Start der neuen BR-Intendantin Dr. Katja Wildermuth Journalistin, Medienmanagerin, Impulsgeberin
Von: Ursula Zimmermann, Unternehmenskommunikation
Heute übernimmt Dr. Katja Wildermuth von Ulrich Wilhelm die Geschäftsführung des Bayerischen Rundfunks. Die erfolgreiche Journalistin und Medienmanagerin ist die erste Frau als Intendantin in der Geschichte des Unternehmens.
"Es ist für mich ein Stück nach Hause kommen. Und das ist ein gutes Gefühl!", freut sich die bisherige MDR-Programmdirektorin auf ihr neues Amt. Katja Wildermuth ist zwar im oberbayerischen Anzing aufgewachsen und hat in München studiert, war aber auch lange Jahre weg aus Bayern. Trotzdem hat sie den Bayerischen Rundfunk nie aus den Augen verloren: "Der BR begleitet mich seit meiner Kindheit. Und auch während meiner Zeit beim NDR und MDR gab es viele Berührungspunkte. Ich hatte zahlreiche Koproduktionen mit dem BR und kenne auch viele Kolleginnen und Kollegen aus ARD-Sitzungen."
Nach ihrer Wahl vergangenen Oktober zur Intendantin lobte der ARD-Vorsitzende und WDR-Intendant Tom Buhrow die 55-Jährige als "leidenschaftliche Programmmacherin und innovative Vordenkerin". Mit ihrer crossmedialen Erfahrung bereichere sie die Runde der Intendantinnen und Intendanten der ARD-Landesrundfunkanstalten und dies gerade in Zeiten der digitalen Erneuerung der ARD, so Buhrow im ARD-Tweet.
Geschichte hautnah erleben
Katja Wildermuth studierte an der LMU in München Deutsch, Sozialkunde und Geschichte auf Lehramt Gymnasium, machte ein Volontariat im Schulbuchverlag und entschied sich zunächst für eine Laufbahn als Dozentin an der Universität im Fachbereich Alte Geschichte. Ihr Professor und Doktorvater Christian Meier war daran nicht ganz unschuldig, erzählt sie: "Er war ein hervorragender Hochschullehrer, der immer eine Brücke geschlagen hat von den althistorischen Sujets in die Gegenwart, der Interdisziplinarität gefördert hat und nie im eigenen Fach allein verfangen war."
Aber statt weiter an der Universität zu bleiben und sich vielleicht zu habilitieren, brachte das Leben eine überraschende Wende. "Ich hatte eine langjährige Brieffreundin. Sie war wie ich Althistorikerin, allerdings in der damaligen DDR. 1989 konnte ich sie in Leipzig besuchen und hautnah diese einzigartige Atmosphäre erleben, die friedliche Revolution, eine Montagsdemo. Anfang der 90er-Jahre wurde für mich immer klarer: Ich wollte diese historisch so einmalige gesellschaftliche Transformation vor Ort miterleben, und zwar als Journalistin."
Karriere in der ARD
In den Journalismus zu gehen, bezeichnet Wildermuth als die beste berufliche Entscheidung ihres Lebens. 1994 fing sie beim MDR an und arbeitete zunächst sechs Jahre als Autorin für investigative Magazinsendungen, später dann als Redakteurin für gesellschaftspolitische Reportagen und Dokus. 2004 übernahm sie im Sender die Redaktionsleitung für Geschichte und Gesellschaft, wurde stellvertretende Leiterin des Programmbereichs Kultur und Wissenschaft – und zog nebenbei zwei Kinder groß.
2016 wechselte Wildermuth zum NDR und leitete den Programmbereich Kultur und Dokumentation mit über 40 Fernsehformaten. 2019 kehrte sie wieder zum MDR zurück und wurde Programmdirektorin, verantwortlich für die crossmedial aufgestellten Bereiche Kultur, Wissen und Jugend, von ARTE bis zur Popwelle, von Naturfilmen über FUNK bis zum Kulturradio und den Klangkörpern.
Als MDR-Intendantin Karola Wille sie zur Programmdirektorin ernannte, betonte sie deren kreativen Umgang mit Themen und journalistischen Formaten: "Frau Wildermuths Name ist mit den ersten großen multimedialen Projekten des MDR wie dem innovativen Geschichtsformat "Breaking News Völkerschlacht" und der Entwicklung einer Zeitreise-App verbunden". Sie sei eine zupackende, kraftvolle Macherin und Managerin, die für öffentlich-rechtliche Werte und Ideen stehe, so Wille weiter.
Ausgezeichnetes schaffen, innovativ denken
Katja Wildermuth gilt auch als überaus erfolgreiche Redakteurin, betreute zahlreiche Dokumentarfilme, viele davon national wie international ausgezeichnet. 2010 gelang ihr mit der deutsch-polnischen Dokumentation "Mauerhase" sogar eine Oscar-Nominierung.
Ihre Kreativität sieht die BR-Intendantin auch für strukturelle Prozesse als sehr hilfreich: "Ich werde am Ende den Blick auf journalistische Inhalte nicht ablegen können und auch nicht wollen. Aber für mich ist Kreativität sehr viel mehr als das. Ich beobachte, dass auch im Führungsbereich und jenseits des Programms eigene Kreativität sehr hilfreich ist, wenn es um strategische Fragen geht, um Positionierungen, Priorisierungen oder Personalentwicklung."
Freude aufs Kennenlernen
Wildermuth weiß um die Herausforderungen, die beim Bayerischen Rundfunk auf sie warten: die Neu-Aufstellung des Medienunternehmens, den Neubau von Redaktions- und Sendegebäuden in München-Freimann und der Umzug weiterer Unternehmensbereiche dorthin, die angespannte Finanzlage und die Debatte über die Akzeptanz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in unserer Gesellschaft.
Vor allem das Kennenlernen und die Gespräche mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stehen bei der neuen BR-Chefin ganz oben auf der Agenda:
"In den ersten Monaten möchte ich viele Gespräche führen. Ich will den Leuten zuhören, mir ihre Ideen erzählen lassen. Dafür werde ich mir Zeit nehmen. Ich würde mir eigentlich große Versammlungen wünschen, direkte Begegnungen, intensive Diskussionen. Aber leider erschwert Corona die Bedingungen. Wir werden also etwas Geduld haben müssen und andere Wege finden, und darauf freue ich mich sehr".
"Ich bin dem BR-Rundfunkrat sehr dankbar für diesen eindrücklichen Vertrauensbeweis und ich freue mich sehr auf den starken Bayerischen Rundfunk und seine vielen hoch qualifizierten und hoch motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auf viele neue Begegnungen hier im Haus. Wir werden eine herausfordernde Zeit vor uns haben, es geht um Finanzdebatten, um Akzeptanzdebatten. Aber wenn ich mir anschaue, was die Mitarbeitenden des BR in den letzten schwierigen Monaten auf die Beine gestellt haben, was für tolles, vielfältiges, professionelles Programm, dann glaube ich, dass das eine wunderbare Stärke ist, auf die wir aufbauen können."
Dr. Katja Wildermuth nach ihrer Wahl zur BR-Intendantin am 22. Oktober 2020
Jeder Tag ist ein Geschenk
Die Presse schreibt Katja Wildermuth viele Attribute zu. Von energisch ist da zu lesen, sie sei unprätentiös, nahbar, zugewandt, könne aber auch sehr direkt sein. Sie sei temperamentvoll und mitreißend, leidenschaftlich und kreativ. Und worin findet sie sich selbst am ehesten wieder? "Alle Zuschreibungen haben natürlich immer etwas mit dem jeweiligen Betrachter selbst zu tun. Das lasse ich mal unkommentiert. Ich selbst würde mich vor allem als 'lebensdankbar' bezeichnen. Ich versuche einfach, jeden Tag als ein Geschenk zu genießen."