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Radiobasteln Vom Detektor zum „Heinzelmann“ von Grundig

Viele Menschen konnten sich zu Beginn des Rundfunks noch keinen Radioempfänger leisten und bastelten sich ihren Detektorapparat selbst. Ähnlich sah es in der Nachkriegszeit aus. Radios waren entweder im Krieg verloren gegangen oder mussten an die Militärbehörden abgegeben werden. Das Selbstbau-Radio „Heinzelmann“ von Grundig bot eine günstige Lösung.

Von: Historisches Archiv, Bettina Hasselbring

Stand: 26.09.2023

„Heinzelmann“-Radio mit Karton, auf dem die Einzelteile für den Bau aufgelistet waren, 1946 | Bild: Deutsches Museum

Die Branche der Rundfunkindustrie wuchs in den Nachkriegsjahren stark. Prominentes Beispiel dafür war Max Grundig (1908-1989) und sein Unternehmen Grundig, das in etwa 10 Jahren von einem Kleinunternehmen zu einem Großbetrieb expandierte. Anfang der 1960er Jahre beschäftigte er 16.500 Arbeitnehmer*innen und betrieb 15 Werke. Die Basis dafür legte Grundig mit dem Selbstbau-Radio "Heinzelmann", mit dem er alliierte Restriktionen umgehen konnte. Der Bausatz der Firma Grundig wurde ohne Röhren geliefert und unterlag deshalb nicht der Zwangsbewirtschaftung.

Radiobasteln in den 1920er Jahren

Anzeige: Warmbachs Schaltbogen

Schon zu Beginn des Rundfunks wurde viel gebastelt, weil sich viele Menschen kein teures Radiogerät leisten konnten. In der Bayerischen Radio-Zeitung gab es eine eigene Rubrik, die "Bastler-Ecke". Hier gab der Physiker Carl Warmbach Tipps und Anleitungen, etwa zu einem Detektorempfänger.

Einer der zahlreichen Radiobastler, die dem neuen Medium zum Durchbruch verholfen haben, war der Nürnberger Maschinenbaulehrling Walter Köster. Er  erinnert sich:

"Musik beliebig aus dem Äther zu empfangen erregte Lehrlinge damals besonders, weil sich herumsprach, dass man den Empfangsapparat selbst bauen könne und nur der Kopfhörer fertig gekauft werden müsste. Ein Holzbrett, etwa 30 mal 30 cm, war die Grundlage. Es musste zur Isolierung geschellackt und auf Porzellanfüße gestellt werden. Eine Papprolle für eine Spule, 50 mm Durchmesser, 30 cm lang, bekam ich im Papierladen. Schwieriger war schon, eine Messingstange zu beschaffen, auf der ein Reiter entlang der Spule gleiten musste, um die entsprechenden Kupferdrahtwindungen in den Stromkreis einzuschließen, entsprechend der Wellenlänge. Die Seele des Empfangsgerätes war der Detektor, den man auch selbst bauen musste. Ein Wunderkristall, den es zu kaufen gab, wurde in ein Näpfchen eingebettet und beim Empfang mit einer feinen Nadel abgetastet. Beides war in einen Stromkreis eingeschlossen."

(Walter Köster)


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