaft und Philosophie an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen. Von 1953 bis 1963 arbeitete er als Feuilletonredakteur bei den Nürnberger Nachrichten. 1963 begann er im damaligen Studio Nürnberg und baute dort die Abteilung Wort auf.
Gespräche im Studio Nürnberg
Im Jahr 1966 gründete Buhl die Reihe „Gespräche im Studio Nürnberg“ (ab 1990 „Gespräche im Studio Franken“), in der Prominente Vorträge zu zeit- und kulturgeschichtlichen Fragen hielten. Erstes Thema war am 18. März 1966 „Lob auf Franken“ von Thomas Dehler, dem damaligen Vizepräsidenten des Deutschen Bundestags. In den folgenden Jahren empfing Buhl Persönlichkeiten wie Hildegard Hamm-Brücher, Wolfgang Wagner oder Dieter Hildebrandt.
Von 1978 bis 1990 leitete Wolfang Buhl das Nürnberger Studio, formte das Regionalprogramm und bemühte sich gleichzeitig um mehr Sendezeit für regionale Sendungen aus Franken. Sendungen, die mit seinem Namen verbunden waren, sind „Vom Main zur Donau“, „Poetisches Franken“ oder „Fränkische Klassiker“. Bei der Rede zum Abschied Buhl’s bezeichnete ihn der damalige Intendant, Albert Scharf, als „Wächter über journalistische intellektuelle Redlichkeit und Unabhängigkeit, ein Wächter geistiger Freiheit“.
Ein Anliegen von Wolfgang Buhl war auch, das Studio für Interessierte zu öffnen. 1983 initiierte er erstmals einen „Tag der offenen Tür“ und 18.000 Besucherinnen und Besucher nutzten die Gelegenheit, um einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Aus dieser Idee entstand das jährliche Event „Sommer im Park“.
Förderer Frankens
Der gebürtige Sachse prägte Nürnberg und die fränkische Region nachhaltig. „Ein freier Geist, ein Literat, eine Künstlernatur in einer ernsthaften Funktion“ hieß es anlässlich seines 60. Geburtstags in den Nürnberger Nachrichten bewundernd. Buhl förderte fränkische Mundartliteratur, unter anderem mit der Sendereihe „Wie’s fränkisch klingt“, und machte sich als Autor und Publizist einen Namen. 1971 erschien die Literaturgeschichte „Fränkische Klassiker“ und 1984 „Lob der Provinz, Gedanken und Anmerkungen zum Regionalismus“. 1987 wurde Wolfgang Buhl zum Honorarprofessor für das Fachgebiet Publizistik an der Theologischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg berufen.
Wolfgang Buhl starb am 10. August 2014 in Nürnberg.