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Anwendung, Risiken, Forschung Heilerde im Test: Was bringt sie wirklich?

Sie ist ein beliebtes Naturheilmittel, das innerlich und äußerlich angewendet werden kann: Heilerde soll als Gesichtsmaske bei Hautunreinheiten und Akne helfen und aufgelöst in einem Glas Wasser zum Beispiel gegen Sodbrennen, Dyspepsie oder das Reizdarm-Syndrom. Welche Inhaltsstoffe enthält die Erde? Gibt es wissenschaftliche Studien, die ihre Wirksamkeit belegen? Kann es bei der Anwendung zu Nebenwirkungen kommen? Beauty-Bloggerin Katja Daniel, Biologin Michaela Marx und Mediziner Jost Langhorst nehmen das Hausmittel unter die Lupe in unserer neuen Rubrik: natürlich! wirksam? getestet!

Von: Agnieszka Schneider

Stand: 04.05.2022

Ausgangsmaterial für Heilerde ist mineralhaltiger Löss, der bei 130 Grad getrocknet und dann zermahlen wird in unterschiedliche Feinheitsgrade:

  • ultrafein für die innerliche Anwendung
  • hautfein für die äußerliche Anwendung

Erhältlich sind auch Kapseln, Granulat und Paste.

Anwendungsgebiete: Bei welchen Beschwerden hilft Heilerde?

Bloggerin Katja nutzt Heilerde schon lange. Seit drei Jahren gibt sie auch ihren Followern online Anwendungs-Tipps. Eine Gesichtsmaske aus Heilerde gehört zu ihren regelmäßigen Beauty-Ritualen.

"Ich hatte große Poren (...). Ich hatte Unreinheiten, oft Mitesser, und das ist alles besser geworden. Und bei der Haar-Kur merke ich auf jeden Fall einen positiven Unterschied. Sie sind viel glänzender, viel griffiger, viel stärker bemerke ich."

Katja Daniel, Bloggerin

Auch Katjas Haare sind nicht sicher vor dem Matsch – die Heilerde soll besonders gut Fett und Schmutz aufnehmen. Zum Auftragen nutzt Katja einen Pinsel. Da Heilerde keine Duftstoffe, Tenside oder Silikone enthält, ist sie auch für Allergiker geeignet und kann eine Alternative zu herkömmlichem Shampoo sein. Für Katja ist Heilerde ein Naturkosmetik-Allrounder.

Die Biologin Michaela Marx veredelt Heilerde gerne mit Kräutern. Gemeinsam mit Tochter Marlene probiert sie einen Brennnessel-Heilerde Drink, der ausleitende Wirkung haben soll und eine natürliche Zahnpasta aus Heilerde, Kräutern, Birkenzucker und Pfefferminzpulver. Die Verwendung von Erden hat eine lange Tradition, sagt die Kräuterexpertin.

"Wir wissen auch, dass sich Tiere zum Beispiel mit Erden behandeln. Also es gibt Tiere, die sich äußerlich in Schlamm wälzen oder Papageien die Ton lecken und Mineralstoffe aufnehmen und so kann man vermuten, dass unsere Vorfahren das natürlich auch gemacht haben."

Michaela Marx, Biologin und Kräuterexpertin

Gemischt mit Apfelessig und Giersch soll Heilerde abschwellend wirken und den Stoffwechsel anregen. Die Kräuterexpertin nutz dieses Rezept, um Gelenkschmerzen zu lindern oder bei müden Füßen. Die Packung muss 20 Minuten einwirken.

Die Inhaltsstoffe: Was macht die Erde zum Naturheilmittel?

Sie enthält die Mineralstoffe Magnesium, Silicium, Eisen, Phosphor, Kalium, Calcium sowie die Spurenelemente Kupfer, Mangan, Selen und Zink.

"Erstens einmal mineralisiert natürlich die Heilerde die Haut, und zum anderen haben wir hier eine adsorbierende und eine absorbierende Wirkung. Das bedeutet zum Beispiel, dass Talg, alte Hautpartikel aber auch Entzündungsstoffe gebunden und dann mit dem Abwaschen natürlich entfernt werden."

Michaela Marx, Biologin und Kräuterexpertin

Auch in der Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde am Klinikum Bamberg behandelt Prof. Jost Langhorst seine Patienten häufig mit Heilerde.

"Diese Form der Erde ist eben besonders gesund. Die hat eine hohe Oberfläche und eine hohe Pufferkapazität, kann also bestimmte Stoffe binden und PH-Wert puffern. Das sind beides Dinge, die sehr hilfreich sind bei verschiedenen Erkrankungen."

Univ.-Prof. Dr. med. Jost Langhorst, Internist, Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde, Sozialstiftung Bamberg

So zum Beispiel beim Reizdarm-Syndrom. Silvia Fritsch entschied sich für den naturheilkundlichen Weg nachdem ihr die Schulmedizin nicht helfen konnte: "Ich vertrage ganz viele Nahrungsmittel nicht, hab‘ permanent Darmbeschwerden, Verdauungsproblem, Blähungen und Übelkeit, Migräne." Wer Heilerde zusätzlich zu anderen Medikamenten einnimmt, sollte das mit eineinhalb Stunden Abstand tun, empfiehlt Prof. Langhorst. Silvia Fritschs Symptome sind nach der Einnahme von Heilerde besser geworden.

Der Forschungsstand: Gibt es wissenschaftlich Studien?

Derzeit laufen randomisierte kontrollierte Studien, die untersuchen ob Heilerde bei Sodbrennen, Dyspepsie und Reizdarm-Syndrom hilft. Zu positiven Ergebnissen kamen Anwendungsbeobachtungen bei Akne und Neurodermitis.

"Im Bereich des Sodbrennens zum Beispiel gibt es Fallserien, wo man viele Patienten 30, 40, 50 Patienten begleitet hat bei der Anwendung und gesehen hat, dass eben durch diese Pufferkapazität, die eben die Säure im oberen Magen-Darm-Trakt abpuffern kann, die Beschwerden deutlich besser werden."

Univ.-Prof. Dr. med. Jost Langhorst, Internist, Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde, Sozialstiftung Bamberg

So auch bei Johannes Müller. Er bekam vor zwei Jahren Sodbrennen. Eine acht-wöchige ambulante Therapie mit Heilerde konnte sein Problem beseitigen: "Also aktuell ist es so, dass ich keine akuten Beschwerden habe. Ich habe sie ab und zu mal, je nachdem, was ich esse und ich weiß dann eben, was ich nehmen muss, um die Beschwerden spontan, sozusagen wieder loszukriegen."

Die Risiken: Gibt es unerwünschte Nebenwirkungen?

Bei innerlicher Anwendung kann Heilerde die Wirkung von Medikamenten beeinträchtigen, denn sie bindet auch Arzneistoffe. Außerdem muss man auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr achten: "Manche vertragen die Heilerde nicht gut, also es kann Druckgefühl im Oberbauch machen. Es ist selten, aber kommt vor. Und es gibt Patienten, die mit Verstopfung darauf reagieren", sagt Prof. Langhorst.

Bei der äußerlichen Anwendung hatte Katja noch nie Probleme. Ganz selten können allergische Reaktionen vorkommen. "Ich habe jetzt auch keine trockene Haut, muss ich sagen. Ich creme sie mir danach einfach mit einer Feuchtigkeitscreme ein. Und dann ist es gut", erklärt die Bloggerin.

Das Fazit: Wie schneidet das Hausmittel ab?

Recht positiv: Bei der Anwendung punktet Heilerde durch ihre Vielseitigkeit, etwa bei Magenbeschwerden oder Hautunreinheiten. Ein weiterer Pluspunkt: Sie enthält keine problematischen Inhaltsstoffe. Allerdings ist ihre Wirkung noch nicht ausreichend durch Studien bestätigt. Doch es gibt zahlreiche positive Erfahrungsberichte und schwerwiegende Nebenwirkungen sind bei der Anwendung nicht zu erwarten. Heilerde kann man also recht unbedenklich innerlich und äußerlich anwenden.

Extra: Rezepte mit Heilerde

Packung für müde Füße

  • 50 g  Heilerde
  • 1 Handvoll Kräuter/Giersch
  • 3-4 EL Essig

Alles mixen, auf die Füße auftragen, Socken drüber für 20 Minuten, warm abspülen. Durch den Kältereiz und Eigendruck des Heilerdebreis werden die Blutgefäße verengt und Muskelspannungen verringert, Schwellungen gehen zurück, Schmerzen werden gelindert. Wirkt ausleitend, kühlend, antiseptisch.

Detox Trunk

  • Heilerde
  • Brennnessel
  • 1 Teil Erde
  • 3 Teile Quellwasser (Mineralwasser)
  • 1 Teil Kräuter

Alles gut mit dem Pürierstab mixen, abseihen. Bleibt eine Woche haltbar. Alternative für Kräuter: Giersch, Löwenzahn, Vogelmiere, Schafgarbe, Goldrute, Beifuss, Birkenblätter


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