Funkstreifzug "Rechte Hetze in Klassenchats" Sozialcourage Medienpreis für Beate Greindl
Mut zeigen, wenn andere schweigen – das ist Zivilcourage. Ein bayerischer Schulleiter hat rechtsextreme Umtriebe unter seinen Schülern öffentlich gemacht. BR-Autorin Beate Greindl hat die Aufklärung journalistisch begleitet. Für ihre Recherche wurde sie mit dem Sozialcourage Medienpreis des Caritasverbands der Erzdiözese München und Freising ausgezeichnet.
Rechte Hetzparolen tauchen an vielen Schulen auf. Aber erst wenn die Polizei auftaucht, realisieren Schülerinnen und Schüler, dass das Weiterverbreiten dieser Inhalte nicht "lustig" ist, sondern strafbar. Und Schulleiter stehen oft vor der Frage: Wie umgehen mit solchen Vorfällen?
Medienübergreifende Recherche
In einer crossmedialen Kooperation haben "Der Funkstreifzug" (BR24 Radio) und das Politikmagazin Kontrovers (Leitung: Birgit Kappel, BR Fernsehen) über einen Fall übelster rechter Hetze am Max Mannheimer Gymnasium in Grafing bei München berichtet. Im Klassenchat einer 9. Klasse waren antisemitische Beschimpfungen verbreitet worden, ein Gedicht gegen Juden, das zum Töten auffordert, sowie verfassungsfeindliche Symbole wie Hakenkreuze. Autorin Beate Greindl porträtierte einen mutigen Schulleiter, der die Aufklärung über die Angst um den Ruf seiner Schule stellte. "Zu schweigen", so sagt es Schulleiter Paul Schötz im Beitrag, "das ist, meine ich, der falsche Weg". Der Schulleiter schaltete die Polizei ein, informierte die Eltern, organisierte mit dem Kollegium einen Projekttag zum Thema "Extremismus und Toleranz".
Auszeichnung für Funkstreifzug
Autorin Beate Greindl wurde für ihre Recherche "Rechte Hetze in Klassenchats" mit dem Sozialcourage Medienpreis des Caritasverbands der Erzdiözese München und Freising in der Kategorie Radiobeiträge ausgezeichnet.
Die Auszeichnung würdigt journalistische Beiträge, die in herausragender Weise soziales Handeln darstellen, Verantwortungsbewusstsein fördern und auf besondere Situationen oder Schicksale aufmerksam machen.
Journalismus mit gesellschaftlichem Anspruch
Die Jury des Caritas Medienpreises würdigte den Radiobeitrag von Beate Greindl als ...
"... eine sensible Reportage über die erschreckende Alltäglichkeit rechtsextremer Hetze anhand des Gruppen-Chats einer 9. Klasse eines oberbayerischen Gymnasiums. Die Autorin lässt Jugendliche mit ihrer Ratlosigkeit gegenüber diesen Straftaten zu Wort kommen und zeigt die Strategien rechtsextremer Gruppen auf, Jugendliche in Chats aktiv anzusprechen. Im Mittelpunkt steht der Schulleiter, der das Thema offensiv aufarbeitet. Der Beitrag wird so zum Plädoyer für einen öffentlichen und wehrhaften Umgang mit Rechtsextremismus in unserer Gesellschaft."
Begründung der Jury des Caritasverbands
Spontanes Lob gab es von der Programmbereichsleitung Politik und Wirtschaft im BR. Andrea Kister freute sich in einer Mail mit Autorin und Redaktion: "Wenn journalistische Arbeit mit einem Preis ausgezeichnet wird, dann ist das eine tolle Anerkennung und Motivation zugleich." Als wichtigen gesellschaftlichen Beitrag würdigt Politik-Teamleiter Ingo Lierheimer den Funkstreifzug von Beate Greindl:
"Einen Preis für seine journalistische Arbeit zu erhalten, ist immer etwas Besonderes. Der Sozialcourage-Preis der Caritas ist dabei ein besonders wertvoller. Was an unserer Zeit liegt, in der die Schärfe der gesellschaftlichen Auseinandersetzung zunimmt. In der uns, durch die Echokammern der sogenannten sozialen Netzwerke verstärkt, Hass und Hetze in den Ohren dröhnen. In dieser Zeit ist es noch wichtiger, in unserer Arbeit auf Zivilcourage hinzuweisen, auf gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein, auf beispielhaftes Vorgehen gegen rechte Hetze. Genau das hat Beate Greindl in diesem Funkstreifzug getan, der so beeindruckend ist, weil sie nicht nur den Schuldirektor in seiner Zivilcourage darstellt, sondern auch hörbar macht, dass sein Handeln eben keine Selbstverständlichkeit ist. Herzlichen Glückwunsch an Beate Greindl als Autorin sowie den Redakteuren Jonathan Schulenburg und Carola Brand für diesen Preis. Er zeigt auch, wie wichtig aufwendige Formate wie der Funkstreifzug sind, um diesen Themen gerecht zu werden."
Ingo Lierheimer, Teamleitung Politik und Hintergrund