Aus dem Maximilianeum Berichterstattung aus dem Landtag
Die Hörfunk-Sendereihe "Aus dem Maximilianeum" startete am 15. April 1950 mit dem Ziel, "dem oft beklagten Mangel an ausführlichen Berichten über die parlamentarische Arbeit" abzuhelfen und lief bis 1993. Berühmt wurde Bernhard Ücker als die „Stimme Bayerns“.
Ziel und Inhalt der Kommentare
In der Politischen Redaktion liefen anfangs jeden Samstag um 18:15 Uhr die 15-minütigen Kommentare. Später dauerten sie nur noch 10 Minuten und wurden zu anderen Uhrzeiten gesendet. Die Hörer*innen sollten einen „Einblick in das parlamentarische Leben bekommen, das sich nicht auf die Plenarsitzungen beschränkt, sondern auch in den Ausschüssen äußert, in denen wertvolle Arbeit geleistet wird“.
Die Kommentare berichten von den Diskussionen im Landtag über Gesetzesvorhaben, Staatshaushalte und weitere aktuelle politische Fragen. Daneben erfolgt in einigen Kommentaren ebenso eine Aufklärung der Hörer*innen über grundlegende politische Abläufe, Strukturen und Begrifflichkeiten. Der Ton der Kommentare ist dabei nicht immer nüchtern oder distanziert. Mitunter werden in diesem Sinne amüsante Anekdoten aus dem parlamentarischen Alltag erzählt oder im Rahmen einer speziellen Ausgabe zu Fasching die Abgeordneten „aufs Korn genommen“. Demgegenüber werden einige Sachverhalte jedoch äußerst ernst und nachdrücklich kommentiert. Beispielsweise werden immer wieder auch politische Missstände kritisiert oder die Hörer*innen im Vorfeld von Wahlen zur Beteiligung ermahnt.
Landespolitik im BR
1950 war der als „Anstalt des öffentlichen Rechts“ gegründete Bayerische Rundfunk erst ein Jahr alt. Die landespolitische Berichterstattung wurde im Bayerischen Rundfunk von Anfang an großgeschrieben, weil der Sender hier das regionale Profil und seine föderalistische Kompetenz zeigen konnte und kann.
Bescheidene Anfänge gab es bereits nach 1945, als die Korrespondenten Josef Reithmeier und Bernhard Ücker, unterstützt von der Journalistin Hilde Balke, aus dem Landtag berichteten. Sie erlebten schon die konstituierende Sitzung des ersten bayerischen Nachkriegslandtags im Dezember 1946 in der Aula der Münchner Universität mit. Das alte Landtagsgebäude in der Münchner Prannerstraße war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Der neu konstituierte Landtag tagte in verschiedenen Räumlichkeiten, ehe er im Januar 1949 in den heutigen Landtag, das Maximilianeum, umziehen konnte.
Ottmar Katz als erster Kommentator
Die ersten 127 (durchnummerierten) Parlamentsberichte verfasste vom 15. April 1950 bis zum 28. Februar 1953 der Journalist und Publizist Ottmar Katz (geboren 1920). Ottmar Katz kam über Beziehungen zu Walter von Cube zum Bayerischen Rundfunk. Cube oder Walter Kröpelin waren die zuständigen Redakteure, welche die Kommentare absegnen mussten.
Landtagspräsident Alois Hundhammer mit Rudolf Mühlfenzl (rechts), ca. 1955 | BR, Historisches Archiv
Ottmar Katz berichtet nicht nur von den Parlamentssitzungen, sondern vor allem auch über die Ausschussarbeit. Die Berichte wurden von der Pressestelle an bayerische Zeitungen verschickt. Deshalb befindet sich auf den Manuskripten auch die Provenienz „Pressestelle“.
In einem Interview des Historischen Archivs mit Ottmar Katz im Jahr 2001 erzählte Katz von den Hintergründen seiner Arbeit im Landtag sowie über sein Zerwürfnis mit dem ehemaligen Landtagspräsidenten Alois Hundhammer. Hundhammer habe dafür gesorgt, dass er nicht mehr kommentieren durfte.
Bernhard Ücker – die „Stimme Bayerns“
1953 folgte Bernhard Ücker (1921-2015) als Berichterstatter. Ücker leitete von 1970 bis 1986 die Korrespondentenabteilung. Zusammen mit Josef Reithmeier (1907-1970), erster Chefkorrespondent nach 1945, wurde Ücker offizieller Landtagsberichterstatter und als „Stimme Bayerns“ bekannt. Bis zu seiner Pensionierung 1988 verfasste Bernhard Ücker genau 1108 Mal seinen Kommentar, den er auch selbst verlas. Daher nannten viele die Reihe „Aus dem Maximilianeum“ einfach den „Ücker-Kommentar“.
"Aus dem Maximilianeum", Bernhard Ücker, 7.3.1953 Format: PDF Größe: 1,65 MB
Ein Studio im Landtag
In den ersten Jahren gab es für die Berichterstatter*innen noch kein eigenes Studio im Landtag – dieses wurde erst 1970 für das Fernsehen eingerichtet. So erzählte Ücker häufig die Geschichte, wie er zum rasenden Reporter wurde und mit einem Leichtmotorrad seine Meldungen schnell ins Funkhaus fuhr. Ab 1974 kommentierten Bernhard Ücker und Lutz Roßmann im wöchentlichen Wechsel aus dem Maximilianeum. Für den pensionierten Bernhard Ücker übernehmen von 1989-1991 Susanne Kirner und von 1991-1993 Hannes Burger. 1993 wurde die Reihe in "Der Bayernkommentar" umbenannt.
Die Findbücher zu den Beständen der Sendereihe "Aus dem Maximilianeum" sind im Historischen Archiv zu finden:
Aus dem Maximilianeum – Teil I (1950 – 1969) Format: PDF Größe: 699,5 KB
Aus dem Maximilianeum – Teil II (1970-1993) Format: PDF Größe: 743,92 KB