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Ace Mahbaz - unser Mann in Seoul oder: Wenn einer eine Reise tut ...

Ace Mahbaz, Autor und Moderator von Sehen statt Hören, ist während seiner Asienreise von Corona überrascht worden und nach Seoul "geflohen". Von dort liefert er spannende Bilder – unter anderem von der viel gerühmten Tracking-App.

Stand: 14.05.2020

Ace Mahbaz in Südkorea | Bild: BR

"Hi, hier ist Ace, ich bin jetzt in Seoul, weil es hier sicherer ist", mit dieser Mail Ende März fängt alles an. Ein Kollege privat in Südkorea, für mich als Redakteurin ein echter Jackpot. Nicht nur in Corona-Zeiten. Die Geschichten sind schnell gefunden. Und wie sieht es mit deren Umsetzung aus? Ace ist nur mit Smartphone unterwegs. Laptop? Fehlanzeige. Alles klar. Und jetzt?

Wieviel Technik braucht der Mensch?

Ace in der U-Bahn von Seou

"Ich habe einige Kontakte hier in Seoul, über die ich Kamera, Ausrüstung und so weiter organisieren kann." Aces Angebot klingt super - bei mir rattert aber sofort das volle Kopfkino los: Wie bringe ich das bloß regelkonform ins BR-System … Ok, der Kollege ist ja privat vor Ort und die Bilder in allen Medien zeigen, welche Looks in Krisenzeiten möglich sind. Smartphone-Videos sind doch eh in dieser Situation viel glaubwürdiger und authentischer.

Was braucht Ace, damit es halbwegs professionell bleibt? Vom VJ-Kollegen im SsH-Team, Holger Ruppert, kommt umgehend Support: Mit externem Mikro und einem Gimbal aufgerüstet sollte es schon gehen. In Korea kein Problem. Ok, der Dreh klappt. Und was ist mit dem Schnitt? Klar kann Ace selbst schneiden. Aber wieso ist er bloß ohne Laptop losgezogen?

Wieviel Organisation braucht ein Beitrag?

Ich frage mich natürlich: Wie sieht es mit den Formalitäten beim Drehen in Südkorea aus? Und wie mit der Kommunikation? Ace gebärdet fließend in fünf Sprachen, aber nicht koreanisch. Ace ist Autor, ja; und Schauspieler und Künstler. Und kennt sich in Südkorea nicht wirklich aus.

Morgensport in Seoul

Als Auftraggeberin bin ich für seine Sicherheit verantwortlich. Ein Producer muss her. Also erst einmal die Kolleginnen und Kollegen im Studio Ostasien anschreiben. Die reagieren prompt und sehr kollegial mit Hinweisen und Empfehlungen für lokale Producer. Einziger Haken: keine Abrechnung über Studio Peking möglich. Ok, nice try. Was jetzt? Inzwischen ist die inhaltliche Entwicklung abgeschlossen, gedreht werden soll Ende April/Anfang Mai, also in wenigen Tagen.

Was hat Seoul mit Saarbrücken zu tun?

Quer und außergewöhnlich denken – Redakteurs-Alltag. Ich erinnere mich an eine Begegnung mit Sung-Hyung Cho, gebürtige Südkoreanerin - erfolgreiche Dokumentarfilmerin mit Dreherfahrung in Korea ("Meine Brüder und Schwestern im Norden") und Professorin Media Art & Design an der HBK Saar in Saarbrücken. Ein Telefonat und dann ist klar: Sie wird die Brücke zu Ace in Seoul. Sung-Hyung unterstützt Ace von Saarbrücken aus in allen organisatorischen und kommunikativen Fragen. Und dank Sung-Hyungs Nichte Sun-Gyung in Seoul, die - kein Scherz - zufälligerweise auf ihrem Laptop ein Schnittprogramm hat, ist nun auch der Schnitt gesichert.

Wo Grenzen dicht sind, öffnen sich digitale Welten

Wie man auf einem Laptop mit koreanischer Menüführung schneidet, wird uns Ace später mal erzählen. Mit Unterstützung von Stefan Brainbauer, Autor und SsH-Technikexperte, gelangt der Beitrag erfolgreich nach Deutschland. Kollege Holger Ruppert sorgt für die Übersetzung aus Gebärdensprache. Und wie werden all die koreanischen Namen ausgesprochen? Na klar, auch hier hilft Sung-Hyung: Per Sprachnachricht liefert sie die korrekte Aussprache direkt in die Mischung. Ein aufregender und spannender Produktionsprozess in unserem besonderen journalistischen Redaktionsalltag.

"Ein Blick nach Südkorea"

Aces Beitrag ist eingebettet in eine weitere Sehen statt Hören-Folge "Unser neuer Alltag mit Corona". Schon im öffentlichen Raum in Seoul ist Corona ständig präsent. Überall hängen Monitore mit den aktuellsten Nachrichten. Natürlich mit Gebärdensprachdolmetscher-Einblendungen. Alle müssen täglich ihre persönlichen Daten in die viel gerühmte Tracking-App eingeben. Ace zeigt uns die einfache Menüführung auf seinem Smartphone. Bilder, die wir hier in Deutschland so noch nie gesehen haben.

Datenschutz - kein Thema!

Ace besucht eine südkoreanische Familie

Datenschutz, Überwachung? In Südkorea kein Thema. Auch für Ace ist das inzwischen völlig normal. Und wie ist der Alltag einer koreanischen Familie in Seoul? Schulen und Universitäten sind dort geschlossen. Junge Studierende freuen sich wie überall über mehr Zeit zum Chillen. Ace trifft u.a. Philip, einen jungen Deutschen, dessen Traum es ist, sich beruflich in Südkorea zu etablieren. Philip gibt Kurse in ISL, International Sign Language, die jetzt in Online-Seminare umgewandelt wurden. Der Bedarf ist hoch, schließlich findet 2023 in Südkorea der 19. Weltkongress der World Federation of Deaf statt. Wie sehr sich aus deutscher Perspektive Social Distancing schon ins Bewusstsein gegraben hat und Befremden auslöst: In Seoul tragen alle Masken, doch eine herzliche Umarmung zum Abschied ist dort weiter normal.


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