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Kräuterwandern am Hochkönig Auf dem Salzburger Almenweg zur Bürglalm

Auf 1597 Metern liegt die Bürglalm mit herrlichem Blick auf den mächtigen Hochkönig und das Steinerne Meer. Doch wer mit Gabi Bürgler über die Alm geht, blickt nicht in die Ferne, sondern eher auf den Boden. Auf Schritt und Tritt findet die kräuterkundige Wirtin der Bürglalm etwas, das sie einem zeigt und erklärt.

Von: Ulrike Nikola

Stand: 10.08.2023

Kräuterwanderung Hochkönig: Die Bürglalm liegt auf dem Salzburger Almweg | Bild: BR/Ulrike Nikola

Auf 1597 Metern liegt die Bürglalm mit herrlichem Blick auf die Dientner Grasberge, den mächtigen Hochkönig und das Steinerne Meer. Doch wer mit Gabi Bürgler über die Alm geht, blickt nicht in die Ferne, sondern eher auf den Boden. Auf Schritt und Tritt findet die kräuterkundige Wirtin der Bürglalm etwas, das sie einem zeigt und erklärt. Sie lässt die Gäste den wilden Kümmel probieren oder die Fäden aus dem Wegerich zupfen. Daraus könne man kleine Knäuel formen und in die Ohren stecken, wenn diese schmerzen, und dieses Wissen wurde von den Vorfahren weitergegeben, erzählt sie.

Wegerich ist gut gegen Blasen

Der Wegerich liefert auch Flohsamen für das Müsli, die Blätter helfen nicht nur gegen juckende Insektenstiche: „Wenn ich Wandern gehe und ich bekomme unterwegs eine Blase, dann lege ich ein Blatt Wegerich darauf“, erklärt Gabi Bürgler, „das wirkt wie ein natürliches Pflaster.“ Schon den römischen Legionären war bekannt, dass Wegerich antibakterielle Wirkstoffe enthält.

Für Wandertouren ist auch gut zu wissen, dass Arnika gut tut bei Verspannungen und blauen Flecken. Eine von Gabi Bürglers Lieblingspflanzen ist die Brennnessel, die den Stoffwechsel stimuliert, entwässert und das Immunsystem anregt. Sie verarbeitet nicht nur deren Blätter, Strunk und Stiel, sondern auch die Wurzeln und die Samen. Die kleinen Körner streut sie beispielsweise auf ihr Frühstücksei, verarbeitet sie im Brot oder backt Brennnessel-Kekse. In der Küche verarbeitet Gabi Bürgler auch gerne Löwenzahn, Giersch und Schafgarbe - zu Sirup oder Suppe, im Smoothie oder im Kräutersalz.

Innerhalb der 16 Kräuteralmen rund um den Hochkönig hat sich die Bürglalm-Wirtin auf Sirup spezialisiert, so dass Wanderer auf jeder Alm etwas Anderes kosten können. Die einen bieten beispielsweise Kräutertees oder Kräuterschnäpse an, die anderen kreieren Kräutersuppen oder Kräutersalze.

Gabi Bürgler und das Cola-Kraut

Eine schöne Wanderung führt beispielsweise von Dienten über die Zachhofalm hinauf zur Bürglalm, die auch am Salzburger Almenweg liegt. Wander-Möglichkeiten gibt es dort viele und die Gäste sind begeistert von der Natur. Ein Ehepaar, das schon seit vielen Jahren immer wieder kommt, schwärmt von der Kraft, die es dort tanken kann. Die Natur ist Speisekammer, Apotheke und Kosmetikstudio zugleich. So beruhigt beispielsweise der Augentrost mit seinen kleinen weiß-gelben Blüten die Augen. Die Vogelmiere besitzt viel Kieselsäure - gut für Haut und Fingernägel. Eine Art Aromatherapie gibt es beim Kräuterwandern obendrein, denn auf den Almwiesen rund um den Hochkönig duftet es herrlich!

Kräuteridylle auf der Alm

Neben den Kräutern, die die Natur am Wegesrand zu bieten hat, hegt und pflegt Gabi Bürgler noch ihren Kräutergarten. In einem Beet wächst Cola-Kraut, das tatsächlich wie das braune Getränk riecht. Aus dem Kraut macht Gabi Bürgler einen Sirup, der durch etwas braunen Zucker dann tatsächlich so aussieht wie Cola und auch so schmeckt. Ursprünglich wächst das Cola-Kraut nicht auf der Alm. Doch einmal angepflanzt, gedeiht es prächtig, ist winterhart und kommt jedes Jahr wieder.

Gleich daneben prangen die orangefarbenen Blüten der Kapuzinerkresse, die Gabi Bürgler getrocknet in den Kräuteralmen-Tee mischt oder zusammen mit den Blättern zu Essig verarbeitet und zur Sülze serviert. Weil die Kapuzinerkresse ein natürliches Antibiotikum ist, setzt die Almwirtin eine Tinktur für die ganze Familie an. "Bei einer Erkältung wirkt sie Wunder", verrät Gabi Bürgler.

Die Begeisterung für die Kräuter ist ihr unschwer anzumerken. Doch eines liegt ihr besonders am Herzen: der maßvolle Umgang mit der Natur. Es reiche völlig aus, wenn man nur wenige Blätter von einem Kraut abzupfe. Denn es sei wichtig, dass die Pflanzen erhalten bleiben. Diesen Appell richtet sie auch an alle Wandernden, die zwischen den 16 Kräuteralmen am Hochkönig entweder allein unterwegs sind oder an einer geführten Tour teilnehmen.


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