Nach mehr als 500 Sendungen Die "nachtlinie" sagt Servus!
Seit 2007 war Andreas Bönte mit seinen Gästen in der "nachtlinie" unterwegs. Mit seinem Eintritt in den Ruhestand enden die Gespräche in der Tram: Anlass für eine bewegende letzte Fahrt voller Überraschungen.
Ende April 2025 verlässt Andreas Bönte nach vier Jahrzehnten den Bayerischen Rundfunk und geht in den Ruhestand. Er hat die "nachtlinie" nicht nur entwickelt, sondern war zugleich mehr als 17 Jahre lang Kopf und Gesicht der Sendereihe. Daher sagt auch die "nachtlinie" zum Jahresende Servus – nach 507 Sendungen seit dem Sendestart am 11. Oktober 2007.
Überraschungen zum Abschied
Zum Abschied hat sich das Redaktionsteam etwas Besonderes einfallen lassen: eine Überraschungssendung mit einem Potpourri aus Musik, Kulinarik und einem Interview mit Böntes Alter Ego als Höhepunkt – zu sehen am Montag, 30. Dezember 2024, um 23.30 Uhr im BR Fernsehen und vorab in der ARD Mediathek.
Andreas Bönte ist es als Programmverantwortlicher und Moderator gewohnt, die Fäden in der Hand zu halten. In den ersten "nachtlinien" hat er seine Gäste überrascht. Dass sein Team den Spieß umdrehen und ihn überraschen würde, das hätte sich der Moderator nicht träumen lassen. Und alle hielten dicht. Das war Ehrensache.
Musik und Kulinarik
Ehrensache war es auch für LaBrassBanda, als musikalische Überraschung in der letzten "nachtlinie" mitzuwirken. Die Chiemgauer Kultband startete ihre Karriere fast zeitgleich mit der "nachtlinie" und war mehrmals bei Andreas Bönte zu Gast. Nach ihrem ersten Besuch spielte die Band, die heute Hallen füllt, spontan eine "nachtlinie in concert". Eine halbe Stunde Musik für zwei Kästen Bier. Und eine Chance, die die Musiker nicht vergessen haben.
"Für uns war das etwas ganz Besonderes. Musik machen in einem fahrenden Gefährt, das ist wahnsinnig cool. Und insofern danke nochmal für die Chance. Es hat uns wahnsinnig viel Spaß gemacht."
Stefan Dettl, Bandleader, LaBrassBanda
Die zweite Überraschung war kulinarischer Art. Hierfür brachte die Redaktion die israelische Köchin Haya Molcho und den türkischstämmigen Schauspieler Adnan Maral zusammen, die gemeinsam Spezialitäten aus ihren Kulturen vorbereiteten und servierten.
Der doppelte Bönte
Die dritte Überraschung kam für Andreas Bönte vollkommen unerwartet: Plötzlich erschien "er selbst" und interviewte "sich". Die Grundidee dazu entstand im Schneideraum.
"Nach einer Aufzeichnung mit Wolfgang Krebs im Frühjahr fiel uns plötzlich auf, dass der Kabarettist, der für seine scharfsinnigen Parodien bayerischer Politiker bekannt ist, im Laufe des Interviews eine ähnliche Mimik und Gestik wie der Moderator angenommen hat. Vermutlich eine Berufskrankheit. Aber in diesem Moment habe ich gedacht, es wäre doch lustig, wenn Wolfgang Krebs Andreas Bönte in seiner letzten 'nachtlinie' interviewen würde!"
Michaela Wilhelm-Fischer, Redaktion 'nachtlinie'
Wolfgang Krebs war sofort mit an Bord, und so wurde der Gedanke weiterverfolgt. Zunächst galt es, Andreas Bönte davon zu überzeugen, sich auf eine Überraschungssendung einzulassen. "Mir bleibt wahrscheinlich nichts anderes übrig, oder?", meinte dieser. Das war der Startschuss.
Die Verwandlung
Eine zentrale Rolle in dem konspirativen Spiel kam Maskenbildnerin Heike Puzicha - im BR bekannt für ihre kunstvolle Visagisten-Arbeit bei der Starkbierprobe auf dem Nockherberg - und Andreas Böntes Frau Bettina zu: Gemeinsam mit ihnen plante die Redaktion optische Details des Auftritts von Wolfgang Krebs wie Haar- und Bartlänge. Heike Puzicha knüpfte eine passende Perücke und fertigte einen authentischen Bart an. Bettina Bönte hielt ihren Mann vom Friseurbesuch ab und entschied für ihn, was er zur Aufzeichnung anziehen würde, so dass die gleiche Kleidung organisiert werden konnte.
Rückblick
Parallel zur Drehplanung recherchierten die Regisseurin Agnieszka Schneider und die Autorin Andrea Stengel, die vom ersten Tag der "nachtlinie" an so gut wie jede Sendung redaktionell begleitet hat und viele Anekdoten kennt, unvergessene Momente für einen bewegenden Rückblick.
Komplexe Logistik
Eine besondere Herausforderung war die Planung der Abläufe in einem fahrenden Studio, das im normalen Stadtverkehr unterwegs ist, und die Koordination mit dem Außenteam von Anette Kolb und den Gästen, die in der Stadt pünktlich eingesammelt werden mussten. Das Ganze ohne Proben, versteht sich. Das Ergebnis können Sie bald sehen!
"Ich bin sehr dankbar, dass ich so viele Gespräche mit interessanten Menschen führen durfte. Zusammen mit den Gästen wollten wir Themen in die Gesellschaft tragen, die zum Nachdenken anregen. Dabei standen wir unter keinem Quotendruck. Das gibt es nur beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk!
Die 'nachtlinie' wird mir fehlen, vor allem da es immer eine wunderbare Gemeinschaft von Kolleginnen und Kollegen aus Redaktion, Produktion, Technik und der MVG war. Wir haben uns als Team stets für die Optimierung der Sendung eingesetzt. Dieses kreative Zusammenwirken hat großen Spaß gemacht.
Dass dieses Team sich zu meinem Abschied etwas ganz Besonderes hat einfallen lassen, hat mich sehr gefreut und auch gerührt. Es wurden Gäste eingeladen, die mir menschlich nahe sind und die die 'nachtlinie' geprägt haben. Und dass ich dann auch noch von mir selbst interviewt worden bin, ist nicht zu toppen. Vielen, vielen Dank!!!"
Andreas Bönte, stellvertretender Programmdirektor Kultur des BR und Moderator der 'nachtlinie'