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Reinhard Raffalt Ein bayerischer Römer

"Eine Reise nach Neapel", der italienische Sprachkurs des Bayerischen Rundfunks, "Familie Battistini", "Autostrada del Sol" und hunderte weitere Sendungen über Italien für Hörfunk und Fernsehen, dafür steht der Name Reinhard Raffalt. Der Journalist und Schriftsteller war eine der unverwechselbarsten Stimmen und bewundert für seine Fähigkeit, Geschichten aus und über die Welt zu erzählen.

Von: Sabine Rittner, Historisches Archiv

Stand: 12.05.2023

Reinhard Raffalt (1923-1976)  | Bild: BR/Lindinger

Raffalt kam am 15. Mai 1923 in Passau zur Welt. Er studierte ab 1942 an der Hochschule für Musik in Leipzig Orgel, Komposition und Kirchenmusik. Kurz vor dem Abschluss wurde er eingezogen, musste als Infanterist nach Russland, Ungarn und in die Ardennen. Nach 1945 studierte er in Passau Philosophie und Geschichte und ab 1947 in Tübingen Musikwissenschaft und Kunstgeschichte. 1951 zog Raffalt nach Rom.

Sonore Stimme, barocke Ruhe

Raffalts berufliches Leben war so vielschichtig wie seine Interessen: Er war Redakteur bei der Passauer Neuen Presse, machte nebenbei Beiträge für den Bayerischen Rundfunk, war Organist, Sonderbeauftragter des Auswärtigen Amtes für die deutschen Kulturinstitute in Asien und Afrika und Gründer und Direktor der Deutschen Bibliothek in Rom. Wie Zeitzeugen berichten, vermochte er mit barocker Ruhe und sonorer Stimme zu überzeugen, zu organisieren und zu begeistern. Und wie Alois Fink es in seinem Nachruf schrieb, sind seine Sendungen eine "Verbindung von Wissen und Amusement, von Ernst und Humor, von Herz und Humor".

Geschichten aus der ganzen Welt

Im Gedächtnis einer ganzen Generation bleibt er allerdings durch seine Arbeit als Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks und seine Reportagen und Hörbilder über Asien, Afrika, Südamerika und ganz besonders über Italien. 1956 entsteht sein italienischer Sprachkurs "Eine Reise nach Neapel". Die 75 Folgen wurden bis 1957 erstmals ausgestrahlt. Das Buch zur Sendung erschien 2020 in 22. Auflage.

Buchumschlag (Ausschnitt): "Eine Reise nach Neapel" von Reinhard Raffalt

Die bayerische Bevölkerung, die Italien in den 1950er Jahren als Urlaubsland entdeckt hatte und an den Gardasee und die Adria reiste, sollte einige Grundbegriffe der Sprachen und der Gepflogenheiten kennen. Der Sprachkurs möchte ein "Schlüssel zum Verständnis des Landes und der Menschen" sein, wie Raffalt in der ersten Folge bemerkte.

Die italienische Gesellschaft beschreibt er auch in der Hörfunksendung "Familie Battistini" und in über 300 weiteren Features oder Hörbilder aus und über Italien, über Kunst, Musik oder Geschichte, italienisches Essen und den Vatikan. Ab 1965 berichtet er auch für das Bayerische Fernsehen aus der Ewigen Stadt. Am 16. Juni 1976 starb Raffalt in München im Alter von 53 Jahren.


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