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Landtagswahl Oberpfalz Alle Abgeordneten stehen fest

Zwei Tage nach der Bayern-Wahl stehen alle künftigen Abgeordneten aus der Oberpfalz fest. Neben den acht direkt gewählten CSU-Abgeordneten ziehen ebenso viele Politiker über die Liste in den neu gewählten Landtag ein.

Stand: 17.09.2013

Tobias Reiß, CSU | Bild: CSU

Für die SPD wurden Franz Schindler, Annette Karl, Reinhold Strobl und Margit Wild gewählt. Für die Freien Wähler gehen Tanja Schweiger und Karl Vetter in das Maximilianeum. Für die Grünen wird erstmals der Regensburger Stadtrat Jürgen Mistol im Landtag sitzen.

Durch die Stimmkreisreform hat die Oberpfalz ein Direktmandat verloren. Deswegen ziehen nur noch acht Abgeordnete über die Oberpfalz-Liste in den Landtag ein.

Der einzige Listenplatz für die CSU in der Oberpfalz geht an ihre Bezirksvorsitzende Emilia Müller. Die meisten CSU-Wähler haben mit ihrer Zweitstimme die Europaministerin aus dem Stimmkreis Schwandorf angekreuzt. CSU-Direktkandidat war dort Alexander Flierl. Er erhielt 44 Prozent der Erststimmen. Europaministerin Emilia Müller wollte dieses Direktmandat, hatte sich aber nicht gegen Flierl durchsetzen können. Sie war stattdessen auf Platz eins der CSU-Oberpfalzliste.

Die CSU hat in der Oberpfalz alle acht Direktmandate gewonnen. Das beste Ergebnis für die CSU erzielte Albert Füracker in Neumarkt mit fast 57 Prozent, das schlechteste Franz Rieger in Regensburg mit 42 Prozent. Bayernweit legte die CSU in der Oberpfalz am zweitstärksten zu. Sie kletterte auf 49,9 Prozent - das sind 5,4 Punkte mehr als bei der vergangenen Landtagswahl 2008.

Die Ergebnisse in den Stimmkreisen

Amberg-Sulzbach

Harald Schwartz von der CSU bekam 47 Prozent der Erststimmen. Schwartz tritt damit die Nachfolge von Heinz Donhauser an, der 22 Jahre im Landtag vertreten war. Schwartz gilt mit 43 Jahren als Vertreter einer jüngeren CSU-Generation. In den vergangenen Jahren hat er sich als Anwalt in mehreren spektakulären Insolvenzfällen (z. B. Quelle) einen Namen gemacht. Die SPD kommt auf 25 Prozent.

Cham

CSU-Direktkandidat Gerhard Hopp zieht für den Stimmkreis Cham in den Landtag. Er holte 49 Prozent der Erststimmen - und damit etwas mehr als sein Vorgänger Markus Sackmann. Der bisherige MdL und Sozialstaatssekretär ist vor rund einem Jahr an Krebs erkrankt und ist deshalb nicht mehr angetreten. Sein Nachfolger Hopp, ein 32 Jahre alter Politikwissenschaftler aus Runding, ist ganz neu als aktiver Politiker. Er war bis Ende 2012 Büromitarbeiter bei Sackmann, jetzt ist er hauptberuflich Büroleiter beim Gesamtbetriebsrat des Raumfahrtkonzerns EADS in München. Ernsthafter Konkurrent war Karl Vetter aus Cham von den Freien Wählern, MdL seit 2008. Er schafft 26 Prozent.

Neumarkt in der Oberpfalz

Albert Füracker (CSU) holt das Direktmandat. Er erzielt 57 Prozent der Erststimmen. Hinter Füracker landet SPD-Kandidatin Carolin Braun mit 14 Prozent. Füracker wird zugetraut, bei der nächsten Regierungsbildung eine Rolle zu spielen. Sein Spezialgebiet ist die Agrarpolitik. Allerdings wird der 45-Jährige, der auch CSU-Kreisvorsitzender und stellvertretender Landrat ist, auch als Nachfolger für den langjährigen CSU-Landrat Albert Löhner gehandelt.

Regensburg-Land

Ein weiterer CSU-Wahlgewinner ist Sylvia Stierstorfer. Für die CSU holt sie 50 Prozent der Erststimmen im Stimmkreis Regensburg-Land. Hinter Stierstorfer liegt Tanja Schweiger, die Lebensgefährtin von Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger. Sie kommt auf 18 Prozent. Dahinter kommt SPD-Kandidat Rainer Hummel (15 Prozent).

Die Ergebnisse in den Stimmkreisen

Regensburg-Stadt

Franz Rieger holt das Direktmandat für die CSU. Er kommt auf 42 Prozent der Erststimmen. Hinter Rieger landet Margit Wild (SPD) mit 24 Prozent.

Schwandorf

Alexander Flierl (CSU) gewinnt im Stimmkreis Schwandorf mit 44 Prozent der Erststimmen. Europaministerin Emilia Müller hatte das Direktmandat für den Stimmkreis gewollt, konnte sich aber nicht gegen Flierl durchsetzen. Nicht zuletzt weil der bisherige Mandatsinhaber Otto Zeitler sich hinter den Kulissen stark für Flierl eingesetzt hatte. Er sagte damals: "Wir leben im bodenständigen Bayern und nicht im Land der Amazonen." Die SPD kommt in Schwandorf auf 26 Prozent.

Tirschenreuth

Tobias Reiß (CSU) hat das Direktmandat verteidigt: Er holt 55 Prozent der Erststimmen. Reiß war Vorsitzender der Energiekommission im Landtag. Sein größter Konkurrent ist Berthold Kellner von der SPD. Er kommt auf 18 Prozent. Er ist ein Politik-Neuling, hat es aber geschafft, die SPD-Stammwähler hinter sich zu bringen (Kellners Vorgänger hatte 2008 ebenfalls 18 Prozent).

Weiden

Hier holt Petra Dettenhöfer für die CSU das Direktmandat (47 Prozent der Erststimmen) und legt im Vergleich zu 2008 deutlich zu (+5 Prozent). Konkurrentin Annette Karl, stellvertretende Landesvorsitzende der Bayern-SPD, kommt auf 28 Prozent.

Die CSU hat in allen Oberpfälzer Kreisen mehr Gesamtstimmen bekommen als 2008. Den größten Zuwachs verzeichnete die CSU in den Stimmkreisen Regensburg-Land (+7,7 Prozent) und Tirschenreuth (+6,2).

Reaktionen der Politiker

Petra Dettenhofer, CSU-Direktmandat Weiden

"Ich freue mich persönlich, dass ich so einen guten Zuspruch bekommen habe. Es ist aber auch Auftrag und Verpflichtung zugleich. Die Wähler haben großes Vertrauen in mich, und ich will sie nicht enttäuschen."

Annette Karl, SPD-Kandidatin Weiden

"Es ist uns nicht gelungen, die absolute Mehrheit der CSU zu verhindern. Damit können wir nicht zufrieden sein. Aber wir haben unseren Abwärtstrend gestoppt. Das gibt uns Zuversicht für die Bundestagswahl."

Ulrich Lechte, FDP, Stimmkreis Regensburg-Stadt

"Unsere Arbeit war die letzten fünf Jahre gut. Offensichtlich hat es nichts genützt. Unser nächstes Ziel ist die Bundestagswahl."

Jürgen Mistol, die Grünen, Stimmkreis Regensburg-Stadt

"Wir brechen als Grüne sicher nicht in Jubelgesänge aus. Wir hatten uns mehr erhofft."

Margit Wild, SPD-Direktkandidatin für die Stadt Regensburg

"Ich bin traurig, dass wir bayernweit nicht mehr holen konnten."

Franz Rieger, CSU-Direktmandat Regensburg-Stadt

"Ich bin rundum zufrieden. Es geht wieder vorwärts. Es ist ein klares Zeichen für einen guten Beginn für den Kommunalwahlkampf 2014."

Ludwig Artinger, Freie Wähler, Stimmkreis Regensburg-Stadt

"Wir haben immerhin die dritte Position verteidigt, aber ich hatte mir mehr erhofft."

Die gewählten CSU-Direktkandidaten, geordnet nach Erststimmen

Voraussichtlich vier Mandate für die SPD

Die SPD erhält in der Oberpfalz voraussichtlich vier Mandate. Damit sind wahrscheinlich Franz Schindler aus Schwandorf, Annette Karl aus Neustadt an der Waldnaab, Reinhold Strobl aus Schnaittenbach bei Amberg und Margit Wild aus Regensburg wiedergewählt.
Die Freien Wähler erhalten in der Oberpfalz nach den vorläufigen Berechnungen zwei Mandate – diese gehen voraussichtlich an Tanja Schwaiger aus Pettendorf bei Regensburg und Karl Vetter aus Cham. Das würde bedeuten, dass Joachim Hanisch aus Bruck bei Schwandorf nicht wieder im Landtag sitzt.
Das Oberpfälzer Mandat der Grünen fällt voraussichtlich an den profilierten Regensburger Stadtrat Jürgen Mistol. Er wird damit Nachfolger von Maria Scharfenberg aus Laaber bei Regensburg.

Achtungserfolge von SPD und Freien Wählern

Im Stimmkreis Cham schaffte es Karl Vetter von den Freien Wählern mit 26 Prozent auf den zweiten Platz, im Stimmkreis Regensburg-Land erhielt seine Kollegin Tanja Schweiger 18 Prozent der Stimmen. Im Stimmkreis Weiden holte Annette Karl, die stellvertretende Bayern-SPD-Vorsitzende, sogar 28 Prozent der Erststimmen. In Regensburg-Stadt schaffte SPD-Politikerin Margit Wild 26 Prozent der Erststimmen.

Verluste bei der FDP

Die FDP hat bei dieser Landtagswahl verloren. Die Liberalen kommen bayernweit nicht einmal auf fünf Prozent und verlieren damit einen Platz im Landtag. "Unsere Arbeit war die letzten fünf Jahre gut", sagt Ulrich Lechte. Er war für die FDP im Stimmkreis Regensburg-Stadt angetreten. "Offensichtlich hat es nichts genützt."

Neumarkt mit der höchsten Wahlbeteiligung

Der Stimmkreis Neumarkt ist bei den Landtagswahlen 2013 der mit der höchsten Wahlbeteiligung in der Oberpfalz. Fast 69 Prozent der Bürger stimmten ab. Dahinter kommen Regensburg-Land (68 Prozent) und Amberg-Sulzbach mit knapp 63 Prozent. Etwas weniger stimmten in Schwandorf und Cham (jeweils rund 62 Prozent). Die niedrigste Wahlbeteiligung hatten Regensburg-Stadt und Cham mit je knapp 61 Prozent.

Jubel und lange Gesichter bei Wahlparty im Leeren Beutel


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