Unternehmen - Programm


3

Drei Redaktionen – ein erfolgreiches Projekt ARD Story über Amateurfußball mit großer Wirkung

Die Recherche für die ARD Story "Angriff auf den Amateurfußball" bewegt Politik und Sport und findet auch Monate nach der Veröffentlichung viel Aufmerksamkeit. Inzwischen wird eine Gesetzesänderung geprüft. Vergangene Woche war BR-Reporter Simon Wörz zu Gast beim Presseclub Augsburg.

Von: BR Recherche | BR Data

Stand: 19.12.2024 | Archiv

Die BR-Recherche zu Sportwetten im Presseclub Augsburg: Klaus Utzni (Presseclub Augsburg), Simon Wörz (BR-Reporter) Fabian Kapfer (Freier Journalist), Robert Götz (Augsburger Allgemeine) | Bild: K.R. Krieger

Simon Wörz berichtete beim Presseclub Augsburg von der investigativen Datenrecherche, die das System hinter Wetten auf Amateurspiele auf dem internationalen Wettmarkt enthüllt. Diese Wetten sind in Deutschland verboten, weil sie die Integrität des Sports bedrohen: Amateure verdienen wenig bis nichts und sind deshalb anfälliger für Angebote der Wettmafia, so die Begründung des Gesetzgebers. Weil die Buchmacher diese Wetten aber vor allem auf ausländischen Domains online anbieten, ist es schwierig dagegen vorzugehen.  

Die ARD Story "Angriff auf den Amateurfußball – die Gier der Wettindustrie" begleitet den Kirchheimer SC, einen Amateurverein der Bayernliga, bei seinem Kampf gegen die globale Wettindustrie. Und sie zeigt die Ahnungslosigkeit des DFB und welche Rolle sogenannte Datenscouts in diesem Geschäft haben.

"Ein Thema von hohem Gesprächswert, eine exklusive Datenrecherche, starkes Storytelling und die hochwertige filmische Umsetzung zeichnen diese Kooperation aus. Über Wochen ist das Team dran geblieben, hat zahlreiche Produkte veröffentlicht - von nachrichtlichen Beiträgen in Hörfunk und Fernsehen über den Funkstreifzug bis 11KM Podcast und sportschau.de. Andere LRA und Medien haben die Recherche aufgegriffen und vor Ort weitergedreht. So stark macht Zusammenarbeit im BR!"

Verena Nierle, Leitung BR Recherche / BR Data

Die BR-Veröffentlichungen lösten deutschlandweit bei Amateurvereinen Empörung aus. Sie wussten bis dahin oft nicht, dass auf ihre Spiele im Ausland gewettet werden kann. Zahlreiche Vereine auch aus Sportarten wie Basketball, Eishockey und Volleyball, machten sich bei ihren Spielen auf die Suche nach Datenscouts, die auf Sportplätzen Daten für Wettanbieter erheben. Vereinsvorstände erteilten Hausverbote für diese Scouts und untersagten das Datensammeln. Lokale und überregionale Medien griffen das Thema ebenfalls auf. Beim Presseclub Augsburg sprach Reporter Fabian Kapfer von der Augsburger Allgemeine darüber, wie ein schwäbischer Amateurverein sich den Kirchheimer SC zum Vorbild nahm und sich ebenfalls gegen Wetten auf seine Spiele wehrte.  

"Mit unserer Recherche haben wir einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, die Problematik der Datensammlung im Amateurfußball stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Es ist erfreulich zu sehen, wie entschlossen die Vereine deutschlandweit nun gegen diese Praktiken vorgehen. Schon jetzt ist messbar, dass die Zahl der angebotenen Spiele auf den Wettplattformen spürbar zurück gegangen ist. Nur so kann die Integrität des Wettbewerbs und der Schutz des Amateursports langfristig gewährleisten werden."

Andreas Egertz, Leitung ARD-Radio-Recherche Sport

Die Recherche ist eine Kooperation von BR Recherche | BR Data, der Redaktion Dokumentationen und der ARD-Radio-Recherche Sport (Datenrecherche: Katharina Brunner; Reporter: Uli Hagmann, Sebastian Krause, Simon Wörz), die Dokumentation eine Koproduktion von BR (Federführung) und NDR.   

"Dieses 'ARD Story – Mediathek first – Projekt' demonstriert einmal mehr die herausragende Qualität des BR bei Eigenproduktionen. Sport, Recherche, Data, Dokumentationen, DESM, Kamera, Schnitt, Postproduktion – die geballte Kompetenz und vertrauensvolle Zusammenarbeit haben die besondere Herausforderung großartig gemeistert: Datenrecherchen anschaulich und filmisch brillant zu erzählen und umzusetzen! Herzlichen Dank an alle Beteiligten, insbesondere aber an Helga van Ooijen (BR Recherche), Robert Schöffel (BR Data) und Johanna Walter (Dokumentationen), die das Projekt zusammengehalten und durch alle Klippen erfolgreich gesteuert haben!"

Astrid Harms-Limmer, stellv. Leitung Dokumentationen | Politische Dokumentationen

Auch die Politik hat reagiert. So beschäftigte sich der Sportausschuss im Bundestag Anfang Oktober mit den BR-Recherchen und der Manipulationsgefahr im deutschen Amateurfußball. Die Sportminister der Länder stellten in einem gemeinsamen Beschluss im November fest, die aktuelle Gesetzeslage sei unzureichend. Derzeit prüfen die Innenminister der Länder – sie sind zuständig für Glücksspielrecht – inwiefern eine Gesetzesverschärfung möglich ist.    

 


3