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Nürnberger Prozesse Übertragung vom Nebensender Nürnberg

Einen Schwerpunkt bei Radio München 1945 bis 1946 bildeten die ausführlichen Berichte, Originalübertragungen und Kommentare von den Nürnberger Prozessen, welche die Bevölkerung zum ersten Mal vollständig über die Taten des Terrorregimes aufklärten und der Re-education dienten.

Von: Historisches Archiv, Bettina Hasselbring

Stand: 05.09.2023

Sendung aus Nürnberg, am Mikrophon hinter der Glasscheibe Fritz Mellinger, der die Kommentare zu den Nürnberger Prozessen sprach, 1945 - 1947 | Bild: BR, Historisches Archiv

Berichte vom Prozess

Radio München sendete vom 20. November 1945 bis zur Urteilsverkündung am 1. Oktober 1946 mittags die „Dokumente und Tatsachen aus Nürnberg“ und jeden Abend - außer sonntags – von 20:15 bis 20:30 Uhr Kommentare über die Prozesse gegen die Hauptkriegsverbrecher des NS-Regimes. Als der Internationale Gerichtshof über die 22 als deutsche Hauptverbrecher Angeklagten sein Urteil sprach, wurde das Prozessende in mehreren Sondersendungen übertragen, um möglichst viele Zuhörerinnen und Zuhörer zur erreichen.

Direkt aus Nürnberg

Der Nebensender Nürnberg hatte am 17. April 1945 nach zweitägigem Artilleriebeschuss zwar seinen Betrieb eingestellt, aber noch im selben Jahr, am 22. November 1945, ging er unter amerikanischer Militäraufsicht als Nebenstation von Radio München wieder auf Sendung. Die Berichte wurden aber nicht live gesendet.

Rundfunkgeschichte(n): Aufnahmen von den Nürnberger Prozessen, Irene Edenhofer erzählt vom Berichterstatter Gaston Oulmán.

Die Affäre Gaston Oulmán

Die Amerikaner beauftragen den Journalisten Gaston Oulmán, den Prozessverlauf aus dem Gerichtssaal zu kommentieren. Weil Oulmáns Stimme sich nicht fürs Radio eignete, sprach Fritz Mellinger, der spätere Leiter des Studio Nürnberg, die Texte. Dass es sich bei Oulmán um einen Betrüger handelte, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt.

Auszug aus der "Radiowelt" vom 14.7.1946 | Bild: BR, Historisches Archiv

Oulmán, welcher eigentlich Walter Ullmann hieß, hatte sich bei seiner Bewerbung als politisch verfolgter Journalist kubanischer Herkunft ausgegeben, den die Amerikaner aus dem Kriegsgefangenenlager Moosburg befreit hatten. In Wirklichkeit aber – das stellte sich erst später heraus – hatte Oulmán wegen Hochstapelei und Betrug im Gefängnis gesessen.

Ein spektakuläres Beispiel für die Lücken der amerikanischen Personalkontrolle. Sofort nach Ende des Nürnberger Prozesses wurde er entlassen. Der Berichterstatter der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse ging als „Die Affäre Oulmán" in die Annalen der Rundfunkgeschichte ein.

Hans-Joachim Schreiber, welcher Oulmán als Assistent nach Nürnberg begleitete, schrieb in der Zeitschrift „Radiowelt“ vom 14. Juli 1946 diesen Artikel:

Radiowelt-Artikel von Hans-Joachim Schreiber, 1946 Format: PDF Größe: 6,12 MB

Im Sinne der Re-education

Auch nach der Urteilsverkündung im 1946 liefen im Rahmen von Sondersendungen  wöchentlich noch „Dokumente zu den Nürnberger Prozessen“ ebenso bis 1949 Sendereihen wie „Prozesse der Zeit“ und „Die Spruchkammer tagt“. Als Quellen sind von diesen Prozesssendungen die meisten Manuskripte überliefert und z.B. über das Findbuch "Politik Hörfunk" des Historischen Archivs recherchierbar. Vom Nürnberger Prozess existiert zudem umfassendes O-Ton-Material.


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