DAV-Projektleiter „Natürlich auf Tour“ Manfred Scheuermann hört auf 30 Jahre im Dienst des naturverträglichen Bergsports
Fast 30 Jahre hat Manfred Scheuermann für den Deutschen Alpenverein den natur-verträglichen Winterbergsport in den Bayerischen Alpen entwickelt. Jetzt übergibt er seine Aufgaben und blickt auf eine Erfolgsgeschichte zurück.
Nach 15 Jahren und rund 1,5 Millionen Höhenmetern hatte Manfred Scheuermann einen Meilenstein erreicht im Projekt „Skibergsteigen Umweltfreundlich“:
Im Winter 2011 war der Kartensatz mit Wintertouren und Schutzgebieten im Bayerischen Alpen-raum vollständig. Damit gab es erstmals ein Werkzeug, um im winterlichen Gebirge mit Rücksicht auf Wildtiere unterwegs zu sein. Schon damals waren rund eine halbe Million Bayern auf Ski und Schneeschuhen im Winter unterwegs. Inzwischen ist die Zahl noch einmal massiv gestiegen. Immer wichtiger werden also die „Wald-Wild-Schongebiete“ für die Natur. Deshalb wird das Projekt kontinuierlich fortgeschrieben – mit Höhen und Tiefen, denn nicht immer ist die Akzeptanz so, wie es sich Manfred Scheuermann und der DAV vorstellen.
Lenkung auf freiwilliger Basis
Trotzdem ist es gelungen, den zunehmenden Ansturm auf die bayerischen Berge in Einklang zu bringen mit dem Naturschutz. Das ist der Grundgedanke von einem der ältesten und bewährtesten Lenkungsmodelle in den Alpen. Das Projekt „Skibergsteigen umweltfreundlich“ wurde vor fast 30 Jahren vom Bayerischen Umweltministerium gemeinsam mit dem Deutschen Alpenverein gestartet und zum Erfolgsprojekt bis heute. Es basiert auf Freiwilligkeit und regelt vor allem in der für die Alpentiere besonders kritischen Winterzeit die Routenwahl auf den Bergen. Inzwischen läuft es unter dem Namen „Natürlich auf Tour“.
In Dialogrunden vor Ort
Statt einfach behördliche Verbote zu verhängen, wurden mit Manfred Scheuermann als Moderator 180 Berge in Bayern Stück für Stück besichtigt - rund 700 empfohlene Ski- und Schneeschuhrouten sind dabei herausgekommen. Es ist die ganz besondere Leistung des Projekts „Skibergsteigen umweltfreundlich“, dass es gelungen ist, so widerstreitende Interessen wie Jagd und Forst, Sport und Naturschutz, Bergschulen und Behörden immer wieder im Dialog auszubalancieren
Und das in einer Phase, in der der Alpinsport im Winter geradezu explodiert ist in Bayern: Zu weit über einer halben Million Menschen, die auf Tourenski oder Schneeschuhen unterwegs sind, kommt jetzt noch eine stetig steigende Zahl von Winterwanderern dazu und damit die nächste Herausforderung für das Lenkungskonzept.
Neue Aufgaben für den Nachfolger
Die Arbeit wird also auch Simon Eisele nicht ausgehen. In den vergangenen Monaten war der junge Ökologe schon eingebunden, auch draußen am Berg, wenn die lokalen Arbeitsgruppen ganz konkrete Betretungsregeln verhandelt haben. Neben seiner fachlichen Qualifikation bringt Simon Eisele auch die Voraussetzung zum Moderator mit, denn er glaubt daran, dass bei offener Diskussion am Ende alle kompromissbereit sind.
Eine freiwillige Regelung ist immer nur so gut wie die Akzeptanz bei allen Beteiligten und deren Bereitschaft, die Naturschutz-Spielregeln zu kennen und auch einzuhalten. Dazu gehört, immer wieder daran zu erinnern, dass zur freien Betretung der Natur auch die Verantwortung gehört, Grenzen zu respektieren. Die notwendigen Informationen sind dank dieses Projekts für alle leicht verfügbar.