Botanischer Garten Bayreuth Insektenfreundliche Wiesenpflege
Wildblumenwiesen müssen regelmäßig gemäht werden, um die Pflanzenvielfalt zu erhalten. Allerdings überwintern in den Stängeln, Blättern und Blütenköpfen Insekten, die durch die Mahd verschwinden würden. Im Botanischen Garten Bayreuth möchte man daher herausfinden, wie sich trotz Mahd möglichst viele Insekten erhalten lassen.
Blumenwiesen mähen
Klassische Blumenwiesen bestehen aus Gräsern und den verschiedensten Wildblumen. Wildblumenwiesen mit gebietseigenem Saatgut sind besonders wertvoll für unsere heimischen Insekten, da sie ideal an die Pflanzen angepasst sind. Je nach Standort müssen Wildblumenwiesen ein– bis dreimal pro Jahr gemäht werden. Magere Standorte seltener, nährstoffreiche Standorte mit Fettwiesen häufiger. Wichtig ist dabei, das Mähgut einige Tage liegen zu lassen, damit die Samen ausfallen können und es erst dann von der Fläche zu entfernen, um dem Standort Nährstoffe zu entziehen. Würde man die Wiesen nicht mähen, würden sie irgendwann verbuschen und die Pflanzenvielfalt immer kleiner werden.
Schneiden, zählen, bestimmen
Allerdings können in den Stängeln, Blättern und Blütenköpfen der Pflanzen Insekten überwintern. Die wären bei einer Mahd verloren. Der Mahdzeitpunkt ist entscheidend. Im Rahmen ihrer Masterarbeit möchte Alina Haitzer genau den herausfinden.
Die Fragestellungen:
- Welche und wie viele Insekten überwintern in Wiesen?
- Bis wann schlüpfen die Insekten?
Dafür hat Alina Haitzer 10 Wiesenflächen im Bayreuther Stadtgebiet ausgesucht. Auf diesen Flächen sammelt sie von März bis Juni einmal im Monat Pflanzenmaterial. Per Zufallsprinzip legt sie fünfmal pro Wiese einen Quadratmeter Fläche fest, von dem sie einen Teil der Vegetation bodennah abschneidet. Dieses Pflanzenmaterial gibt sie dann in sogenannte Eklektoren, eine Art kastenförmigen Fangbehälter. An der Spitze der Eklektoren ist ein Gefäß mit einer Fangflüssigkeit geschraubt, in die die geschlüpften Insekten fliegen. Diese Behälter leert Alina Haitzer wöchentlich und zählt und bestimmt die Insekten.
Wann schlüpfen Insekten?
In ihrer Arbeit konnte Alina Haitzer zeigen, dass die ersten Insekten bereits Ende März schlüpfen und dann kontinuierlich bis Ende Juni. Und unterschiedliche Insektengruppen schlüpfen in unterschiedlichen Zeiträumen. Ende März sind es hauptsächlich Fliegen; Käfer und Wanzen schlüpfen vermehrt im Mai und Juni; die Zikaden vor allem im Juni.
Wann und wie mähen?
Alina Haitzers Masterarbeit zeigt, dass sich das bereits teils praktizierte Prinzip der sogenannten „Mosaikmahd“ als tierschonend erweist. Mosaikmahd bedeutet, dass unterschiedliche Flächen einer Wiese zu unterschiedlichen Zeitpunkten gemäht werden. Beispielsweise ein Teil der Fläche Ende Mai/Juni und ein zweiter Teil im September.
Die Tiere können so auch aus den gemähten in die ungemähten Flächen flüchten. Mindestens 10 bis 20 % der Fläche sollten über den Winter stehen gelassen werden und frühestens im Juni gemäht werden. Für eine tierschonende Mahd empfiehlt sich die klassische Sense oder bei größeren Flächen ein Balkenmäher. Und eine Schnitthöhe von 10 cm sollte nicht unterschritten werden.
Kontakt
Ökologisch-Botanischer Garten der Universität Bayreuth
Universitätsstraße 30
95447 Bayreuth