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Neue Wirte auf der Tölzer Hütte Tradition und Moderne auf einem Logenplatz im Vorkarwendel

Dreimal haben in den vergangenen drei Jahren die Wirtsleute auf der Tölzer Hütte am Schafreuter gewechselt. Aber jetzt schaut es gut aus: Das junge Paar, das seit Mai die 1835 Meter hoch gelegene Hütte bewirtschaftet, will auch über die Saison hinaus bleiben.

Von: Georg Bayerle

Stand: 10.08.2023

Tölzer Hütte | Bild: Tölzer Hütte

Andrea Held und Benno Schödel sind beide 34 Jahre alt und haben einen fulminanten Start hingelegt auf diesem Logenplatz im Vorkarwendel. Der Ausgangspunkt für den Aufstieg zur Tölzer Hütte ist eine eigene Bushaltestelle – hier hält der Wanderbus in die Eng. Von dort sind es dann immerhin 900 Höhenmeter hinauf zur Hütte. Gleich nach dem Reinkommen riecht es schon verführerisch nach Essen, denn die renovierte Küche ist offen. Herd und Ofen sind das Metier von Andrea, die es in ihrer gastronomischen Karriere schon bis in ein Michelin-Restaurant in der Schweiz geschafft hat. Aber es war nicht das Richtige auf Dauer: Sie wollte auf dem Berg arbeiten - an einem Ort, zu dem die Gäste aufsteigen und wo sie glücklich sind, wenn ihnen eine gute Mahlzeit serviert wird.

Hüttenwirt Benno Schödel mag die Einfachheit der Hütte

Benno Schödel, der Partner von Andrea, liegt genau auf derselben Linie: Die Küche auf der Tölzer Hütte soll hochwertig sein, aber nicht schickimicki. Konkret heißt das, dass sie eine echte Rinderbrühe aufsetzen und nicht einfach Brühwürfel verwenden. Wenn Fleisch verarbeitet wird, dann ist es Bio-Rind aus der Region. Die Eier für den Kaiserschmarrn kommen aus Lenggries. Regional soll es sein und schmackhaft. Versorgt wird die Tölzer Hütte über einen Lastenaufzug. Wind, Sonne und im Notfall ein mit Pflanzenöl betriebenes Blockheizkraftwerk liefern die Energie. Auch mit der biologischen Kläranlage erfüllt die vor 100 Jahren erbaute Hütte heute die Anforderungen für das Umweltgütesiegel des DAV.

Hochwertiges Essen und trotzdem Einfachheit sind kein Widerspruch, sagt Benno. In den Waschräumen gibt es nur kaltes Wasser, Duschen sind Fehlanzeige. Klagen gab es deswegen bisher keine, im Gegenteil - viele loben das umweltfreundliche Konzept. Bisher sprengen die Besucherzahlen die Rekorde: Mit 900 Übernachtungen im Juni wurde das langjährige Monatsmittel sogar verdoppelt.

Ausblicke wie dieser sind mehr wert als jedes Luxuslager

Als fast schon luxuriös empfinden die Hüttenbesucher das erweiterte Salettl mit Panoramafenstern ins Karwendel. Dabei ist die Möblierung bewusst aus Holz und einfach gehalten. Der studierte Holzingenieur Benno weiß das zu schätzen. Ihm gefällt der helle und luftige Stil in Holz wie auch der 100 Jahre alte Dielenboden in den Matratzenlagern. Neuer Gastraum und altes Matratzenlager - die Tölzer Hütte ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein 100 Jahre altes Schutzhaus ins 21. Jahrhundert gebracht werden kann und wie sich Tradition und Moderne verzahnen, ohne dass der Charakter verloren geht.

Es ist zu spüren, dass die beiden jungen Hüttenwirte gern hier arbeiten. Es sei „scho vui Arbeit“, sagen Benno und Andrea unisono, aber das wussten sie ja bereits vorher. Zur Vorbereitung auf den Berufswechsel zum Hüttenwirt hatten sie im vorigen Sommer auf der Tutzinger Hütte unter der Benediktenwand gearbeitet. Dann wurde ihre Traumhütte frei, in Reichweite von Rosenheim, wo ihre Familien wohnen, ohne Fahrweg und ohne Seilbahn in der Nähe, aber trotzdem in einer Tagestour erreichbar.

Konditormeisterin Andrea mit ihren Kreationen

Die Begeisterung steckt an und es sieht so aus, als ob das junge Paar alles richtig macht und dem Platz noch länger treu bleibt. Vor dem Verlassen des Hauses wartet auf die Gäste noch eine besondere Prüfung: Vor der Tür steht die Vitrine mit den Kuchen, schließlich ist die Konditorei das Spezialgebiet von Andrea. An mangelnder Verpflegung wird hier keine Tour scheitern, und wer beim Aufstieg zu viel Kraft gelassen hat, der wird von der jungen Küchenmeisterin garantiert wieder aufgepäppelt.


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