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AI for Media Network Warum es intelligent ist, bei KI zusammen zu arbeiten

Es passiert nicht häufig, dass öffentlich-rechtliche Medien, private Medien, Industrie und Wissenschaft zusammen diskutieren und gemeinsame Projekte entwickeln. Im AI for Media Network passiert genau das. Der verantwortliche Projektmanager Bernd Oswald vom AI + Automation Lab beim Bayerischen Rundfunk erzählt im Interview, was das noch junge Netzwerk so besonders macht.

Von: Michael Peer, Unternehmenskommunikation

Stand: 28.06.2024

AI for Media Network | Bild: BR

Wann war der Startschuss für das AI for Media Network? 

Die erste Veranstaltung war im Januar 2024 im BR-Funkhaus mit dem Titel "Science meets Journalism. Wir haben sie gemeinsam mit dem Munich Data Science Institute der TU München organisiert. Ziel war es, sich gegenseitig zu zeigen, woran wir arbeiten. 

Info

Das AI for Media Network ist eine Initiative des AI + Automation Labs des Bayerischen Rundfunks. Es wendet sich an Journalist:innen, Produktentwickler:innen, Software-Entwickler:innen und alle, die sich für journalistische KI Use Cases interessieren — in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Netzwerk will für KI-Wissenstransfer sorgen und auch eine Plattform für Kollaborationen werden.

Um welche Projekte geht es da zum Beispiel ?

Wir sprechen von Use Cases für KI, also: Wo können wir mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz ein Problem lösen oder einen Workflow effizienter machen? Schon damals sind Kooperationen gebildet worden. Ein Beispiel ist bei uns im BR das Projekt "Oachkatzl" aus dem BR-Archivteam unter Leitung von Gabriele Wenger-Glemser. Da geht es darum, dass bayerische Sprach- und Trainingsdaten genutzt werden, um die Sprachmodelle dialektfähig zu machen. Und etwas sehr ähnliches, allerdings auf EU-Ebene, macht auch die TU München. Seitdem arbeiten wir, der BR und die TU, gemeinsam an dem Projekt weiter und bündeln unsere Kräfte. 

Was macht so eine Zusammenarbeit interessant? 

Bernd Oswald ist Projektmanager AI for Media Network im AI + Automation Lab des Bayerischen Rundfunks

Beim Thema KI arbeiten sehr viele Berufsbilder an ähnlichen Problemen. Da findet auch viel Doppelarbeit statt, die man durch den Austausch reduzieren kann. Es lassen sich auch gemeinsam größere Kapazitäten aufbauen zum Beispiel für ein Sprachmodell-Finetuning, zum Beispiel mit Dialektdaten.

Wer soll mit dem Netzwerk noch angesprochen werden? 

Neben Medien und Wissenschaft wollen wir auch mit der Industrie zusammenkommen, um gemeinsame Produkte zu entwickeln, die dann wieder für Medien interessant sind. Mit dem AI for Media Network reichen wir als ARD aber auch privaten Medienhäusern die Hand. Einer unserer Gründungspartner ist der Ippen Verlag mit seiner Digital-Sparte.

Wir sehen uns da nicht als Rivalen, sondern wollen gemeinsam vorankommen. Von den Medien sind bisher viele Regionalzeitungen wie die Mainpost oder die WAZ dabei, aber auch Springer oder der Spiegel, aus der Forschung etwa das Fraunhofer-Institut und aus der Industrie zum Beispiel der Broadcast-Technik-Anbieter David Systems. 

Es gibt eine Reihe von Startups und Firmen, die KI-Anwendungen herstellen, die wiederum für Medien interessant sind. Zum Beispiel ein Tool, das erkennt, ob ein Bild KI-generiert ist, ein Tool, das Texte in Leichte Sprache übersetzt oder die automatisierte Erstellung von (Radio-)Nachrichten. Das Netzwerk ist ein guter Ort, um KI-Industrie und Medien miteinander zu vernetzen.  

Besetzt das AI for Media Network eine Marktlücke, was den Austausch angeht?  

Was den deutschsprachigen Raum betrifft schon. Wir zielen auf Deutschland, Österreich und die Schweiz, dementsprechend sind auch Partner wie der ORF oder die österreichische Nachrichtenagentur APA mit dabei oder der SRF in der Schweiz. Was uns aber von den meisten internationalen Netzwerken unterscheidet, ist, dass wir nicht nur auf digitale Treffen setzen, sondern uns auch "in echt" sehen, wie am 13. Juni bei Ippen bei unserem ersten "Meetup". Den persönlichen Austausch schätzen die Teilnehmer sehr, das hat nach der Corona-Zeit doch wieder an Bedeutung gewonnen. Das nächste Meetup wird am 9. Oktober 2024 im BR-Funkhaus sein, da wird es um Sprachmodelle gehen.  

AI for Media Meetup bei Ippen Digital

Eine der ersten Veranstaltungen des AI for Media Network war das AI for Media Meetup am 13. Juni 2024 bei Ippen Digital in München. Auf dem Programm standen Präsentationen von BR, SWR und Ippen Digital. Rund 80 Leute kamen in die alte Rotationshalle, um zu erfahren, für welche Use Cases Redaktionen große Sprachmodelle einsetzen – und natürlich auch zum Netzwerken.    

Stimmen zum AI for Media Network

Ippen

"Wenn es darum geht, eine Prompt-Bibliothek oder Prompt-Mechaniken aufzubauen oder wenn wir bei Ippen ein eigenes Sprachmodell entwickeln, das sich für die jeweiligen Medien zuschneiden lässt, muss die darunter liegende Infrastruktur ja nicht x-mal selbst entwickelt und betrieben werden – da können wir effizient zusammenarbeiten, ohne uns gegenseitig was zu geben."

Jan Ippen, CEO bei Ippen Digital Media GmbH 

SRF 

"Wir beschäftigen uns, wie andere Medien auch, mit Large Language Models, bei denen es um Textumformulierungen oder Zusammenfassungen geht. Wir sind zum Beispiel, wie der BR auch, mit dem ORF in Kontakt, um den AIditor als Plattform weiterzuentwickeln. Da ist ein Austausch zwischen ORF, SRF und BR natürlich sehr spannend, um Erfahrungen auszutauschen."
 
Florian Notter, Produktmanager KI beim SRF 

LMU München

"Für die Wissenschaft ist der Austausch mit der Praxis extrem wichtig. Wir arbeiten mit empirischer Forschung, mit Studien und Theorien. Dabei ist einerseits die kritische Distanz zu unseren Forschungsobjekten wichtig, andererseits besteht das Risiko, im Elfenbeinturm zu sitzen. Gerade bei einem aktuellen Forschungsfeld, wie der Nutzung von KI im Journalismus, müssen wir unbedingt am Ball bleiben, um herauszufinden, was die Vor- und Nachteile dieser Technologie für den Journalismus sein könnten."
 
Sina Thäsler-Kordonouri, Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Welche Themen hat sich das Netzwerk vorgenommen? 

Wir haben anfangs Umfragen gemacht mit Wissenschaftlerinnen, Produktentwicklern, Datenanalysten, Journalistinnen usw. Dabei kam heraus, dass grundsätzlich regelmäßige Treffen zum Wissensaustausch gewünscht werden, auch die Entwicklung von gemeinsamen Produkten. Da geht es zum Beispiel um Anwendungsfälle bei KI-gestützter Recherche, automatische Erstellung von Inhalten oder Analyse des Nutzungsverhaltens.  

Im Juli steht ein Hackathon auf der Agenda. Was wird da passieren?  

Die Thema des Hackathons lautet "Generative KI und automatisierte Workflows in der Medienproduktion". Im Vorfeld haben wir innerhalb des Netzwerks dazu aufgerufen, dass man uns Ideen und Anwendungsfälle vorschlägt, für die dann beim Hackathon eine Lösung entwickelt werden soll. Eine Beispiel-Idee war ein KI-gestützter Lernassistent für Schülerinnen und Schüler.

Hackathon heißt, dass wir uns zwei Tage in einer dafür geeigneten Umgebung zusammensetzen, das wird diesmal bei Microsoft sein. Konkret sind in einem Team fünf bis sechs Leute, die innerhalb der zwei Tage einen Prototypen erarbeiten, an dem man zeigen kann, wie das Produkt später mal funktionieren kann. Weil es ein Wettbewerb ist, gibt es auch eine Jury, die die Lösungen bewertet. Das muss aber gar nicht das Endergebnis sein, oft werden Prototypen im Nachgang bis zur Marktreife weiterentwickelt. Es haben sich ganze Teams beworben, aber auch Einzelkämpfer, die sich woanders anschließen. Vom BR bzw. unserer Digitaltochter pub. bringen wir 20 Entwickler mit, die sich den Teams zur Verfügung stellen. 

Wie groß ist das Netzwerk gerade? 

Es wächst gerade wöchentlich, Tendenz steigend. Wir setzen auf organisches Wachstum und Mundpropaganda. Und wir wollen natürlich auch einen konkreten Output erzielen, seien es Produkte, Modelle oder Trainingsdatenaustausch, das hängt ganz von der Bereitschaft ab, wie sich die anderen Netzwerkmitglieder einbringen wollen. 

Was wäre das Allerbeste? 

Das Beste wäre, wenn ein Open-Source-Produkt entsteht, das im Netzwerk entwickelt wurde. Damit könnte dann jeder weiterarbeiten, übrigens auch Privatpersonen. Das wäre ein bereicherndes Ergebnis, das auch zu unserem Public Value-Auftrag passt.   


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