Fernsehstart in Freimann 1954 Premiere gut überstanden
Vor 70 Jahren war das Fernsehen in München-Freimann soweit: Am 6. November 1954 konnten zum ersten Mal Beiträge für das Gemeinschaftsprogramm geliefert werden - das war der Beginn des Fernsehzeitalters in Bayern.
Im Mai 1954 bezog die Fernsehabteilung das neu ausgebaute Studiogelände in München-Freimann. Für die bundesweite Ausstrahlung musste ein flächendeckendes Sendernetz aufgebaut werden. Der Wendelstein als mittlerweile bewährter UKW-Standort bot sich als geeigneter Platz für einen Fernsehsender an.
Für das Sendergebäude kaufte der Bayerische Rundfunk von der Firma Henkel ein Grundstück unterhalb des Gipfels und musste dabei versprechen: Sollte Werbefernsehen in Bayern möglich sein, würde als Erstes für ein Produkt der Firma Henkel geworben werden.
Am 9. September 1954 konnte das erste Testbild vom Sender Wendelstein ausgestrahlt werden, und am 13. Oktober 1954 empfingen die wenigen Fernsehbesitzerinnen und -besitzer in Bayern erstmals das "Deutsche Fernsehen". Drei Wochen später erfolgte der offizielle Programmstart.
Fernsehpremiere am 6. November
Die Premierensendung hieß "München - Bilder einer Stadt", eine Fernsehplauderei mit Illustrationen und kurzen Filmeinblendungen. Mitwirkende waren: Hans-Reinhard Müller, Sylvia von Alten, Liesl Karlstadt, Hans Gebhart, Michl Lang. Ihr folgte als Programmhöhepunkt das Singspiel "Die Gärtnerin aus Liebe" von Wolfgang Amadeus Mozart, eigens für das Fernsehen inszeniert. Regie führte Wilm ten Haaf. Angesagt wurden diese Programme von Annette von Aretin, die damit zu einem der ersten Stars des Mediums wurde.
Auf einer kleinen Premierenparty beglückwünschte Intendant Rudolf von Scholtz das Team zu seinem Start in "ein neues Zeitalter". Auch für den Sender Wendeistein bedeutete der 6. November 1954 die Feuertaufe, das Sendeprotokoll resümierte ganz technisch-nüchtern: "Bild sehr gut, Ton sehr gut. Studiopremiere gut überstanden".
Wenig Resonanz am Anfang
Bei allem Stolz über den gelungenen Start kehrte bald Ernüchterung ein, weil Fernsehen anfangs kaum wahrgenommen wurde. Kein Wunder: In Bayern waren 1954 gerade einmal 1570 Geräte angemeldet. Auch die Presse nahm wenig Notiz. Es habe zunächst sogar eine Woge der Ablehnung gegeben, erinnerte sich Kurt Wilhelm in seinem 1965 veröffentIichten Buch "Fernsehen. Abenteuer im Neuland": Fernsehen zerstöre das Familienleben, schädige die Augen oder töte gar Kanarienvögel. Wilhelm beschrieb auch eine lange Liste "unüberwindlicher Malheurs": Beleuchtung, Schärfe, Kontraste. Was dem menschlichen Auge in natura gefiel, konnte als Fernsehbild schrecklich, unscharf, überbeleuchtet, kurz: unansehnlich erscheinen.