Pickel, Akne & Co. Anti-Pickel-Mittel im Test
70-95 Prozent aller Menschen sind irgendwann einmal von Pickeln betroffen. Sie tauchen immer dann auf, wenn man sie am allerwenigsten brauchen kann. Zahlreiche Produkte aus der Drogerie versprechen schnelle Hilfe. "Gesundheit!" hat einige Mittel getestet.
Produkte gegen Akne und unreine Haut gibt es bereits für wenige Euros in der Drogerie. Die Auswahl ist groß, ebenso die Vielzahl und die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe.
Wir testen:
Die versprochene Wirkung:
Alle drei Produkte haben ähnliche Wirkversprechen. Sie sollen helfen, bereits vorhandene Pickel und Mitesser zu reduzieren. Anzuwenden sind sie punktuell auf der betroffenen Hautstelle. Die Mittel sind auf der Haut "unsichtbar" und fallen unter dem täglichen Make-up nicht auf.
Kosten:
Die Preisspanne ist ebenfalls vergleichbar: Zwischen 2,95 € und 3,95 € bei ähnlicher Packungsgröße.
Der Test:
Alle drei Patienten, die in unserem Test mitmachen, leiden unter Akne vulgaris, der häufigsten Akneform.
Die Aufgabe der Testpersonen für zwei Wochen:
Zusätzlich zur gewohnten Tagespflege sollten sie je ein Produkt testen. Dabei durften sie während der Versuchsphase keine zusätzlichen neuen Medikamente (innerlich und äußerlich) gegen Pickel anwenden. Urlaube am Meer oder andere vermehrte Sonneneinstrahlung waren tabu, denn auch das kann Akne beeinflussen.
Die Versuchsgruppe ist natürlich zu klein, um wirklich ein repräsentatives Ergebnis zu erzielen. Dennoch ist nach zwei Wochen messbar, ob sich die Akne bei den drei Testpersonen mit den Drogerieprodukten verbessert hat.
Begleitet wurde der Test von dem Dermatologen Dr. Gerd Gauglitz, Oberarzt an der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er hielt das Hautbild der Patienten zu Beginn und am Ende des Versuchs mit einer speziellen Fototechnik fest.
Die wichtigsten Inhaltsstoffe der getesteten Produkte:
In den drei von uns getesteten Produkten waren zwischen 16 oder 22 Inhaltsstoffe enthalten. Nur die Reihenfolge der Zutaten in der Inhaltsliste lässt vage auf die Menge der enthaltenen Substanz schließen. Das bedeutet, dass Salycilsäure – ist sie unter den ersten Zutaten genannt – durchaus als Wirkstoff von Bedeutung sein kann.
Anti-Pickel-Mittel – Genaue Rezeptur bleibt geheim
Allerdings wird Salycilsäure auch als Konservierungsmittel eingesetzt und/oder zur Neutralisation bestimmter Gerüche. Findet sich Salicylsäure eher im hinteren Drittel der Rezeptur, kommt die Substanz wohl eher nicht als Wirkstoff gegen Pickel in dem Produkt zum Einsatz. Genauer lassen sich die Hersteller nicht in die Karten schauen. Die Konzentrationen und Mischungsverhältnisse der Zutaten fallen unter das Betriebsgeheimnis.
Infos zu wichtigen Inhaltsstoffen
Salicylsäure
Vorkommen:
Die Substanz mit der Summenformel C7H6O3 kommt als natürliche aromatische Verbindung in ätherischen Ölen und als Pflanzenhormon in den Blättern, Blüten und Wurzeln verschiedener Pflanzen vor. Pflanzen nutzen Salicylsäure zur Abwehr von Krankheitserregern.
Wirkung:
Salicylsäure hat eine medizinisch nachgewiesene Wirkung bei Akne und unreiner Haut.
- Sie kann die Hornschicht der Haut lösen und hilft, abgestorbene Hautzellen "abzuschuppen" (keratolytische Wirkung).
- Zudem hat Salicylsäure antibakterielle Eigenschaften.
Wie stark ist die Säure konzentriert?
Die Wirkung der Salicylsäure ist konzentrationsabhängig.
- In frei verkäuflichen kosmetischen Produkten ist eine Konzentration von bis zu zwei Prozent enthalten. In dieser geringen Dosierung erzielt Salicylsäure eine oberflächliche "Schälwirkung".
- In Konzentrationen ab fünf Prozent, wie sie z.B. von Kosmetikerinnen eingesetzt wird, wirkt Salicylsäure zudem komedolytisch. Das bedeutet, dass der Wirkstoff Komedonen ("Pickel") öffnen und abbauen kann. Der überschüssige Talg kann abfließen.
Teebaumöl
Teebaumöl ist ein Gemisch aus über 100 verschiedenen Substanzen, wobei Terpinen-4-ol als Hauptwirkstoff zu nennen ist.
Vorkommen:
Teebaumöl wird aus Blättern des australischen Teebaumölbaums gewonnen.
Wirkung:
Teebaumöl wird von den australischen Ureinwohnern traditionell unter anderem gegen Erkältungskrankheiten und Hautentzündungen eingesetzt.
Gefahr von Allergie
Trotz der belegten antimikrobiellen Wirkung ist Teebaumöl nicht als Arzneimittel zugelassen und muss wegen der Gefahr von Kontaktallergien mit Vorsicht angewandt werden. Bis zu drei Prozent aller Menschen sind auf Teebaumöl sensibilisiert und können eine Allergie entwickeln. Gründe für die Sensibilisierung können unter anderem in einer falschen Anwendung liegen; zum Beispiel wenn Teebaumöl unverdünnt oder auf vorerkrankte Haut aufgetragen wird.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt daher, die Konzentration von Teebaumöl in kosmetischen Mitteln auf maximal ein Prozent zu begrenzen.
Zink und Vitamin B3
In einem unserer getesteten Produkte sind unter anderem Zink und Vitamin B3 als Hauptwirkstoffe genannt.
Wirkung:
Zink und Vitamin B3 haben in der Tat eine wichtige Funktion bei vielen Stoffwechselvorgängen im gesamten Organismus – insbesondere in der Haut.
Hautkrankheiten wie Akne gehen auch häufig mit einem Zink-Mangel einher. Doch ob eine ausschließliche Substitution über die Haut hilfreich ist, ist fraglich.
"Zink und Vitamin B3 wird eine gewisse antientzündliche Wirkung nachgesagt, wobei beide Wirkstoffe sinnvollerweise mit der Nahrung oder durch Tabletten aufgenommen werden sollten." PD Dr. Gerd Gauglitz, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, Universität München
Das Ergebnis
Bei keinem der getesteten Produkte konnte der Dermatologe Dr. Gauglitz nach einer erneuten Messung zwei Wochen später eine deutliche Verbesserung des Hautbildes feststellen. Auch wenn in einem Fall 50 Prozent weniger aktive Entzündungen vorhanden waren, so bildeten sich gleichzeitig 30 Prozent neue, frische Läsionen, aus denen sich dann wieder Entzündungen entwickeln könnten.
Bei den anderen beiden Probanden haben sich die Pickel und Hautunreinheiten nur verlagert. Eine prozentuale Verbesserung konnte Dr. Gauglitz im Vorher-Nachher-Vergleich nicht feststellen.
Das Fazit
Leichte Schwankungen im Hautbild sind für jeden Akne-Patienten normal.
Akne – Schlaf und gute Ernährung helfen
Ausreichend Schlaf, ein gutes Immunsystem, gesunde Ernährung, Bewegung an der frischen Luft und weniger Stress können dafür sorgen, dass Entzündungen abklingen und das Hautbild ruhiger wird.
Vernarbung durch Pickel vermeiden
Wer aber dennoch Anti-Pickel-Mittel aus der Drogerie für sich testen möchte, für den hat Dr. Gerd Gauglitz folgenden Rat:
"Es spricht überhaupt nichts dagegen, ein Mittel aus der Drogerie erstmals auszuprobieren. Bleiben die Entzündungen länger bestehen, ist es in meinen Augen ganz, ganz wichtig, dass man einen Hautarzt aufsucht. Ich mache mir dann immer Gedanken, dass bei vielen oder schweren Entzündungen Narben zurückbleiben können und die begleiten die Patienten dann häufig ihr Leben lang."
Dr. Gerd Gauglitz, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, Universität München
Bei Akne sollte man zum Hautarzt gehen
Zusammen mit dem Dermatologen, kann die Ursache der Akne erforscht und eine maßgeschneiderte Therapie gefunden werden. Denn Akne lässt sich mit den richtigen Medikamenten gut behandeln.