Hilfsaktionen Die Italienhilfe 1966
Nach der verheerenden Flutkatastrophe in der Po-Ebene im November 1966 initiierte der Bayerische Rundfunk gemeinsam mit dem Bayerischen Roten Kreuz eine breit angelegte Spenden- und Hilfsaktion: die Italienhilfe. 1,3 Millionen DM wurden insgesamt gespendet, um die ersten Notmaßnahmen zu finanzieren. Die Initiator der Aktion war BR-Reporter Wolf Mittler.
Eine "Jahrhundertkatastrophe“
Im November 1966 wurde Südeuropa von einem katastrophalen Hochwasser heimgesucht. Besonders betroffen war Italien.
Sendung zu den Spendenaufrufen im Hörfunkstudio, von links Mario Cerza, Josef Othmar Zöller, Wolf Mittler, Fritz Buschmann, November 1966
Viele Flüsse traten über die Ufer. Heftige Stürme und lang anhaltender Regen führten zu schwersten Überschwemmungen. Venedig und Florenz standen komplett unter Wasser. Man rief den Notstand aus. Mehr als 200 Menschen starben, Hunderttausende wurden obdachlos. Diese "Jahrhundertkatastrophe“ löste Milliardenschäden aus.
Große Spendenaktion im BR
Der Bayerische Rundfunk reagierte schnell und legte im Hörfunkprogramm Sendungen fest, in denen Spendenaufrufe ausgestrahlt wurden.
Die Organisation übernahm die Hauptabteilung Bayern, Wirtschaft und Service unter der Leitung von Josef Othmar Zöller, weil es dort die größte Erfahrung im Umgang mit Livesendungen für Publikum gab.
Vier Tage lang, vom 22. bis 26. November 1966, sendete der Bayerische Rundfunk Aufrufe im Radio. Zehn Tage lang wurden Berichte aus Italien ins Programm genommen, die von Wolf Mittler und Fritz Buschmann über Telefon oder Kurzwelle nach München gelangten. Bis zum Abschluss im März 1967 kamen Einzahlungen und Überweisungen auf dem Spendenkonto an.
Der damalige Sendeleiter Gerhard Bogner (1927-2023) erinnert sich:
"Als wir die Italienhilfe am 26. November 1966 mit einer beinahe ins Pathos geratenen Sendung abschlossen, konnten wir als vorläufiges Ergebnis den unglaublich hohen Spendenbetrag von 1070 000 DM plus Sachspenden im Schätzwert von 100 000 DM bekanntgegeben…
In dieser Phase nach der letzten Sendung meldete sich Italien mit der Bitte um eine faire Möglichkeit, sich bei den Hörern des Bayerischen Rundfunks bedanken zu können…. Gemeinsam mit dem Bayerischen Roten Kreuz und anderen Partnern entstand der Plan, eine große Menge an Hilfsgütern in einem Sammeltransport nach Oberitalien zu bringen und in einer bescheidenen Feierstunde förmlich zu übergeben. Wieder war es Wolf Mittler, der durch seine Verbindungen zur Deutschen Bundeswehr in Neubiberg veranlassen konnte, dass ein Übungsflug mehrerer Trans-all-Transportflugzeuge mit unserem Spendenmaterial unternommen wird..."
(Gerhard Bogner)
"Wir standen im großen Kreis bei den Transall-Flugzeugen der deutschen Bundeswehr: der deutsche Botschafter in Rom, der Bürgermeister von Verona, der Präsident des Italienischen Roten Kreuzes und der Sektion Verona mit vielen anderen Repräsentanten und den wenigen Besuchern aus Bayern. Der scharfe Winderwind fegte die Worte der kurzen Ansprachen davon, aber sie brachten dennoch die Glücksgefühle über die Spendenaktion und die Bestätigung der Freundschaft zwischen Italien und Bayern zum Ausdruck."
(Gerhard Bogner)
Bayerische Kanalreinigungmaschinen säubern Florenz
Aber das Unglück ging weiter. Der Arno in Florenz war zu einer übermächtigen Springflut angeschwollen und bedrohte die Stadt. Kirchen, Kapellen und Sakristeien wurden überflutet, Kunstwerke versanken im Schlamm. Deshalb ließ der BR seine eigentlich bereits beendete Spendenaktion weiterlaufen und schickte eine ganze Kolonne bayerischer Kanalreinigungsmaschinen in die Toskana, um zu helfen.
Erst im März 1967 kam die Italienhilfe endgültig zum Abschluss. Bei der Pressekonferenz im Funkhaus am 20. März 1967 konnte ein Spendenergebnis von 1,3 Millionen DM bekannt gegeben werden.