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Werner Schmidbauer feiert 60. Vom Revoluzzer zum "Momentnsammler"

Er ist einer der populärsten Bayern, erfolgreicher Liedermacher, leidenschaftlicher Dialektsprecher und seit Jahrzehnten beliebter Moderator beim Bayerischen Rundfunk. Zu seinem 60. Geburtstag am 24. August haben wir uns mit ihm unterhalten und Momente aus seinem Leben in Text und Bild eingesammelt.

Von: Ursula Zimmermann, Unternehmenskommunikation

Stand: 24.08.2021

"Bist jetzt a oana von dene Stare?" konnte es sich Schwiegervater Sepp nicht verkneifen, als er seinen Schwiegersohn Werner im Smoking sah. Der sei nur ausgeliehen, beruhigte ihn dieser, für die Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises in München. Dort sollte er nämlich als Laudator eine Auszeichnung verleihen.

Als Star sieht sich Werner Schmidbauer überhaupt nicht. Obwohl er als Musiker und Moderator mittlerweile Kultstatus genießt und weit über die bayerischen Landesgrenzen hinaus bekannt ist, lehnt der gebürtige Münchner einen Promistatus für sich ab: "Ein Star sein zu wollen, habe ich nie ausgestrahlt. Ich glaube, die Leute sehen mich auch nicht als Star. Sie mögen mich gern und spüren, wie ich gerne leben möchte und dass ich mich als einer von ihnen empfinde."

Tagsüber Schule und Uni, abends Gigs in den Clubs

Bereits in jungen Jahren begann Schmidbauer sehr erfolgreich Musik zu machen. Mit sechs Jahren spielte er Gitarre, bald kamen Schlagzeug und Saxophon dazu. Von der sportlichen Begabung her wäre aber auch durchaus Fußballprofi oder eine Karriere in der Leichtathletik drin gewesen. "Oder auch Förster, denn ich habe mich in der Natur immer sehr wohl gefühlt", erzählt er.

"Jedermann" bei einem Auftritt 1986 in Kaltenberg

"Aber eigentlich machte ich mir gar nicht so viele Gedanken um meine berufliche Zukunft, weil ich schon mit 14, 15 Jahren mein erstes Lied geschrieben habe, den Pubertätsblues." Die richtige Ausdrucksform für diese Zeit findet er, denn er beschreibt sich in einem Interview damals als kloans Buberl ohne Mofaführerschein und ohne Freundin. Ein Spätentwickler eben, im Gegensatz zu seinen Kumpeln. "Meine Mutter hat heimlich eine Aufnahme des Pubertätsblues beim ZDF eingeschickt und mein Schulfreund, Ecco Meineke, und ich durften dann in der Michael Schanze Show 'Hätten Sie heut' Zeit für mich' als Nachwuchskünstler auftreten. Am Samstagabend vor zig Millionen Fernseh-Zuschauern!", erinnert er sich.

Mit Ecco Meineke zusammen trat Schmidbauer auch in den Folgejahren als "Jedermann" in zahlreichen Clubs in München auf: "Da haben wir regelmäßig gespielt, zwei- bis dreimal pro Abend, für eine halbe Stunde pro Club. Dafür gab's a bisserl Geld, eine Halbe Bier und Schinkennudeln." Das Duo galt als Münchens jüngstes Liedermacher- und Kabarettduo. Und nebenbei absolvierte Schmidbauer noch seine Schule und im Anschluss sein Studium der Kommunikationswissenschaft an der LMU.

Der BR wurde auf den jungen Revoluzzer aufmerksam

Die Moderations-Crew der ersten Stunde: v.l.n.r.: Werner Schmidbauer, Jaqueline Stuhler, Giovanni di Lorenzo, Amelie Fried

Bei einem dieser Auftritte wurde Schmidbauer 1983 von den BR-Redakteuren Ernst Geyer und Jürgen Barto entdeckt. Sie waren auf der Suche nach Moderatoren für eine geplante Jugendsendung. Schmidbauer kam zum Casting und überzeugte. Gemeinsam mit Amelie Fried, Giovanni Di Lorenzo und Jaqueline Stuhler moderierte er am 2. Januar 1984 zum ersten Mal "Live aus dem Alabama". Zehn Jahre sollte das so bleiben. Bereits im Debütjahr wurde die Sendung mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.

"Die Sendung 'Live aus dem Alabama' passte in den Freistaat wie eine Peep-Show in den Vatikan."

Stern im April 1989

"Die Jugendlichen merkten, da kommen ihre Themen auf den Tisch, da wird zugehört, gestritten - alles auf Augenhöhe. Und die Erwachsenen haben die Sendung angeschaut, weil sie wissen wollten, was ihre Kinder denken", fasst Schmidbauer den jahrelangen Erfolg zusammen.

"Die Idee war unglaublich innovativ, 105 Minuten Jugendsendung mit offenem Diskussionsverlauf, mit Live-Bands, nicht im Studio produziert, sondern in einer Halle. Und wir waren eine sehr junge Crew, unbekümmert, vielleicht auch ein bisschen unbedarft, alle politisch und sehr diskussionsfreudig", erinnert sich der Moderator. "Wir hatten große Freiheiten. Die Gäste waren relativ Talkshow-unerfahren, was der Sendung eine unheimliche Frische gab. Und sehr wichtig: Alle Gäste und Themen waren gnadenlos gut recherchiert."
Mehrmals gab es Beschwerden beim Rundfunkrat und der damalige Ministerpräsident Stoiber soll sogar geäußert haben: "Der Saustall soll geschlossen werden". Doch der Rückhalt von Fernsehdirektor Wolf Feller wie auch der Redaktion hielt allen Beben stand.
Die Sendung war für viele der Moderatorinnen und Moderatoren ein Karrieresprungbrett. Auch Werner Schmidbauer bekam nach seinem Ausstieg 1994 viele Angebote und moderierte zahlreiche Fernseh-Formate beim Bayerischen Rundfunk und weiteren Sendern.

"Aufgspuit!" mit Lebensliedern

Ein Sendungsformat lag Schmidbauer besonders am Herzen. 2006 ging "Aufgspuit!" an den Start. Die Talk-Musik-Live-Sendung beruhte auf seiner Idee: "Da konnte ich meine Philosophie von Musik ideal umsetzen." Gemeinsam mit Musiker Martin Kälberer lud er Musikergäste ins Münchner Lustspielhaus ein. "Die Sendung war der perfekte Spiegel meiner Fähigkeiten. Mit unseren Gästen musizierten wir live mit der Gitarre. Wir haben Lieder gespielt, die in ihrem Leben wichtige Momente begleitet haben und unsere Gäste haben dabei sehr offen ihre Geschichten erzählt", blickt Schmidbauer zurück. "Ohne Aufnahmeleiter, ohne Regie, die sagt, jetzt müssen wir das nochmal wiederholen - diese Struktur kam mir sehr entgegen."

Im Süden des Herzens und der Welt

Werner Schmidbauer (rechts) mit Martin Kälberer (links) und Pippo Pollina (Mitte) während der Tour "Süden"

Nach wie vor sieht sich Schmidbauer aber in erster Linie als Musiker. Seit seinem Bühnenstart mit Ecco Meineke als "Jedermann" gründete er im Laufe der Jahre unterschiedliche Formationen.
"Vom Typ her bin ich eher Singer-Songwriter wie Bob Dylan. Mir langt es, wenn ich meine Gitarre spielen und meine Lieder machen kann. Wie der alte Dylan habe ich auf meiner Solotour auch meine Mundharmonika an einem Gestell um den Hals hängen."

Mit Martin Kälberer und dem Sizilianer Pippo Pollino gründete er um 2010 das Musikprojekt "Süden". Höhepunkt der großen Tour 2012/2013 war ein Konzert in der Arena von Verona vor 10.000 Besuchern. Aktuell ist der Liedermacher mit einem Solo-Programm unterwegs.

Tiefgehende Gespräche in luftiger Höhe

Schmidbauers große Leidenschaft neben der Musik sind die Berge. So entstand auch die Idee zu seiner aktuellen Sendung "Gipfeltreffen" in BR Fernsehen. Sein alter Freund Sigi hatte ihn auf die Idee gebracht, seine Wanderlust doch mit prominenten Gästen zu teilen.

Seit 2003 erklimmen zahlreiche Promis mit dem Moderator steile oder je nach Kondition auch mal flachere Berggipfel und stellen sich Schmidbauers Fragen. "Ich möchte gerne, dass der Gast erzählt, was er erzählen kann. Dass er sich innerlich so wohlfühlt, dass er sich reinschauen lässt in seine Innenwelt, in sein Leben. Die Bergkulisse hilft dabei. Man muss nicht immer gleich Druck machen mit der nächsten Frage. Man kann auch mal was wirken lassen. Oft wiederhole ich auch nur die letzten zwei Worte der Antwort, dann ist eine kleine Stille und dann erzählen die Gäste das eigentlich Wichtige im zweiten Anlauf", schildert der Moderator seine Gesprächstaktik.

"Draußen ist mein Kino, mein Altar – draußen zu sein, macht die Birne frei."

Werner Schmidbauer im Interview mit BR Heimat

Nah an den Gästen und nah bei sich

Moderator und zugleich Musiker zu sein, sieht Schmidbauer als wichtige Balance für sich. In seinen Interviews will er den Menschen wahrnehmen, ihn aufblühen lassen, erzählt er. Ihm seine Geschichte entlocken: "Da bin ich das Gefäß, in das der- oder diejenige reinschütten soll. Bei meiner Musik ist es genau andersrum. Manchmal hören mir hunderte oder tausende Menschen zu und ich schütte denen meine Geschichte rein. So wird meine Geschichte auch erzählt. Das hat mir so manchen Therapeuten erspart."

Werner Schmidbauer (2. v. r.) 2016 mit seinen Kindern Anna, Sophie und Valentin (von links) im Urlaub

Um seinen besonderen Geburtstag am 24. August macht Schmidbauer kein großes Aufheben. Auf die Frage, ob er einen speziellen Wunsch habe, meint er: "Ich wünsche mir, dass ich weiterhin neugierig sein darf. Ich habe jeden Tag so schöne Erlebnisse. Ich möchte einfach gerne die Zeit, die bleibt, auch weiterhin mit Leben füllen." Seinen Ehrentag will er mit seinen Allerliebsten verbringen - vielleicht ja "a Festl und an Garten voller Freind und Kinder / Paar Gitarn, ums Feier sitzen und a Nacht lang singa" - ganz so, wie er es in seinem Lied "Momentnsammler" beschreibt.

Kommentieren

Gerda Schmidt, Montag, 20.September 2021, 18:01 Uhr

3. "Aufgspuilt"

Lieber Werner Schmidbauer,

vielen Dank für die wunderbaren Konzerte die wir schon geniesen durften (um nur zwei unvergessliche zu nennen: Verona und Palermo vor 2 Jahren). Mein letztes Konzert vor der Pandemie war nochmals "Süden II" Ende Januar.
Was mir sehr fehlt ist Ihr "Aufgspuilt". Es war ein geniales Format. Vielleicht liest der BR diesen Kommentar und macht sich nochmal Gedanken darüber. Die Antwort damals vom BR an mich war nicht überzeugend. So ein Format kann man immer unterbringen. Dafür sendet man 2 überflüssige Wiederholungen im Jahr nicht.
Für Geburtstagswünsche ist es etwas spät, denn ich habe diesen Beitrag soeben erst entdeckt.

Herzliche Grüße aus Heilbronn und bleiben Sie gesund.
Gerda

Volker Kuhl, Dienstag, 24.August 2021, 12:17 Uhr

2. Geburtstagsgrüsse

Hallo Werner,

60 Jahre und schon so WEISE! Schaue immer wieder gerne Gipfeltreffen. Tolle Sendung in toller Umgebung!

Peter, Dienstag, 24.August 2021, 07:56 Uhr

1. Alles Gute zum Geburtstag - Vielen Dank für die schönen Stunden bei den Konzerte

Hallo Werner,

vielen Dank für deine tolle Musik. Sie hat mich öfters aus traurigen Phasen wieder herausgeholt. Soweit ich es konnte war ich auch bei deinen Konzerten auch bei den tollen Abschiedskonzert in Rosenheim mit Martin. Du hast einfach tolle Ideen.
Ich hoffe du hast weiter so tolle Ideen.....

Viele Grüße aus Aschaffenburg,

Peter