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Opern im Rundfunk Übertragungen aus München und Bayreuth

Am 21. Februar 1925, ein knappes Jahr nach der ersten Hörfunksendung in Bayern, übertrug die „Deutsche Stunde in Bayern“, die Vorläufergesellschaft des Bayerischen Rundfunks, erstmals eine Aufführung aus der Münchner Staatsoper live im Radio. Auf dem Programm stand „Lohengrin“ von Richard Wagner.

Von: Historisches Archiv, Sabine Rittner

Stand: 06.09.2023 16:48 Uhr

Öffentliche Radio- und Opernhörstube, 1927 | Bild: BR, Historisches Archiv

Rund 70.000 gemeldete Rundfunkteilnehmer*innen hatten die Möglichkeit, dieses Ereignis zu Hause mitzuverfolgen. Wer noch kein eigenes Radiogerät besaß, konnte eine der öffentlichen „Radio- und Opern-Hörstuben“ besuchen. Die aktuelle Tagespresse sprach von einem „...märchenhaften Erlebnis“. Der Erfolg der ersten Opern-Übertragungen war beim Rundfunk-Publikum so groß, dass die „Deutsche Stunde“ von da an wöchentlich live aus der Staatsoper sendete. In nur vier Jahren waren es bereits über 100 Ausstrahlungen.

Das tägliche Programm bestand damals aus etwa acht Stunden Sendezeit. Eine vierstündige Oper wie „Lohengrin“ nahm also gut die Hälfte eines Tagesprogramms ein.

Radio- und Opernhörstube an der Münchner Theresienwiese, 1927 | Foto: BR, Historisches Archiv

Im Laufe des Jahres 1925 wurden noch 20 weitere Opern aus dem Münchner Nationaltheater übertragen: Vorwiegend Wagner – „Siegfried“, „“Parsifal“ „Die Walküre“, „Das Rheingold“ - aber auch Mozarts „Figaro“, Lortzings „Zar und Zimmermann“, Flotows „Martha“ Gluck „Orpheus und Eurydike“ und andere.

Technische Voraussetzungen

Die technischen Möglichkeiten waren bescheiden. Je ein Mikrofon für Bühne und Orchestergraben mussten den kompletten Raumklang aufnehmen. Eine feste Leitung führte von der Oper zum Sender im Verkehrsministerium an der Arnulfstraße. Ebenso war es bei der Empfangstechnik. Die einfachen und billigen Detektorempfänger ließen anfangs nur leisen Kopfhörerempfang zu. Erst die teureren Röhrengeräte ermöglichen über Trichterlautsprecher besseren Raumklang.

Wagner-Oper aus Bayreuth

Nur wenige Jahre später, am 18. August 1931, folgte ein weiterer technischer Meilenstein. Die Oper „Tristan und Isolde“ von Richard Wagner wurde live aus dem Festspielhaus Bayreuth in über 200 Länder übertragen. Man hatte noch keinerlei Klangerfahrung mit dem Bayreuther Gebäude. Vier Mikrofone wurden auf der Bühne und im Orchester installiert und eine riesige Verstärkeranlage musste in den beengten Räumen untergebracht werden. Von dort verlegte die deutsche Reichspost zwei Kilometer Freileitung zum nächsten Verstärkeramt. Per Kabel und per Funk gingen die Übertragungen zu fast allen europäischen Rundfunkstationen sowie zu Stationen in Nordamerika und Afrika. Und so wurde „Tristan und Isolde“ unter der Leitung von Wilhelm Furtwangler erstmals live auf drei Kontinenten gehört.

Das Bild zum Ton

Erika Köth und Hugo Sieberg in der Premierensendung „Gärtnerin aus Liebe“, 1954 | Foto: BR, Historisches Archiv, Sessner

Auch für das Fernsehen spielte die Oper von Anbeginn an eine wichtige Rolle. Am 6. November 1954 startete das Fernsehen in Bayern mit der Mozart-Oper „Die Gärtnerin aus Liebe“. Der Bayerische Rundfunk beteiligt sich mit der Premierensendung unter der Regie von Wilm ten Haaf erstmals am Gemeinschaftsprogramm der ARD.

Auch nach fast 100 Jahren ist die Übertragung aus den Opernhäuser Bayerns und der Welt ein fester Bestandteil im Programm im Hörfunk, Fernsehen und inzwischen als Livestream


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