"Drei Paare ein Ziel" Von der Idee zum spannenden Format
Was, wenn ein Paar sehnlichst ein Kind möchte und es auf natürlichem Weg einfach nicht klappt? Wie hält eine Partnerschaft das aus? Und wie weit möchte man gehen, um sich diesen Wunsch zu erfüllen? "3 Paare, ein Ziel" begleitet drei Paare auf ihrem bewegten Weg zur Schwangerschaft: bei Beratungsgesprächen in der Kinderwunschklinik und bei Hormontherapien bis hin zu invasiven Eingriffen. Eine sehr bewegende neue Doku-Serie des BR, offen und nah dran, zu der uns Christiane von Hahn und Rachel Roudyani (Redaktion Dokumentarfilm) Antworten geben.
Wie wurde das Format "3 Paare, ein Ziel" entwickelt? Welche Zielgruppe soll damit erreicht werden?
Christiane von Hahn, Rachel Roudyani: Wir, die Redaktion Dokumentarfilm, verfolgen schon seit ca. drei Jahren die Idee einer Weiterentwicklung der "Lebenslinien" für jüngere Zielgruppen auf anderen Ausspielwegen. Im Frühjahr 2022 haben wir dann den Entwicklungsprozess zusammen mit der Digitalen Formatentwicklung (DESM) und der Redaktion Film Digital gestartet.
Mit dem Content-Team der ARD Mediathek und der BR Medienforschung haben wir uns als Zielgruppe auf jüngere Frauen (25-40 Jahre) geeinigt, die sich besonders für Schicksale anderer Menschen interessieren.
Wir haben über einige sehr spannende Formatideen gebrütet, uns letztendlich für die Idee von Lenja Hülsmann zur Doku-Serie "3 Paare, ein Ziel" (3 Paare, ein Ziel · Wir wollen ein Baby - Videos der Sendung in der ARD Mediathek) entschieden.
Mit diesem Konzept denken wir, die Zielgruppe am besten abzuholen und gleichzeitig den Kern der "Lebenslinien" zu transportieren, also nah und respektvoll berührende Geschichten von Menschen und ihren Schicksalen zu erzählen.
Gab es Vorbilder?
Nein, konkrete Vorbilder gab es nicht. Aber in der Beschäftigung mit unserer Zielgruppe haben wir uns natürlich auch das Mediennutzungsverhalten und die Formate angeschaut, die diese Frauen interessieren. Im ARD-Kosmos ist das z. B. die WDR-Serie "Feuer und Flamme".
Wie seid ihr auf dieses Thema gekommen, das sehr persönlich ist, sehr emotional werden kann und über das wahrscheinlich nicht jeder gleich gerne sprechen will?
Kinderwunsch haben wir aus zweierlei Gründen als Thema für unsere erste Staffel gewählt. Erstens interessieren sich die Frauen aus unserer Zielgruppe sehr für das Thema Familie wie auch für Schicksale. Eigene Kinder sind für viele ein wichtiges Ziel. Zweitens birgt das Thema Kinderwunsch einen natürlichen Spannungsbogen, der auch für ein Publikum (männlich wie weiblich und aus allen Zielgruppen) packend ist. Denn die Frage: "klappt’s oder klappt‘s nicht?" in Verbindung mit der dahinterliegenden Emotion will eine Antwort.
Wie habt ihr die Paare ausgewählt? Es sind ja auch zwei Paare nicht aus Bayern. Welche Kriterien gaben den Ausschlag?
Da wir für die ARD-Mediathek produziert haben, war die Herkunft der Paare nicht so ausschlaggebend. Wir konnten uns also voll auf deren Geschichten konzentrieren. Uns war wichtig, dass die Paare offen über den Kinderwunsch und ihre Gefühle erzählen können und wollen. Außerdem wollten wir Paare in unterschiedlichen Stadien begleiten. Die individuellen Besonderheiten der Paare haben dann zusätzlich noch den Ausschlag gegeben. Also bei Sabrina und Dennis beispielsweise der Altersunterschied und dass Sabrina bereits Mutter ist, bei Julia und Laura die Adoptionsthematik bei einem gleichgeschlechtlichen Paar und bei Jasmin und Max die Entscheidung, für die Behandlung nach Prag zu gehen.
"3 Paare, ein Ziel" berührt ein sehr sensibles Thema. Die Reportage ist sehr nahe an ihren Protagonistinnen und Protagonisten. Haben sie sich von Anfang an so offen gezeigt, sowohl emotional als auch was die Kamerabegleitung betrifft oder war das eher erst ein Prozess im Laufe der Dreharbeiten?
Es haben viele Vorgespräche mit den Paaren stattgefunden und alle haben sich im Vorfeld gut überlegt, ob sie wirklich mitmachen wollen. Als sich die Paare dann fürs Mitmachen entschieden hatten, waren alle Unsicherheiten weg. Bei den Dreharbeiten waren sie alle erstaunlich offen und ehrlich und haben uns wirklich tief mit ins Private genommen. Dafür sind wir allen sechs Protagonistinnen und Protagonisten sehr dankbar.
Gab es auch Tabumomente?
Natürlich. Wir haben vor Start der Dreharbeiten abgesprochen, dass sie jederzeit sagen können, wo ihre Grenze ist und dass sich diese auch während eines Drehs ändern darf. Vor allem in intimen Momenten wie Untersuchungen musste die Kamera manchmal draußen bleiben. Wir denken, das ist sehr verständlich.
Wo lagen die Schwierigkeiten bei der Umsetzung?
Wir mussten sehr spontan sein. Wenn die Biologie die Drehtermine vorgibt, dann muss man sich danach richten und kann wenig vorab fest planen. Sei es der Zyklusbeginn, der den perfekten Termin für einen Embryonentransfer festlegt oder der Zeitpunkt der Geburt. Da war es gut, dass zwei der Autoren auch als Videojournalisten arbeiten. Die konnten dann sehr flexibel reagieren.
Werdet ihr die drei Paare auch noch weiter begleiten?
Die Geschichte von Laura und Julia, Sabrina und Denis und Jasmin und Max geht natürlich weiter. In "3 Paare, ein Ziel" haben wir sie einen Teil ihres Weges begleitet, der aber in allen drei Fällen zu einem Zielpunkt geführt hat – wenn vielleicht auch nicht in allen drei Fällen zu einem Happy End.
In den kommenden Staffeln von "3 Paare, ein Ziel" wird es um andere Themen gehen, die drei neue Paare meistern müssen.
Was für öffentlichen Reaktionen bekommt ihr zu der fünfteiligen Doku, die bereits in der ARD Mediathek verfügbar ist und am 22. und 29. März im BR Fernsehen läuft?
Die drei Paare, wie auch wir, haben sehr berührende Rückmeldungen bekommen, darunter viel Bewunderung für die Offenheit und Stärke der sechs Protagonistinnen und Protagonisten. Viele aus dem Publikum haben uns gedankt, dass das Thema "unerfüllter Kinderwunsch" durch die Serie weiter enttabuisiert wird.