Unternehmen - Public Value

Bayerische Staatsmedaille für Alexander Dallmus "Es bewegt sich manchmal was"

Hohe Auszeichnung für den BAYERN 1-Umweltkommissar: Alexander Dallmus hat die Bayerische Staatsmedaille für besondere Verdienste um die Umwelt erhalten. Seit 13 Jahren spürt er Fälle auf, die auf den ersten Blick umweltfreundlich daherkommen, bei näherer Betrachtung doch das Gegenteil sind - oder andere Überraschungen bergen.

Von: Susanne Franke, Unternehmenskommunikation

Stand: 28.10.2021 00:10 Uhr | Archiv

Alexander Dallmus bei der Verleihung der bayerischen Staatsmedaille für Umwelt und Verbraucherschutz im Kaisersaal der Münchner Residenz. v.l.n.r. Lotta Dallmus, Alexander Dallmus, Umweltminister Thorsten Glauber, Paula Dallmus | Bild: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz

BR: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, als "Umweltkommissar" zu ermitteln?

Alexander Dallmus: Es ist eigentlich schon knapp zehn Jahre her, dass Bernd Diestel (stv. Redaktionsleiter von BAYERN 1) mich gefragt hat, ob mir denn nicht was einfällt, wie wir das Thema Umwelt stärker ins Programm einbinden könnten. Also zu dieser Zeit schon ein sehr weitsichtiger Gedanke. Wir sind überein gekommen, dass wir den Menschen auf keinen Fall vorschreiben wollen, wie sie zu leben haben. Aber dass wir erklären, was ökologisch Sinn und manchmal eben auch gar keinen Sinn macht. Und es sollte irgend so ein Ermittler sein. Mit echten Fällen und Fragestellungen. Heute sind wir da schon etwas weiter, breiter aufgestellt und mit "Besser leben" auf einem ganz anderen Level angelangt.

Seit 2013 decken Sie vertrackte Umweltfälle auf und helfen damit den Hörerinnen und Hörern, wirklich umweltfreundlich zu handeln. Welcher Fall war für Sie persönlich der Erstaunlichste?

Das Tolle an der Arbeit ist es, dass ich selbst so viel dazu lerne. Und es sind manchmal die simplen Dinge, die überraschen. Dass es wirklich gut ist, den Aludeckel vom Joghurtbecher abzulösen und getrennt voneinander zum Verpackungsmüll zu geben, weil beides dann später besser sortiert und recycelt werden kann. Dass ein Grad wärmer in meinem Kühlschrank den Energieverbrauch um satte fünf Prozent senkt, weil das Ding ja immer läuft. Was viel wichtiger ist: Es bewegt sich manchmal was. Eine der ersten Geschichten 2013 drehte sich um die Frage, warum ausgerechnet Biogurken immer in Plastik eingeschweißt sind. Mittlerweile sind sie immerhin meist nur noch durch einen kleinen Aufkleber gekennzeichnet.

"Mir wäre es wichtig, mich vorweg nochmal bei meinen Bayern 1-Kollegen zu bedanken. Natürlich bei meiner Podcast-Partnerin Melitta Varlam, Produzent Tobias Prager und dem gesamten Online-Team und insbesondere Sabine Dangel. Dafür, dass sie mich allesamt immer großartig unterstützen. Für mich persönlich ist es eine große Ehre und ich bin sehr dankbar für die Wertschätzung. Als der Brief mit der Benachrichtigung vom Umweltministerium vor ein paar Wochen im Briefkasten lag, dachte ich erst, das ist was vom Finanzamt. Umso größer war dann die Freude."

Alexander Dallmus, BAYERN 1-Umweltkommissar

Dank Ihnen wissen wir, dass eine Bioplastiktüte nicht in die Biotonne gehört oder dass der Apfel aus Neuseeland im Frühsommer eine bessere Ökobilanz aufweist als der Apfel vom Bodensee. All das können Otto-Normal-Verbraucher doch gar nicht durchschauen. Sind Ihre Hörerinnen und Hörern oft verzweifelt, weil man an so vielen Stellen aufpassen muss wie ein Haftlmacher, um sich möglichst nachhaltig zu verhalten?

Melitta Varlam und Alexander Dallmus, das Team des Podcasts "Besser leben"

Die Verzweiflung beginnt schon bei viel einfacheren Dingen. Die meisten Fragen, die im "Besser-leben"-Postfach eintrudeln, drehen sich tatsächlich um Mülltrennung und Entsorgung. Da gibt es eine ganz große Verunsicherung und auch Zweifel, ob ein Getränkekarton in den gelben Sack kommt und ob der Briefumschlag mit dem Sichtfenster im Altpapier noch erlaubt ist. Bei Vielen ist der Wunsch da, nachhaltiger zu leben. Weil ich weiß, wie emotional Diskussionen geführt werden, wenn es um Fleischverzicht oder um E-Autos geht, bin ich immer wieder erstaunt, wie freundlich und höflich es im Großen und Ganzen bei "Besser leben" zugeht. Tatsächlich ist es so, dass es in ganz vielen nachhaltigen Bereichen keine einfachen Antworten gibt. Im Detail ist Vieles weitaus komplexer, als es zunächst scheint. Gerade Politiker lieben aber einfache Botschaften, was wiederum auch zu vielen Fails bei politischen Entscheidungen führt, weil Regulierungen oder Möglichkeiten nicht zu Ende gedacht worden sind. Das wiederum ist für den Verbraucher oft verwirrend und frustrierend.

Hand auf’s Herz: Verhalten Sie sich in Ihrem Alltag auf ganzer Linie nachhaltig?

Nein, um Gottes Willen, ich sehe mich ja nicht als Umweltheiliger. Und im Gegensatz zu meiner ältesten Tochter bin ich auch noch kein Veganer. Was sich aber schon geändert hat, dass ich mich in vielen Bereichen wesentlich stärker reglementiere. Zum Beispiel kaufe ich keine neuen Möbel mehr. Auch für meine drei Kinder nicht. Alles nur noch gebraucht oder getauscht. Und das klappt wunderbar. Ich fahre, gerade auch längere Strecken, nur noch mit der Bahn. Ich versuche saisonal und regional einzukaufen. Mein Vater züchtet selbst Tomaten, aber ab Oktober gibt's dann eben längere Zeit keine mehr. Und ja, es ist aufwändiger, was mit Kraut zu kochen :-)

Wo sind all Ihre Tipps gesammelt nachzulesen?

Alle Fragen rund um die Nachhaltigkeit sind bei "Besser leben" auf bayern1.de zu finden oder manchmal auch auf BR24.de. Und dank der vielen Nutzerinnen und Nutzer und ihren Fragen wird's auch nie langweilig.

Nächste Woche will eine Hörerin wissen, was nachhaltiger ist: Eine Erd- oder eine Feuerbestattung. Die Antwort ist gar nicht so einfach und wie so oft überraschend anders, als ich dachte.

Und wir freuen uns natürlich auch über jedes Abo, das die BR-Kolleginnen und -Kollegen bei unserem Podcast da lassen. Kostenlos zum Download auf allen gängigen Plattformen.